Fußball

Unmut nach bitterem Europa-Aus Leverkusens Wut richtet sich gegen "unfaire" Römer

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Bayer Leverkusen rennt gegen AS Rom über 90 Minuten an. Ohne Erfolg. Doch das 0:0 im Halbfinal-Rückspiel bedeutet das Aus in der Europa League - die Bayer für die kommende Saison zu verpassen droht. Die Wut der Werkself richtet sich auch gegen den Gegner. Trainer José Mourinho gibt sich unschuldig.

Fernando Carro schlich mit gesenktem Kopf durch die Katakomben. "Das tut weh", sagte der Club-Chef von Bayer Leverkusen nur mit leiser Stimme. Kurz nach ihm kam dann auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler, bis vergangenen Sommer noch Sportchef bei Bayer, in die Kabine, um die Mannschaft zu trösten. Eine herausfordernde Aufgabe.

Die Enttäuschung bei Bayer war nach dem Halbfinal-Aus in der Europa League nach dem 0:0 gegen die AS Rom überall zu greifen. Das erste Europacup-Finale seit 21 Jahren war trotz des 0:1 im Hinspiel in Reichweite, der erste Titel nach 30 Jahren schien realistisch. Deutlich mehr Schüsse aufs Tor reichten aber nicht, um sich vor den eigenen Fans noch gegen die Italiener durchzusetzen.

Die Enttäuschung schlug schnell in Wut um. Wut und Empörung über das Zeitspiel der Italiener, die mit Mitteln am Rande der Legalität bis zum Schlusspfiff das Unentschieden über die Zeit retteten. "Wenn wir die WM sehen, wo schon normale Spiele zehn Minuten Nachspielzeit hatten, dann müssen wir heute 20 oder mehr Minuten nachspielen. Ansonsten lässt der Schiedsrichter sich verarschen, wenn er das mit sich machen lässt", sagte Sportchef Simon Rolfes nach dem Spiel. Schiedsrichter Slavko Vincic aus Slowenien hatte bei dem Spiel nur acht Minuten nachspielen lassen.

Mourinho: "Verlierer suchen immer nach Entschuldigungen"

Der frühere Nationalspieler ärgerte sich, "dass nach jedem Torschuss ein Römer fast mit der Trage runtergetragen werden musste, so schwer waren die ja verletzt". Und er sagte gar: "Ich glaube, dass alle, die heute im Stadion waren, Sevilla alles Gute fürs Finale wünschen. Weil, das ist schon bitter, dass diese Art und Weise zum Erfolg geführt hat." Rekordsieger FC Sevilla ist im Endspiel am 31. Mai in Budapest Gegner der Römer.

Schiedsrichter Slavko Vincic spricht mit Leverkusens Piero Hincapie nach einem Foul.

Schiedsrichter Slavko Vincic spricht mit Leverkusens Piero Hincapie nach einem Foul.

(Foto: picture alliance/dpa)

In Leverkusen hätten die Italiener "permanent versucht, den Rhythmus des Spiels und die Stimmung im Stadion zu brechen. Wenn wir gute Situationen hatten, lag ja ganz sicher einer auf dem Boden". Rom-Trainer José Mourinho sah dagegen nichts Verwerfliches an der Taktik. "Ich denke, es ist die alte Geschichte: Das Team, das verliert, sieht es immer als Entschuldigung. Aber umgekehrt würden sie immer das Gleiche machen", sagte der Portugiese scheinbar unbeeindruckt von der Leverkusener Aufregung.

Mangelnde Chancenverwertung, unfaires Zeitspiel. Das alles zählte am Ende nicht. Das Aus dominierte die Gemütslage. Es könnte gravierende Folgen haben: Am Ende einer emotionalen Achterbahnfahrt durch die Saison könnte die Werkself komplett mit leeren Händen dastehen. In der kommenden Saison müssten sie dann vor dem Fernseher verfolgen, wie die Konkurrenten die europäischen Festtage feiern, von denen sie im ersten Halbjahr 2023 einige hatten.

In der Liga drohen leere Hände

Das lässt sich nur vermeiden, wenn die aktuell siebtplatzierte Werkself in der Bundesliga noch Rang sechs erreicht. Oder Platz sieben verteidigt und RB Leipzig den DFB-Pokal holt. Doch über diesen Ausblick und die Bundesliga wollte Trainer Xabi Alonso in seiner Enttäuschung gar nicht sprechen. "Darüber reden wir morgen", sagte er. "Wir waren in beiden Spielen nicht schlechter. Vielleicht mal zehn Minuten zwischendurch. Wir hätten das Ticket für das Finale verdient gehabt. Aber ich will nicht weinen."

Sportchef Rolfes richtete den Blick dagegen sofort auf den Schlussspurt in der Bundesliga. Ein Jahr ohne Europacup würde am Ende einer Saison mit einem nicht für möglich gehaltenen Absturz im Herbst und einer furiosen Serie mit 14 Pflichtspielen ohne Niederlage im Frühjahr das Verpassen aller Ziele bedeuten. Und wäre auch emotional ein Schlag, gerade jetzt, wo sie die europäischen Nächte in Leverkusen so lieb gewonnen haben.

"Ich glaube, dass wir in Europa super Spiele gemacht und Deutschland gut vertreten haben", sagte Rolfes: "Die Mannschaft hat sich aus einer schwierigen Phase in der Bundesliga in den Wettbewerb reingearbeitet. Dafür gebührt ihr großer Respekt. Diese Energie müssen wir nun in die beiden letzten Bundesliga-Spiele mitnehmen, damit wir die Saison auf einem internationalen Platz beenden. Und nächstes Jahr einen neuen Anlauf nehmen können."

Quelle: ntv.de, sue/dpa

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