Fußball

FC Barcelona erhebt sich mächtig Lewandowski trifft, während der FC Bayern leidet

Kommt gut klar beim FC Barcelona: Robert Lewandowski.

Kommt gut klar beim FC Barcelona: Robert Lewandowski.

(Foto: AP)

Der FC Barcelona rüstet seinen Kader für die sportliche Auferstehung mächtig auf. Königstransfer ist natürlich Robert Lewandowski. Der Pole trifft für seinen neuen Arbeitgeber gewohnt häufig, während sein Ex-Klub gegen Borussia Mönchengladbach vor dem Tor verzweifelt.

Thomas Müller wusste, dass diese Frage kommen würde. Aber er hatte darauf gehofft, dass sie nicht zu schnell aufploppt. Bis zu diesem Samstagabend hatte es ja auch nicht wirklich danach ausgesehen, als müsste sich der FC Bayern in Bälde wieder mit Robert Lewandowski, Pardon, mit ohne Robert Lewandowski auseinandersetzen. Zu beeindruckend waren die Münchner über ihre Gegner hinweg gedonnert. Etwa über Eintracht Frankfurt (6:1) oder den VfL Bochum (7:0). Die Mannschaft um Lewandowskis Star-Nachfolger Sadio Mané hatte dabei schneller gespielt, als es die Polizei erlaubt. Auch gegen Borussia Mönchengladbach war das am 4. Spieltag so. Allerdings mutete der Ausgang des Spiels eher surreal an, 1:1 hieß es nämlich. Weil Torwart Yann Sommer 19 Mal parierte.

Wäre das mit Robert Lewandowski auch passiert? Der Pole gilt ja schließlich als einer der abgezocktesten, wenn nicht sogar als der abgezockteste Torjäger im Strafraum. Tja, gute Frage, die Müller, der Lewandowski so unzählig viele Tore aufgelegt hatte, natürlich mit einem "Nein", er glaube nicht, konterte. Sie hatten vor dem Tor gelitten, aber sie verzweifeln nun nicht. Es war die denkbar beste Antwort, um einer unvermeidlichen Diskussion direkt mal die Dynamik zu nehmen. In München wissen sie, dass das Thema dennoch wabern wird. Mit jedem Spiel, in dem das Verhältnis zwischen Chancen und Verwertung nicht seriös ist. Mit jedem Spiel, in dem Lewandowski seinen neuen Arbeitgeber, den FC Barcelona, ein kleines bisschen mehr zur Auferstehung verhilft. Und vor allem vor den Duellen in der Gruppenphase der Champions League. Etwa im Hinspiel am 13. September (21 Uhr im ntv.de-Liveticker) in der Münchner Allianz Arena.

Hacken-Ablage geht ins Tor

Ein solches Auferstehungs-Spiel ereignete sich am Sonntagabend. Die Katalanen hatten Real Valladolid zu Gast und zermürbten das Team in 90 beeindruckenden Minuten. Barça schnürte das Team aus Nordspanien in der eigenen Hälfte ein, traf viermal und feierte den ersten Heimsieg (4:0). Lewandowski tat dabei spektakuläre Lewandowski-Dinge. Er steuerte zwei Tore bei. Das 1:0 drückte er nach scharfer Flanke von Raphinha aus kurzer Distanz technisch sehr elegant mit einem halbhohen Abstauber-Kick über die Linie (23.). Beim 3:0 hatte er ein wenig Glück, dass seine Hacken-Ablage ins Zentrum so abgefälscht wurde, dass sie im Tor landete.

Zweiter Doppelpack in Folge. Besser kann es wohl nicht laufen. Wobei das nicht ganz stimmt, denn ein dickes Dingen fand den Weg nicht ins Tor. Nach 13 Minuten köpfte der nun 34-Jährige den Ball erst an Pfosten und grätschte danach am über die Linie tänzelnden Spielgerät hauchzart vorbei. Egal. Der FC Barcelona feiert seinen Starstümer und darf sich sehr darüber freuen, das nervtötende Transfertheater mit dem FC Bayern erfolgreich für sich beendet zu haben. "Es ist ein Segen, einen Spieler wie Lewandowski in den Reihen zu haben. Er ist außergewöhnlich, spektakulär, ein natürlicher Anführer", sagte Coach Xavi. Der Pole sei ein "Vorbild. Er arbeitet hart für das Team, er hilft aber auch dem Trainerteam. Er macht den Unterschied." Und die Münchner? Nun ja, die werden wohl immer wieder mit ihrer Ex-Legende konfrontiert werden. So ist Fußball.

Die Dinge funktionieren erstaunlich gut

In Katalonien haben sie von "so ist Fußball" seit jeher ein ganz eigenes Verständnis. Die Tiki-Taka-Generation um Xavi, um Andres Iniesta und Busquets, mit dem Veredler Lionel Messi, hat das Bild des Spiels verändert. Manch einen hat das zermürbende Passspiel genervt, gelangweilt. Andere wiederum sahen darin eine faszinierende Schönheit. In den vergangenen Jahren tief verschüttet unter einer absurden Transferpolitik und einem noch absurderen Schuldenberg. Abgebaut ist er längst nicht. Um konkurrenzfähig bleiben (national) und wieder zu werden (international) verscherbelte der Klub gigantische Teile seines Tafelsilbers. Eine riskante Wette. Ob sie aufgeht? Für eine Antwort ist es viel zu früh. Aber zumindest scheinen Dinge plötzlich gut zu funktionieren. Etwa Lewandowski, Raphinha, der sehr spielfreudige Ousmane Dembélé oder ein dominantes Passspiel.

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Der FC Barcelona tat gegen den heillos überforderten Gegner, der in Halbzeit zwei, als es bereits 3:0 statt, zwei Top-Gelegenheiten binnen einer Minute ausließ, schöne Dinge mit dem Ball. Da steckte schon viel Xavi in der Spielanlage. Viel Passspiel, tolle Seitenverlagerungen, jede Menge Tempo und feine Kombinationen. Etwa vor dem 2:0, als Dembélé einen perfekten Steckpass auf Top-Talent Pedri spielte, der überlegt vollendete. Und das 4:0 durch Sergi Roberto folgte dem Muster aus Passspiel, Tempo und Effizienz. Der Joker drückte den Ball ins Tor, nachdem Keeper Jordi Masip einen Schuss von Lewandowski mit einem irren Reflex an die Latte gelenkt hatte.

Wie viel Auferstehung des FC Barcelona in diesem Spiel lag und wie viel Schwäche des Gegners? Kommende Woche wird es eine erste seriöse Antwort geben können, wenn es gegen den FC Sevilla geht. Aber der Blick auf das Jetzt am Sonntagabend dürfte den Katalanen gefallen haben, ebenso der Blick auf die eigene Ersatzbank. Da sitzen zwar noch eine Menge Spieler, die in dieser Woche verkauft werden sollen. Aber da sitzen eben auch noch Leute wie Ansu Fati, ein Supertalent, wie Nationalspieler Ferran Torres, wie Neuzugang Franck Kessie, wie der alternde Abwehrchef Gerard Piqué oder auch Frenkie de Jong, um den es eine wochenlange Schlammschlacht gab, der nun aber wohl doch bleiben soll - zu deutlich reduzierten Bezügen. Die Gegenwart ist schön. Und die Zukunft?

(Dieser Artikel wurde am Montag, 29. August 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, tno

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