US-Spielbetrieb ist unterbrochen Ligachefin tritt wegen Missbrauchsskandal zurück
02.10.2021, 13:14 Uhr
Lisa Baird zieht die Konsequenzen aus dem Skandal.
(Foto: imago images/Sports Press Photo)
Die US-Fußballliga der Frauen steht Kopf: Bereits vier Trainer werden rausgeschmissen, weil Spielerinnen ihnen sexuelle Nötigung vorwerfen. Über den jüngsten Fall stolpert jetzt auch die Ligachefin. Sie tritt zurück, nachdem auch sie hart angegriffen wird.
Nach dem Bekanntwerden eines Missbrauchsskandals um frühere Trainer in der US-Frauenfußball-Profiliga NWSL ist Ligachefin Lisa Baird zurückgetreten. Das bestätigte die Liga in einem kurzen Statement auf Twitter. Demnach habe die NWSL ein entsprechendes Rücktrittsangebot von Baird angenommen. Nach übereinstimmenden Medienberichten muss auch General Counsel Lisa Levine gehen.
Derweil hat am Freitag auch der Weltverband FIFA eine Untersuchung der Fälle eröffnet, ebenso der US-Verband, der die Liga im Jahr 2013 mitbegründet hatte und nach wie vor finanziell unterstützt, auch wenn die Liga seit einem Jahr unabhängig ist.
Auslöser waren die Vorwürfe der Spielerinnen Sinead Farrelly und Meleana Shim. Sie hatten in einem Artikel des Portals "The Athletic" die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe ihres Ex-Trainers Paul Riley geschildert. Der Klub North Carolina Courage entließ daraufhin den Engländer, der US-Verband entzog ihm die Lizenz. Riley bestreitet die Vorwürfe, die heftige Reaktionen im Land der Weltmeisterinnen nach sich zogen.
"Ich bin angewidert und habe zu viele Gedanken, um sie im Moment zu teilen. Fazit: Schützt eure Spielerinnen", schrieb Weltmeisterin Alex Morgan. Superstar Megan Rapinoe forderte bei Twitter: "Brennt alles nieder. Lasst all ihre Köpfe rollen." Riley war seit 2010 bei verschiedenen Klubs in der NWSL tätig.
Die Liga hatte daraufhin ihren Spielbetrieb unterbrochen und alle für dieses Wochenende angesetzten Spiele abgesagt. Baird hatte dafür bereits die Verantwortung übernommen. "Der Schmerz, den so viele fühlen, tut mir leid", sagte sie. Sie steht in der Kritik, weil sie seit April nicht auf Hinweise zum Skandal reagiert hätte. Farrelly hatte sich damals mit einem Brief an Baird gewandt und eine ernsthafte Untersuchung gegen Riley angeregt.
Der Fall um Riley war nicht der erste. Zuvor hatten schon zwei weitere Trainer ihre Ämter wegen Fehlverhaltens verloren. Die Vereinigung der Spielerinnen (NWSLPA) kritisierte sogar "systemischen Missbrauch" in der Liga. Ein vierter Fall ereignete sich bei OL Reign, seit Sommer der Klub von Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan, wo Farid Benstiti zurücktrat. Die Spielerinnenvereinigung NWSLPA sprach von "systemischen Missbrauch".
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid