V-Leute in der Fußball-Fanszene Ligapräsident Rauball überrascht
15.01.2013, 10:48 Uhr
Während einer Drittligapartie der SG Dynamo Dresden gegen SSV Jahn Regensburg im Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden. Ein Dynamo-Anhänger trägt ein T-Shirt mit der spanischsprachigen Aufschrift "Nation, Rasse, Sozialismus".
(Foto: picture alliance / dpa)
Berichte über den Einsatz von V-Leuten schrecken die Fußball-Fans auf. Nach anfänglichem Schweigen meldet sich jetzt die DFL zu Wort. Liga-Präsident Rauball ist überrascht von den Vorgängen, hat aber durchaus Verständnis dafür, wenn es zur Schwächung des Rechtsextremismus führt.
Ligapräsident Reinhard Rauball fordert die Politik zu einer besseren Information über den Einsatz von V-Leuten in der Fußball-Fanszene auf. "Ich war selbst überrascht und hätte mir gewünscht, dass es von den Innenministern auch eine Antwort auf die Frage gegeben hätte, warum die V-Leute eingesetzt wurden", sagte der Spitzenfunktionär der Deutschen Fußball Liga (DFL) der Zeitung "Sport Bild". "So entsteht bei einigen Fans der Eindruck, dass sie pauschal mit zweifelhaften Personengruppen gleichgesetzt werden, bei denen eine solche sicherheits- und verfassungsrelevante Handhabung üblicher ist."
Unter anderem hatte das Innenministerium von Nordrhein-Westfalen jüngst erklärt, von 2008 bis 2012 auf sogenannte Vertrauensleute in der gewaltbereiten Fanszene zurückgegriffen zu haben. "Wenn der Einsatz von V-Leuten dazu gedient haben sollte, konkrete Anhaltspunkte in Bezug auf Rechtsextremismus zu bekommen, um so zu verhindern, dass diese Personen vor allem jüngere Fans auf den Tribünen infizieren, wäre das eine nachvollziehbare Entscheidung", sagte Rauball. "In jedem Fall muss aber der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben."
Bespitzelung "geht zu weit"
Zum V-Leute-Einsatz gibt es aber nicht nur Fürsprecher. So hatte sich das Mitglied der Piraten-Fraktion im Landtag von NRW, Frank Herrmann, gegen eine solche staatliche Kontrolle ausgesprochen. "Die Bespitzelung von Stadionbesuchern hat ein Ausmaß erreicht, das nicht vereinbar mit einer rechtsstaatlichen Demokratie ist", kritisierte Herrmann. Ihr Einsatz solle sich auf die Bekämpfung von organisierter Kriminalität oder Terrorismus beschränken.
Auch Philipp Markhardt, Sprecher der Aktionen "ProFans" und "12:12", äußerte sich sehr kritisch. "Der Erfolg von V-Leuten darf nach Pleiten, Pech und Pannen im Zusammenhang mit der NSU bezweifelt werden. Wenn ich das lese, dann ist das eine neue Qualität, dass Fußball-Fans präventiv bespitzelt werden", sagte Markhardt.
Wolfgang Beus, Sprecher des Innenministeriums, verteidigte indes die Maßnahme. "Es geht nicht darum, Fußball-Fans auszuspionieren oder zu bespitzeln." Ziel sei vielmehr, Gewalt- und schwere Straftaten zu verhindern.
Quelle: ntv.de, ppo/sid