Fußball

"Haben das Spiel nicht gejagt" Liverpool spielt Fußball nach Klopps Ideal

Ein glücklicher Trainer. Und ein glücklicher Kapitän. Der FC Liverpool bleibt in der Premier League voll auf Meisterkurs.

Ein glücklicher Trainer. Und ein glücklicher Kapitän. Der FC Liverpool bleibt in der Premier League voll auf Meisterkurs.

(Foto: imago images/Action Plus)

Mit Geduld und ein bisschen Glück zieht der FC Liverpool in der Premier League unbeeindruckt seine Kreise. Der Sieg gegen Tottenham macht Jürgen Klopp sehr glücklich. Und womöglich ist dieser Erfolg gegen den Klub aus London erneut eine wichtige Wegmarke für die Reds.

Etwas mehr als vier Jahre sind vergangen, seitdem Jürgen Klopp gegen Tottenham sein Debüt als Trainer des FC Liverpool gab. Das torlose Remis war der leise Auftakt des lärmenden Wiederaufbaus, den der Coach beim einstigen englischen Fußball-Rekordmeister vollbracht hat. Vor zwei Jahren kassierte Klopp beim 1:4 gegen die Spurs eine der schmerzhaftesten Niederlagen seiner Zeit bei den "Reds". Das Spiel offenbarte auf brutale Weise, dass Liverpool dringend in seine Defensive investieren muss. Vor knapp fünf Monaten erlebte der Trainer gegen Tottenham seinen bisherigen Höhepunkt mit dem 2:0-Erfolg im Finale der Champions League, sichergestellt auch durch die teuren Defensiv-Zugänge Alisson, Torwart, und Virgil Van Dijk, Abwehrchef. Spiele gegen den Klub aus Nordlondon sind für Klopps Liverpool oft Wegmarken. Sie sind oft Teil von etwas Größerem.

Deshalb liegt die Versuchung nahe, auch in dem 2:1 (0:1)-Sieg am Sonntagabend in Anfield einen tieferen Sinn zu suchen. Abschließend lässt sich der Wert dieses Liga-Erfolgs allerdings erst am Ende der Saison messen. Er dürfte davon abhängen, ob Liverpool nach drei Jahrzehnten das quälende Warten auf die Meisterschaft beendet. Fürs Erste lässt sich festhalten, dass der Tabellenführer bei der Neuauflage des Champions-League-Finals seine Fähigkeit unter Beweis gestellt hat, nach einem verschlafenen Start die Kontrolle zu erobern und so lange zu drücken und zu drängen, bis die Partie gewonnen ist. Mit ein bisschen Glück zwar, aber trotzdem verdient. Die Reds sind durch den Sieg das erst vierte Team in der Liga-Geschichte, das nach zehn Runden 28 Punkte auf dem Konto hat. Vor Liverpool hatten das nur der FC Chelsea (2005/2006) sowie zweimal Manchester City (2011/2012 und 2017/2018) geschafft- am Ende der Saison stand jeweils der Titel.

Starstürmer Harry Kane hatte die krisengeplagten Spurs nach nur 47 Sekunden in Führung gebracht, doch danach spielte fast nur Liverpool. Mehr als 68 Prozent Ballbesitz, 21 zu 11 Torschüsse und zwei Treffer durch Kapitän Jordan Henderson in der 52. und Mohamed Salah per Elfmeter in der 75. Minute waren das Ergebnis, nachdem Heung-min Son kurz nach der Pause per Lattenschuss das 2:0 für den Champions-League-Gegner des FC Bayern verpasst hatte. Klopp war hochzufrieden mit dem Vortrag seines Teams. "So sollte Fußball aussehen", sagte er. Ihn freute der Umstand, dass Liverpool nach dem frühen Rückstand nicht in Panik geraten war. "Wir haben das Spiel nicht gejagt. Wir haben einfach gespielt", sagte er. Auch das Gegenpressing bereitete dem Trainer Freude.

Ganz besondere Tore

Stellvertretend dafür stand die Aktion, die Salahs Siegtreffer aus elf Metern vorausgegangen war. Sadio Mané hatte im Strafraum den Ball gegen Serge Aurier verloren und erkämpfte ihn zurück. Aurier trat ungeschickt zu und traf seinen Gegenspieler. An der Rechtmäßigkeit des Strafstoßes hatte höchstens Spurs-Trainer Mauricio Pochettino Zweifel. Der Jubel nach Salahs 2:1 erinnerte an magische Europapokal-Nächte. Die Fans in Anfield scheinen zu spüren, dass jedes Tor aktuell ein besonderes Tor ist. Liverpool überrollt die Gegner in der Premier League nicht in diesen Wochen. Die Siege sind oft knapp und sehen nach harter Arbeit aus. Sieben Tage vor dem Besuch der Spurs gab Klopps Mannschaft beim 1:1 bei Erzfeind Manchester United zum ersten Mal seit Anfang März Punkte in der Liga ab. Die Partie gegen Tottenham zeigte, dass der Champions-League-Sieger weiter Schwerstarbeit verrichten muss für seine Siege, aber dass es am Ende normalerweise eben Siege werden. Sechs Punkte beträgt weiterhin der Vorsprung auf Meister Manchester City.

Klopp sah nach der Partie von den üblichen Triumphgesten ab. Er lief mit einem Grinsen vor der Kop-Tribüne entlang und winkte ins Publikum. Auf seinen berühmten dreifachen Faustschlag in die Luft verzichtete er. Erreicht ist bekanntlich noch nichts. "Wir wissen genau, was wir machen müssen. Wir müssen uns auf jedes einzelne Spiel konzentrieren", sagte der Trainer. Davon gibt es ziemlich viele in den kommenden Wochen. Für Liverpool beginnt die Zeit, in der der Terminplan keine Gnade kennt. Am Mittwoch geht es im Ligapokal gegen Arsenal, am Samstag in der Premier League zu Aston Villa. In der kommenden Woche kommen Genk in der Champions League und Manchester City zum Liga-Spitzenspiel an die Anfield Road. Im traditionell geschäftigen Dezember mit Terminen über Weihnachten und den Jahreswechsel wird Liverpool zusätzlich bei der Klub-WM in Katar gefordert sein. "Da kommt einiges auf uns zu. Aber so weit, so gut", befand Klopp vorerst. Mehr gibt's auch nicht zu sagen.

Quelle: ntv.de

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