"Zustand ist unerträglich" Lizenz bedroht: Geschäftsführer-Streit stresst Hannover 96
03.03.2025, 21:19 Uhr
Die Seite von Martin Kind hat einen Antrag auf Einsetzung eines Not-Geschäftsführers gestellt.
(Foto: picture alliance / Noah Wedel)
Sportlich könnte Hannover 96 sogar noch auf den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga schielen. Doch der Streit hinter den Kulissen überschattet den Höhenflug. Noch immer hat der Zweitligist keinen Geschäftsführer - und damit niemanden, der die DFL-Papiere unterschreiben könnte.
Im Streit um die Besetzung des vakanten Geschäftsführer-Postens bei Hannover 96 haben die Gesellschafter um den langjährigen Vereinsboss Martin Kind beim Amtsgericht Hannover einen Antrag auf Einsetzung eines Not-Geschäftsführers gestellt. Das bestätigte ein Sprecher des Amtsgerichts.
Hintergrund ist, dass der Fußball-Zweitligist bis zum 17. März bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) seinen Lizenzantrag für die kommende Saison einreichen muss. Und dieser Antrag benötigt die Unterschrift eines Geschäftsführers. In der Lizenzordnung der DFL steht: Die "schriftliche Bewerbung" muss "vom vertretungsberechtigten Organ des Bewerbers" unterschrieben werden. In einer Kapitalgesellschaft wie der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA erfüllt der Geschäftsführer diese Voraussetzung. Ein Prokurist wie der aktuelle Sportdirektor Marcus Mann tut das nicht.
Das große Problem von Hannover 96 ist auch in diesem Fall der andauernde Streit zwischen dem Mutterverein und der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft. Denn seit der Abberufung des langjährigen Geschäftsführers und Mehrheitsgesellschafters Martin Kind haben sich beide Seiten in den vergangenen acht Monaten noch nicht auf die Berufung von ein oder zwei neuen Geschäftsführern einigen können.
Der alte Streit sorgt für eine Wutrede
Sportdirektor Mann ist der Wunschkandidat der Kapitalseite. Die monatelange Hängepartie und der dadurch entstandene Zeitdruck im Lizenzierungsverfahren veranlassten den 40-Jährigen am vergangenen Wochenende vor dem 2:1-Sieg beim 1. FC Nürnberg zu einer Wutrede beim TV-Sender Sky.
"Dieser Zustand ist unerträglich", sagte Mann an die Adresse der Führung des Muttervereins. "Wenn wir so weitermachen, dann werden diese Personen sowohl den e.V. als auch die Profiabteilung gegen die Wand fahren." Der 2021 verpflichtete Sportchef drohte sogar mit seinem Abschied nach dieser Saison: Irgendwann sei der Zeitpunkt erreicht, "wo man den Zirkus nicht mehr mitmacht".
Die Vereinsseite reagierte auf die Vorwürfe von Mann und verkündete in einer Pressemitteilung: Es gebe einen Geschäftsführer-Kandidaten, auf den sich alle vier Aufsichtsratsmitglieder der Vereins- und der Kapitalseite einigen konnten. Es fehlten nur noch die Unterschriften der Kapitalseite. Streitpunkt hierbei ist, dass die Vertreter des Hannover 96 e.V. diesen Kandidaten als alleinigen Geschäftsführer installieren möchten und die Vertreter des Profifußball-Bereichs ihn als zweiten Geschäftsführer neben Marcus Mann sehen. Viel Zeit, um den Konflikt zu lösen, bleibt dem Klub nicht.
Quelle: ntv.de, ses/dpa