Fußball

DFB-Elf "nicht bei Topfavoriten" Löw dämpft die Titelhoffnung bei der EM

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Das mit der Qualifikation für die Fußball-EM gilt als ausgemachte Sache. Für Bundestrainer Löw geht es längst darum, die Nationalmannschaft konkurrenzfähig zu machen. Aber wie, wenn ständig Spieler absagen? Das Problem ist auch hausgemacht.

Er weiß es, die Spieler wissen es. Und die, die der deutschen Nationalmannschaft regelmäßig beim Fußballspielen zuschauen, wissen es auch. Was also soll der Bundestrainer sagen vor den beiden letzten Qualifikationsspielen zur Europameisterschaft im Sommer kommenden Jahres? Die Gegner sind schlagbar, Weißrussland am Samstag in Mönchengladbach und Nordirland am Dienstag drauf in Frankfurt am Main (beide Spiele ab 20.45 Uhr bei RTL und im Liveticker bei n-tv.de). Die Stadien werden wieder nicht voll sein, und am Ende wird dabei herauskommen, dass die DFB-Elf bei der EM mitspielen darf. Und sollte wider Erwarten alles schiefgehen und das Team am Ende in ihrer Gruppe C tatsächlich nur den dritten Platz belegen, dann gibt es noch eine Chance in den Playoffs. Der Platz dort ist ihnen sicher.

Das mit der Qualifikation ist also, trotz der 2:4-Niederlage im September in Hamburg gegen die Niederlande, nicht das Thema. Das Thema aber ist, dass das Team in seiner Entwicklung noch nicht so weit ist, wie Joachim Löw es sich erhofft hatte. Weil andauernd irgendjemand verletzt ist, kann von einer eingespielten Mannschaft keine Rede sein. Das reicht gegen Kontrahenten minderer fußballerischer Güte, lässt aber nicht den Schluss zu, dass sie bei der EM ernsthaft um den Titel mitspielt. Obwohl das eigentlich der Anspruch ist. Also sagte der Bundestrainer an diesem Freitag in einem Hotel in Düsseldorf: "Ich glaube nicht, dass wir zu den Topfavoriten zählen werden."

Was er nicht sagte: Das Problem ist zu Teilen hausgemacht. Zu lange hatte er nach der desaströsen Weltmeisterschaft 2018 in Russland gezögert und gezaudert. Erst als es in der Nations League gar nicht mehr anders ging, hatte er sich im Oktober vergangenen Jahres entschlossen, so etwas wie einen Umbruch zu wagen. Damit rettete er seinen Job. Erst im März dieses Jahres wagte er einen demonstrativen Schnitt, als er Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller mitteilte, dass er auf sie verzichte. Und jetzt wird die Zeit knapp. Nach der aller Voraussicht nach erfolgreichen EM-Qualifikation stehen erst im März 2020 die nächsten beiden Länderspiele an, die Gegner stehen noch nicht fest. Dann soll es noch zwei Partien unmittelbar vor dem Turnier geben. Das war's.

"Einspielen? Hätte uns geholfen"

"Bis zum Turnier sind es schon noch einige Monate hin", konstatierte Löw, angesprochen auf die fehlende Konstanz seiner Auswahl. "Der Stand heute ist, dass wir eine sehr talentierte, hungrige Mannschaft haben." Das spricht ihm ja auch niemand ab. Es ist ja richtig, wenn er sagt: "Einspielen? Das hätte uns geholfen, jetzt müssen wir andere Lösungen finden." Das ist ein hehres Anliegen, was soll er auch sonst sagen? "Es ist vieles möglich bei so einem Turnier. Daran müssen wir arbeiten, daran müssen wir glauben." Gut genug seien seine Schützlinge ja, vielleicht noch ein wenig jung.

Wieder verglich der Trainer die aktuelle Generation mit der, die bei der WM 2010 in Südafrika mit erfrischendem Konterfußball die Zuschauer erfreute. Boateng, Philipp Lahm, Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Müller und Lukas Podolski stürmten überraschend auf Platz drei. Nun aber sei es so: "Man kann von dieser Mannschaft, die immer in unterschiedlicher Formation spielt, nicht erwarten, dass sie ihr Spiel 90 Minuten durchzieht." Dieses Mal fehlen Niklas Süle, Leroy Sané, Julian Draxler, Antonio Rüdiger, Thilo Kehrer, Marcel Halstenberg, Marco Reus, Kai Havertz und Torhüter Kevin Trapp. Immerhin sind Jonas Hector, Nico Schulz, Jonathan Tah, Leon Goretzka und Toni Kroos wieder dabei.

Nun ist es nicht so, dass sich die Mannschaft von alleine aufstellt, aber ganz so viele Möglichkeiten hat der Bundestrainer nicht. So kündigte er an, dass gegen Weißrussland Manuel Neuer, gegen Nordirland dann Marc-André ter Stegen im Tor stehen werden. Für die Partie am Samstag in Mönchengladbach sei Ginter in der Innenverteidigung gesetzt. Links daneben komme Schulz zum Einsatz. "Auf jeden Fall spielen" würden zudem im Mittelfeld Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan und Kroos, Serge Gnabry ist im Angriff dabei. "Wenn wir gegen Weißrussland unsere Möglichkeiten voll einbringen, dann werden wir das Spiel gewinnen", sagte Löw. Aber das ist ja nicht das Thema.

Quelle: ntv.de

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