Ausbootung jetzt offiziell Löw plant ohne Frings
20.01.2010, 16:02 UhrDie Nationalmannschaftskarriere von Torsten Frings ist nach 79 Länderspielen beendet. Bundestrainer Joachim Löw teilt dem Routinier mit, dass der WM-Zug für den Mittelfeldspieler abgefahren ist. Der ist nicht überrascht, aber dennoch enttäuscht.
Torsten Frings spielt in den Planungen von Joachim Löw endgültig keine Rolle mehr. Das teilte der Bundestrainer dem Werder-Routinier in einem persönlichen Gespräch mit, an dem auch Löws Assistent Hansi Flick teilnahm. Der 33-jährige Frings nahm das offizielle Aus enttäuscht zur Kenntnis: "Dieser Schritt kommt für mich jetzt nicht völlig überraschend. Damit musste ich ja rechnen, wenn man alle Vorzeichen gesehen hat. Mir bleibt nichts anderes übrig als das zu akzeptieren, auch wenn ich völlig anderer Meinung bin als Joachim Löw." Er selbst glaube, dass er noch immer "das Potenzial habe, starke Leistungen bei einer WM abzuliefern".
Aus Löws Erklärungen wird jedoch klar, dass der Nachwuchs dem Routinier nach Meinung des Bundestrainers mittlerweile den Rang abgelaufen hat. "Wir haben in unserem erweiterten Kader viele junge Spieler, die unsere Anforderungen erfüllen und die sehr gute Perspektiven über die WM 2010 hinaus haben. Gerade jüngere Spieler wollen wir jetzt an das internationale Spitzenniveau heranführen, weil wir von ihnen überzeugt sind und für ihre sportliche Weiterentwicklung eine große Verantwortung tragen", sagte Löw: "Wir können seine Enttäuschung über unsere Meinung verstehen. Doch wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht."
Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff bezeichnete Frings als "verdienten Nationalspieler", der "viel für unser Team geleistet" habe. "Daher war es Joachim Löw und Hansi Flick auch wichtig, ihm in einem persönlichen Gespräch seine Situation und ihre WM-Planungen zu erläutern", sagte Bierhoff.
Letzter Auftritt im Februar 2009
Frings hatte sein letztes von 79 Länderspielen im Februar 2009 beim 0:1 gegen Norwegen in Düsseldorf bestritten. Danach war der Vize-Weltmeister von 2002 und Vize-Europameister 2008, der im Februar 2001 gegen Frankreich im DFB-Dress debütiert hatte, von Löw nicht mehr berufen worden. Frings hatte mehrfach die Vermutung geäußert, dass dies nicht nur sportliche Gründe gehabt habe.
Im Herbst 2008 war es zum öffentlich ausgetragenen Disput zwischen Löw und Frings über den Umgang mit verdienten Nationalspielern gekommen, nachdem der Mittelfeldspieler in den Partien gegen Russland (2:1) und Wales (1:0) im Oktober 2008 nicht zur Startelf gehört hatte. Kapitän Michael Ballack hatte damals Partei für Frings ergriffen, der sich später bei Löw für seine öffentliche Kritik entschuldigte.
Unverständnis in Bremen
Mit Blick auf die WM hatte Löw bis zuletzt betont, dass Frings im Hinblick auf Südafrika nicht abgeschrieben sei. Allerdings hatte er wiederholt Zweifel geäußert, ob der in der Vergangenheit oft angeschlagene Mittelfeldspieler die körperliche Fitness habe, das WM-Turnier durchzustehen. Bei der Weltmeisterschaft müsse er auf physisch sehr robuste Spieler setzen - Frings zählt er offenbar nicht dazu. Um die Fitness seiner WM-Kandidaten zu überprüfen, lädt Löw nächste Woche 35 Spieler zu einem Leistungstest nach Stuttgart. Den Kader wird Löw am Donnerstag bekanntgeben.
Auch bei Frings' Verein Werder Bremen sorgt der Verzicht auf den Routinier für Unverständnis.
(Foto: dpa)
Bei Werder Bremen hat man kein Verständnis für Löws Personalplanungen. "Das ist eine enttäuschende Entscheidung des Bundestrainers. Schade, dass unser Kapitän nicht die Möglichkeit bekommt, die WM zu spielen", sagte Bremens Sportchef Klaus Allofs und fügte an: "Für uns ist und bleibt Torsten Frings ein entscheidender Spieler, der gerade aufgrund seiner großen internationalen Erfahrung sicher auch weiterhin eine wichtige Rolle für die Nationalmannschaft spielen könnte. Aber Löw ist der sportlich Verantwortliche, und wir müssen seine Entscheidungen akzeptieren."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid