Zwanziger macht subtil Druck Löw schweigt zu seiner Zukunft
16.07.2010, 19:29 UhrTheo Zwanziger und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) läuft im Poker um eine Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw allmählich die Zeit davon. Schon am 11. August muss die Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel nach der WM bestreiten und bislang reagiert Löw nicht auf die Verbands-Avancen. Bis Ende Juli soll nun Klarheit herrschen.

Bundestrainer Joachim Löw hat die Avancen von Ranschmeißer Theo Zwanziger bislang nicht erwidert.
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Joachim Löw ist nach den WM-Strapazen weiterhin abgetaucht - und auch seine Mitstreiter in der sportlichen Leitung senden knapp eine Woche nach der Rückkehr aus Südafrika noch keine Zukunfts-Signale. Die internen Beratungen zwischen Löw, Teammanager Oliver Bierhoff, Co-Trainer Hansi Flick und Torwartcoach Andreas Köpke sind aber inzwischen wohl angelaufen - Ergebnis offen. Allein DFB-Präsident Theo Zwanziger macht das, was er seit den geplatzten Verhandlungen im Februar permanent tut: Er bringt sich öffentlich für die von ihm angestrebten Gespräche mit Löw in Position gebracht und übt dabei subtilen Druck aus.
Der DFB-Chef formuliert beispielsweise die Erwartung, dass ihm der allseits gelobte Bundestrainer nach WM-Bronze und dem erfrischenden Fußball der jungen Mannschaft am Kap die Bedingungen für eine Fortsetzung der Tätigkeit diktieren würde. "Nein, er wird die WM mit Sicherheit nicht für abwegige Forderungen ausnutzen", tat Zwanziger über das Hausblatt des DFB, die "Bild"-Zeitung kund. Der Funktionär deutete zudem an, auch mit Teamanager Bierhoff bis zur Europameisterschaft 2012 weitermachen zu können. Den hatte er vor der WM häufig als sehr entbehrlich dargestellt.
Das Volk will Jogi

Wenn Löw tatsächlich bleibt, kann sich Zwanziger wohl auch mit dem ungeliebten Teammanager Oliver Bierhoff arrangieren.
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Umgestimmt haben dürfte Zwanziger auch die öffentliche Meinung. In einer repräsentativen Umfrage für das ZDF-Politbarometer votierten beachtliche 87 Prozent der Befragten dafür, dass Löw Bundestrainer bleiben soll. Nur vier Prozent sind dagegen, neun Prozent haben keine Meinung. Löw selbst hatte nach dem gewonnenen Spiel um Platz drei gegen Uruguay (3:2) seine Zukunft nach dem WM-Ende als "völlig offen" bezeichnet und lediglich angekündigt, die Zukunftsfrage nicht ewig hinauszuschieben. "Es ist logisch, dass eine Entscheidung zeitnah gefällt werden muss", sagte Löw.
Auch ein Rücktritt ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. "Habe ich noch die Kraft und Energie, die Mannschaft weiter zu führen?", hatte Löw vor der Heimreise nach Deutschland am vergangenen Sonntag gesagt. Seitdem herrscht Funkstille aus dem Schwarzwald, auch von Löws wichtigsten Mitstreiter Bierhoff, Co-Trainer Hansi Flick und Torwartcoach Andreas Köpke kam nichts.
Zwanziger schmeichelt
Zwanziger erhofft sich bis zur DFB-Präsidiumssitzung am 30. Juli eine "grundsätzliche Einigung" mit Löw. Schließlich steht schon am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark das nächste Länderspiel auf dem Programm. "Er weiß, was er am DFB hat - und er weiß, dass er mit dieser Mannschaft in der Zukunft noch einiges erreichen kann", betonte Zwanziger. Er könne sich "schwer vorstellen, dass er es einem anderen Trainer überlassen will, die Früchte zu ernten", sagte der DFB-Chef.
Die Vertragsverhandlungen der gesamten sportlichen Leitung mit dem DFB waren zu Jahresbeginn unter großem Getöse gescheitert. Das war umso peinlicher für den DFB, da Zwanziger zuvor bereits eine Handschlag-Vereinbarung mit Löw verkündet hatte.
Bei den Verhandlungen sollen dann aber Löw und der für die komplette sportliche Leitung als Verhandlungsführer auftretende Bierhoff hohe finanzielle Forderungen gestellt und zu viele Kompetenzen gefordert haben, meldete die "Bild"-Zeitung schon während der Verhandlungen. Gerade über den Vertrauensbruch, dass Interna vom DFB gezielt an die Presse lanciert wurden, soll Löw extrem enttäuscht gewesen sein. Mittlerweile haben beide Seiten Fehler eingeräumt. Löw dürfte das leicht fallen – er bleibt trotzdem in der besseren Verhandlungsposition.
Quelle: ntv.de, dpa