Favorit auf den Confed Cup Löw warnt DFB-Elf vor Chiles Wucht
21.06.2017, 18:02 Uhr
"100 Siege finde ich besser als 100 Niederlagen": Joachim Löw.
(Foto: imago/Ulmer)
Im zweiten Spiel bei diesem Confed Cup muss die junge deutsche Fußball-Nationalelf zeigen, was sie drauf hat. Joachim Löw ruft flugs die Chilenen zum Favoriten aus. Und nimmt einige Wechsel vor. Ein Gerüst um Käpt'n Draxler bleibt - und ein neuer Torwart kommt rein.
Ein historischer Fußballabend steht an, auch wenn bei der Kraftprobe mit Chile für Joachim Löw der 100. Länderspielerfolg als Bundestrainer nur eine nette Statistik wäre. "100 Siege finde ich besser als 100 Niederlagen", sagte Löw im Stadion von Kasan. "Er wird kommen irgendwann." Für ihn und sein Perspektivteam um den neuen Antreiber Leon Goretzka geht es am Donnerstag (ab 20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) aber in erster Linie darum, sich beim Confed Cup gegen den von Arturo Vidal vom FC Bayern angeführten Südamerikameister in den Favoritenkreis zu spielen.
Der Gewinner könnte schon das Halbfinal-Ticket lösen. Löw, der beim 3:2 im Auftaktspiel gegen Australien seinen 99. Sieg im 148. Länderspiel feierte und ohnehin siegreichster Nationaltrainer der DFB-Geschichte ist, weiß um die Schwierigkeit der Prüfung gegen die von ihm bewunderten Chilenen. Er hatte die Nummer eins aus Südamerika zum Titelfavoriten ausgerufen. "Chile ist eine der weltbesten Mannschaften, unabhängig vom Start in dieses Turnier. Sie haben eine Siegermentalität. Die Chilenen sind eingespielt. Sie haben fantastische Einzelspieler und im taktischen Bereich eine Flexibilität wie wenige andere Mannschaften."
Seit Jahren verfolgt der Bundestrainer das Auftreten von Vidal und Co. "Sie haben eine unheimliche Wucht nach vorne. Die Spieler wechseln ständig ihre Positionen. Es ist absolut klasse, wie Chile spielt", sagte er und mahnte: "Wir müssen 90 Minuten hellwach sein." Die Chilenen sind im Gegensatz zum Weltmeister mit allen Assen nach Russland gekommen. Und sie wurden auch beim 2:0 gegen Afrikameister Kamerun ihrer Favoritenrolle gerecht. Der 30-jährige Vidal verfolgt mit seinen Kameraden einen klaren Plan: "Unser einziges Ziel ist, den Pokal zu holen. Wir wollen zeigen, dass es kein Zufall ist, dass wir zweimal die Copa America gewonnen haben."
"Da wollen wir Paroli bieten"
Die deutschen Spieler sahen den Gegner gegen Kamerun im Fernsehen - und waren durchaus beeindruckt. "Das ist eine sehr starke Mannschaft, sehr eindrucksvoll. Chile hat viel vor bei dem Turnier, da wollen wir Paroli bieten", sagte der Gladbacher Lars Stindl." Im DFB-Tross wissen alle, dass Chile ein anderes Kaliber darstellt als Australien. "Jeder einzelne von uns muss an seine Grenzen gehen", sagte Julian Brandt." Namensvetter Draxler rechnet damit, dass die DFB-Auswahl an den Aufgaben wachsen wird. "Man hat gegen Australien gemerkt, dass noch ein bisschen die Erfahrung fehlt, so ein Spiel clever über die Zeit zu bringen. Aber wir werden uns bei den nächsten Spielen steigern", erklärte der Kapitän: "Gegen Chile ist das auch notwendig."
Löw wird auch frisches Personal bringen, unter anderem auf der Torhüterposition mit Marc-André ter Stegen. Der Schlussmann vom FC Barcelona soll dabei ein größerer Rückhalt sein als der im ersten Spiel bei den Gegentoren patzende Leverkusener Bernd Leno. Sieben oder acht Wechsel werde er aber nicht vornehmen, betonte Löw. Ein "Gerüst" aus den wenigen erfahrenen Akteuren müsse in der Startelf verbleiben. Draxler, Mustafi, Kimmich und Hector nannte er dabei. Der Bundestrainer will damit für Stabilität sorgen. Mit einer robusten Dreierkette könnte er zudem mehr Gegenwehr gegen die physisch starken Südamerikaner herstellen. "Chile ist hart und geschickt in den Zweikämpfen", bemerkte Löw. In Emre Can vom FC Liverpool könnte ein zweikampfstarker Mann ins Mittelfeld rücken.
Der Leipziger Timo Werner wiederum würde als Turbostürmer das Pressing forcieren und Schnelligkeit ins Angriffsspiel bringen. "Unser junges Team muss auch den Mut haben, Chile anzugreifen", sagte Löw. Zur praktischen Vorbereitung blieb ihm nur das Abschlusstraining mit allen 21 Akteuren am Mittwochabend in der WM-Arena an der Wolga. "Auf dem Platz kann ich nicht mehr so viele Situationen schaffen", sagte Löw zum Praxistest. Er setzt darum auf vermehrte Teamsitzungen und Videovorbereitung im Teamhotel. Es geht jetzt Schlag auf Schlag beim Confed Cup mit einer engen Spieltaktung im Drei-Tages-Rhythmus. Löws WM-Probanden nehmen die Herausforderungen aber dankbar an. "Wir sind voller Vorfreude auf die Aufgabe gegen Chile. Das Turnier ist ja auch dafür da, sich mit solchen Mannschaften zu messen", sagte der Schalker Goretzka, Deutschlands Bester gegen Australien.
Deutschland - Chile, Donnerstag, 20 Uhr
Deutschland: ter Stegen (25 Jahre/FC Barcelona/10 Länderspiele) - Ginter (23/Borussia Dortmund/10), Mustafi (25/FC Arsenal/17), Rüdiger (24/AS Rom/14) - Kimmich (22/Bayern München/16), Goretzka (22/Schalke 04/6), Can (23/FC Liverpool/11), Hector (27/1. FC Köln/30) - Brandt (21/Bayer Leverkusen/8), Draxler (23/Paris St. Germain/31) - Wagner (29/1899 Hoffenheim/3). - Trainer: Löw.
Chile: Bravo (34/Manchester City/112) - Isla (29/Cagliari Calcio/91), Medel (29/Inter Mailand/102), Jara (31/Universidad/103), Beausejour (33/Universidad/92)- M. Díaz (30/Celta Vigo/54) - Vidal (30/Bayern München/91), Aránguiz (28/Bayer Leverkusen/59) - Fuenzalida (32/Catolica/45), E. Vargas (27/Tigris UANL/73), Sánchez (28/FC Arsenal/111). - Trainer: Pizzi.
Schiedsrichter: Alireza Faghani (Iran)
Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann und Florian Lütticke, dpa