Fußball

"Peinlicher" Fußballboss Auf sexuellen Übergriff folgt statt Rücktritt die Kampfansage

Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales sieht sich als Opfer einer "sozialen Hinrichtung".

Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales sieht sich als Opfer einer "sozialen Hinrichtung".

(Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS)

Luis Rubiales löst mit seinem Kuss einer Fußball-Weltmeisterin einen Sturm der Empörung aus, wenige Tage nach dem Vorfall wird der Rücktritt des Präsidenten des spanischen Verbandes erwartet. Doch Rubiales denkt gar nicht daran. Der Spanier kündigt pathetisch einen Kampf an.

Der spanische Verbandspräsident Luis Rubiales hat nach dem sexuellen Übergriff mit seinem Kuss von Jennifer Hermoso bei der WM der Fußballerinnen einen Rücktritt abgelehnt. "Ich trete nicht zurück. Ich werde kämpfen bis zum Ende", sagte der 46-Jährige bei einer außerordentlichen Generalversammlung des spanischen Verbandes RFEF. Er sehe sich als Opfer. "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine soziale Hinrichtung", sagte Rubiales. Er spiele "Fußball, seit ich drei Jahre alt bin. Meine andere Leidenschaft neben dem Fußball ist mein Land. Wenn ich Fehler mache, tut mir das auch weh und ich bitte um Vergebung, ohne Beschönigung."

Der Funktionär hatte am Sonntag bei der Siegerehrung der spanischen Fußball-Weltmeisterinnen in Australien die Spielerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst. Hermoso hatte kurz darauf in einem Video gesagt, dass ihr der Kuss unangenehm gewesen sei. "Aber was sollte ich machen", fügte sie hinzu. Anschließend hatte es scharfe Kritik und Empörung gegeben.

Rubiales kann das nicht verstehen: "Der falsche Feminismus sucht nicht nach der Wahrheit, er versucht, sich eine Medaille umzuhängen und zu glauben, dass wir vorankommen. Sie kümmern sich nicht um die Menschen", sagte er und beklagte eine Hetzjagd. "Soll mich ein Küsschen in beiderseitigem Einvernehmen hier rausbringen? Ich werde kämpfen bis zum Ende."

Die Reaktionen auf Rubiales' Rede ließen nicht lange auf sich warten: Weltmeister Iker Casillas war der erste, der sich gegen Rubiales aussprach. Der legendäre ehemalige Kapitän der spanischen Nationalmannschaft bezeichnete Rubiales' Rede als "peinlich". Noch vor der Rede war Isco Alarcón der erste Profifußballer, der sich gegen Rubiales' Kuss mit Jenni Hermoso aussprach: "Wenn es nicht abgesprochen war, ist es ein Machtmissbrauch". Auch Nationaltorhüter David De Gea meldete sich zu Wort: "Mir bluten die Ohren".

Die FIFA ermittelt

Der Weltverband FIFA hatte ein Disziplinarverfahren eingeleitet. "Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste", teilte die Organisation am Donnerstag mit. Die Disziplinarkommission prüfe einen Verstoß gegen Artikel 13 des eigenen Reglements, der mit "Beleidigendes Verhalten und Verstöße gegen die Grundsätze des Fairplay" überschrieben ist. Rubiales ist auch Vizepräsident der Europäischen Fußball-Union UEFA.

Zuvor hatten verschiedene spanische Medien verbreitet, dass Rubiales wohl zurücktreten werde. Er habe seinem Team mitgeteilt, dass er seine Entscheidung am Freitag öffentlich machen werde, schrieben die Sportzeitungen "Marca", "Mundo Deportivo", "AS", "Sport" und andere Medien übereinstimmend. Der Radiosender Cadena Ser hatte dagegen verkündet, dass Rubiales auf der Generalversammlung "massive Unterstützung" aus dem Verband erfahren werde. Er werde sich jetzt erst einmal ein paar Tage zurückziehen, verkündete Rubiales.

"Dann wird die Regierung handeln"

Ob die Sache für ihn damit zumindest vorläufig überstanden ist, ist allerdings fraglich: Auch die spanische Regierung hatte Druck gemacht. "Natürlich warten wir darauf, dass etwas passiert. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Regierung handeln", sagte Präsidentschaftsminister Félix Bolaños. "Was wir gesehen haben, ist inakzeptabel", sagte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez.

US-Star Megan Rapinoe hatte in dem Vorfall "ein tiefes Ausmaß an Frauenfeindlichkeit und Sexismus in diesem Verband und in diesem Mann" gesehen. Dem Portal "The Athletic" sagte die 38-Jährige in einem Interview: "In was für einer verkehrten Welt leben wir eigentlich? Auf der größten Bühne, auf der man feiern sollte, muss Jenni (Hermoso) von diesem Kerl körperlich angegriffen werden."

Quelle: ntv.de, ter/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen