Fußball

Der abgezockte Mentor Luis Suarez wird zu Atleticos Titelgarantie

Fünf Tore in den letzten drei Spielen - Luis Suarez dreht bei Atletico auf.

Fünf Tore in den letzten drei Spielen - Luis Suarez dreht bei Atletico auf.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

Der spanische Meister wird in dieser Saison wohl Atletico Madrid heißen. Hauptverantwortlich dafür: Luis Suarez. Vom kongenialen Messi-Mitspieler hat er sich bei Atletico zum Sturmchef entwickelt. Trainer, Mitspieler und Spielstil - bei seinem neuen Klub passt einfach alles.

In der Regel wird die spanische Meisterschaft zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona entschieden. In den letzten zwanzig Jahren gab es nur zwei Klubs, die diese Phalanx durchbrechen konnten. Einer davon war Atletico Madrid, die in dieser Saison erneut auf den Titel zusteuern. Der zwar erfolgreiche aber immer etwas dröge Beamtenfußball ist einem offensiven Feuerwerk gewichen. Die Sportzeitung "Marca" schrieb zuletzt vom "aufregendsten Atletico-Team der letzten Jahre". Das Spektakel trägt bei den Rojiblancos einen Namen: Luis Suarez.

Trotz seiner 34 Jahre ist der Uruguayer auf dem Zenit seines Schaffens. Und beim Hauptstadt-Klub zeigt er in dieser Saison noch einmal sein ganzes Repertoire. Vom schlitzohrigen Panenka-Elfer, über sein beeindruckendes Kopfballspiel bis hin zu direkten Freistößen - Atletico-Fans durften bereits mehrere Tore der Extraklasse bejubeln. Insgesamt steht Suarez bei 14 Ligatoren in 16 Spielen. Das ist Spitze in La Liga, noch vor seinem Freund und ehemalige Teamkollegen Lionel Messi.

Wechsel-Posse sondergleichen

Dass Suarez überhaupt für Atletico aufläuft, ist einer Transferposse der besonderen Art zu verdanken. Beim FC Barcelona rückte der Stürmer vor der Saison als einer der Topverdiener beim mittlerweile klammen Katalanen-Klub auf der Abschussliste. Neu-Trainer Ronald Koeman sollte den Umbruch bei den Blaugrana vorantreiben und der 34-jährige Suarez passte da nicht in den Plan.

Ein Wechsel zu Juventus Turin scheiterte an einem erfolglosen Sprachtest. Erfolglos, weil der Stürmer die Inhalte des Italienisch-Tests mit der zuständigen Prüferin abgesprochen hatte und der Schwindel aufflog. Um bei der Alten Dame anzuheuern, hätte der Uruguayer einen italienischen Pass benötigt - der Kader bei Juve hatte bereits die maximale Zahl an Nicht-EU-Ausländern erreicht.

In der Folge rückte Atletico Madrid in den Fokus des Stürmers. Nach Gesprächen mit Coach Diego Simeone war klar: Suarez will zu den Rojiblancos. Mit einer mutmaßlichen Veto-Liste wollte Barca-Präsident Josep Bartomeu diesen Wechsel verhindern. Neben Real Madrid, Manchester City und Paris Saint-Germain soll auch Atletico darauf gestanden haben. Erst als Suarez drohte, E-Mails zu veröffentlichen, die das widerlegten, lenkte Bartomeu ein - auch in dem Wissen, dass eine öffentliche Schlammschlacht seinem ohnehin schon angekratzten Image weiter schaden würde.

Traum-Mittelstürmer und Mentor

Unter Tränen verließ Suarez seinen Herzensklub, mit dem er vier Meisterschaften, vier Pokalsiege und einmal die Champions League gewinnen konnte. Wütend war dagegen Lionel Messi, der die Vereinsführung attackierte. "Es ist verrückt, was sie mit Luis Suarez gemacht haben", sagte der argentinische Superstar im Dezember über den Transfer seines Freundes: "Sie haben ihn ablösefrei an ein Team abgegeben, das mit uns um den Titel kämpft."

Und nun muss Messi zuschauen, wie sein Kumpel auch in einem anderen Team perfekt funktioniert. Trainer Simeone dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben. In Suarez sieht er seine Idealvorstellung eines Mittelstürmers: hart arbeitend, konstant treffsicher, schlitzohrig. "Er kam mit einem unglaublichen Geist hierher, mit dem Wunsch, weiterhin Spiele zu entscheiden", erklärte Simeone. "Wir helfen ihm und versuchen, ihm das Gefühl zu geben, wichtig zu sein, und vor allem versuchen wir, ihn dort spielen zu lassen, wo er das Gefühl hat, in Bestform zu sein. Um das zu erreichen, leistet das Team im Kollektiv eine großartige Arbeit."

Von Suarez profitieren auch die Mitspieler, allen voran 100-Millionen-Mann Joao Felix. Die Last, die Hoffnungen des Vereins zu tragen - der junge Portugiese muss das nun nicht mehr alleine tun. Diese Rolle hatte der erfahrene Suarez bei seinen Stationen Ajax Amsterdam und Liverpool selbst inne. Der 21-jährige Rekordeinkauf hat nun einen Mentor auf dem Platz.

Nachdem die Rojiblancos von einer kleinen Covid-Welle erfasst wurden, wird Suarez in den kommenden Wochen umso wichtiger. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung auf die Königlichen, bei einem Spiel weniger. Die Real-Barca-Phalanx wird wohl erneut durchbrochen und mit einem Suarez wird Atletico auch in der kommenden Saison im Meisterrennen mitmischen - schließlich läuft sein Vertrag noch bis Sommer 2022.

Quelle: ntv.de

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