Fußball

Klausel oder keine Klausel? Max Eberl über Kane-Gerüchte: "Er ist alt genug"

Joshua Kimmich jubelt, Harry Kane genießt.

Joshua Kimmich jubelt, Harry Kane genießt.

(Foto: IMAGO/foto2press)

Harry Kane ist in der Form seines Lebens. Das lässt sich ohne Zweifel behaupten. Seine Form weckt Begehrlichkeiten. Sein alter Klub öffnet ihm die Tür, in den Medien tauchen Berichte über eine Klausel auf - und der FC Bayern? Will Erfolg! Mit Kane. Ein Seitenhieb darf nicht fehlen.

Das Phänomen Harry Kane beschäftigt die Fußball-Welt. Der bislang als Tormaschine bekannte Kapitän der englischen Nationalmannschaft hat in der Frühphase der Saison einen bemerkenswerten Entwicklungsschritt vollzogen. Mit offenen Mündern stehen die Verantwortlichen des FC Bayern da. Woche für Woche sehen sie, wie Kane weiter Tore ohne Ende erzielt und nebenbei in eine neue Rolle geschlüpft ist.

Kane übernimmt kurzerhand auch die Rolle des Spielgestalters. Was dem Spiel des FC Bayern zuträglich ist, da sie für die Dauer der Vorrunde auf den verletzten Jamal Musiala verzichten müssen. Nach vier Spieltagen hat er imposante elf Scorerpunkte gesammelt, "nur" acht davon durch Treffer. Seit Beginn der Datenerfassung vor 21 Jahren hat kein Spieler an den vier ersten Spieltagen einer Saison mehr Scorerpunkte gesammelt.

Der Erfolg, die neue Rolle und der reißende Strom von Toren wecken Begehrlichkeiten, fördern die üblichen Geschichten und sind ein potenzieller Unruheherd beim mit Unruheherden traditionell üppig ausgestatteten Rekordmeister. "Hattrick Harry", wie er sich neuerdings selbst nennt, ist in aller Munde. Auch bei seinem ehemaligen Klub Tottenham Hotspur.

Kane will Titel gewinnen

Dort steht die Tür für eine Rückkehr spätestens nach den Äußerungen von Team-Manager Thomas Frank sperrangelweit auf. Er, sagte der Däne unter der Woche, würde Kane gerne zurückhaben. Auch wenn die Hoffnungen gering seien. Eine unter der Woche von der "Bild" vermeldete Ausstiegsklausel in Höhe von 65 Millionen Euro aber lässt derartige Überlegungen zumindest zu. Dazu, so heißt es, müsse der 32-jährige Stürmer aber bereits bis zum Jahresende seinen Abschied für den kommenden Sommer ankündigen.

"Er ist alt genug, dass er seine Entscheidung fällt, ob Klausel oder nicht Klausel", umschiffte Max Eberl, der Sportvorstand des FC Bayern, die Frage nach einer möglichen Klausel und etwaigen Vertragsanpassungen auf der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Werder Bremen. Kane habe bereits bei seinem Wechsel von Tottenham nach München im Jahr 2023 gezeigt, dass er konsequent sei. "Aber unser Wunsch ist natürlich, mit Harry diese Saison und auch in Zukunft sehr, sehr erfolgreich zu sein." Kane wolle weiter Titel gewinnen und das könne er mit dem FC Bayern, sagte Eberl mit einem Seitenhieb auf die aufkommenden Gerüchte aus England.

Der Kane-Fluch

Nach Titel-Anlaufschwierigkeiten im ersten Jahr, dem Freakjahr des deutschen Fußballs mit den alles dominierenden, ungeschlagenen Leverkusenern, konnte Kane in der vergangenen Saison endlich seinen ersten Mannschaftstitel seiner Laufbahn feiern. Für Deutschland war es nur der nächste Titel für den FC Bayern, für Kane war es das Ende eines Fluchs, der sich sogar in der englischsprachigen Wikipedia bei den großen "Sportflüchen" unserer Zeit Einzug gefunden hatte.

Der Fluch war im Prinzip jedoch leicht zu erklären: Tottenham Hotspur gewinnt keine Titel in England und England scheitert bei internationalen Turnieren immer wieder. Aus den von Baddiel & Skinner 1996 besungenen "thirty years of hurt", den 30 schmerzvollen Jahren seit dem Gewinn der WM 1966, sind bei der kommenden WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada ein titelloses halbes Jahrhundert geworden. Eine englische Spurs-Legende gewinnt erstmal keine Mannschaftstitel.

Eine englische Legende muss also die Spurs verlassen, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, eine Trophäe in die Höhe zu stemmen. Genau das tat Kane dann 2023 mit seinem 100-Millionen-Euro-Wechsel, bei dem sich viele Beobachter an den Kopf griffen. Doch aus dem teuersten 30-Jährigen der Welt ist spätestens in dieser Saison das größte "100-Millionen-Euro-Schnäppchen" geworden.

Schon gegen Bremen winkt neuer Rekord

Was mit der neuen Rolle von Kane zu tun hat, mit dem Wandel vom Vollstrecker zum Spielgestalter. Er opfere sich für die Mannschaft, erklärte Eberl. Klarer wurde der, der an der Seitenlinie auch vom Engländer von Erfolg zu Erfolg getragen wird. Vincent Kompany geriet auf dieser Pressekonferenz ins Schwärmen. Er erklärte, wie Kane sich als Spielmacher seinen Bewachern in der Verteidigung entziehe, die Strukturen der gegnerischen Defensive damit aufbreche und diese Disruption der Verteidigung dann ausnutze, um in diese von ihm selbst gerissenen Löcher zu stoßen.

"Er war schon immer ein Torjäger, aber er hat sich entschieden, sein Spiel weiter zu öffnen", sagte Kompany und bügelte die Frage nach einem möglichen Wechsel schnell ab. "Harry befindet sich in einer hervorragenden Phase. Das Letzte, was ich will, ist deshalb ein Türöffner für andere Diskussionen."

Die aber sind längst im Gange und werden auch in den nächsten Wochen kaum abreißen. Besonders weil Kane sich nicht dem sportlichen Rampenlicht entziehen wird. Bereits gegen die defensiv anfälligen Bremer kann er am morgigen Freitag die nächsten Schlagzeilen schreiben. In seinen bisherigen 103 Pflichtspielen für die Bayern hat er 98 Treffer erzielt, mit zwei weiteren gegen Werder wäre er schneller bei 100 angekommen als jeder andere Spieler in diesem Jahrtausend. Cristiano Ronaldo (für Real Madrid) und Erling Haaland (für Manchester City) benötigten für ihre ersten 100 Tore jeweils 105 Pflichtspiele.

Quelle: ntv.de, sue

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