Fußball

Beckenbauer will mit DFB-Spitze reden Mayer-Vorfelder kannte wohl Warner-Deal

Mayer-Vorfelder (r.), FIFA-Präsident Blatter und  Beckenbauer präsentierten 2002 gemeinsam das offizielle Logo für die WM 2006.

Mayer-Vorfelder (r.), FIFA-Präsident Blatter und Beckenbauer präsentierten 2002 gemeinsam das offizielle Logo für die WM 2006.

(Foto: imago/Ulmer)

Der Vertragsentwurf von Beckenbauer im Vorfeld der WM-Vergabe an Deutschland soll auch dem früheren DFB-Präsidenten Mayer-Vorfelder bekannt gewesen sein. Für die Vergabe der WM 2006 interessieren sich nun auch Schweizer Staatsanwälte.

Auch der frühere DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder wusste nach Informationen der Süddeutschen Zeitung von dem dubiosen Vertragsentwurf zwischen WM-Organisationsboss Franz Beckenbauer und dem früheren FIFA-Vize Jack Warner. Das berichtet die SZ in ihrer Samstag-Ausgabe.

Demnach soll der am 2. Juli 2000 aufgesetzte Vertrag, der Zusagen von Beckenbauer an Warner und dessen Verband (Concacaf) für die Karibik, Nord- und Mittelamerika enthielt, Mayer-Vorfelder einen Monat später mit einer begleitenden Aktennotiz präsentiert worden sein, da das Präsidium den Vertrag bis zum 31. August 2000 bewilligen sollte.

Vor Mayer-Vorfelder hatte demnach bereits der damalige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt Kenntnis von dem Beckenbauer-Warner-Vertrag erhalten. Nach bisheriger Durchsicht der damaligen Verbandsprotokolle durch die internen DFB-Ermittler habe sich das Präsidium seinerzeit mit dem Beckenbauer-Warner-Deal dann aber offenbar überhaupt nicht beschäftigt. Mayer-Vorfelder kann dazu nicht mehr befragt werden: Der Sportfunktionär ist am 17. August 2015 verstorben.

Nach weiteren Informationen der SZ hat Beckenbauer den DFB darüber informiert, dass er vor einer zweiten Aussage im Rahmen der internen Ermittlungen des Verbands mit den kommissarischen DFB-Präsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch reden will.

Elf Terabyte an Daten beschlagnahmt

Die juristische Aufarbeitung der Vorgänge könnte sich erheblich ausweiten: Wie die SZ berichtet, interessiert sich nun auch die Schweizer Bundesanwaltschaft für die Vorgänge rund um die Vergabe der WM 2006. Ein Sprecher der Berner Behörde kommentierte das auf Anfrage aber nicht.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt bereits seit Mai wegen der Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Die Berner Ermittler haben dem Bericht zufolge elf Terabyte an Daten beschlagnahmt. Darin könnten sich auch Informationen über die zehn Millionen Schweizer Franken (umgerechnet rund 6,7 Millionen Euro) befinden, um die es bei der WM-Affäre des DFB geht.

Das Geld, das in dunklen Fifa-Kanälen gelandet sein soll, hatte der in der Schweiz ansässige frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus 2002 dem von Beckenbauer geleiteten Organisationskomitee für die WM 2006 vorgestreckt. Drei Jahre später floss das Geld, als "Beitrag Kulturprogramm" bei der WM falsch deklariert, über die Fifa an Dreyfus zurück. Die Bankkonten, die in der Affäre eine Rolle spielen, scheinen der Schweizer Bundesanwaltschaft bekannt zu sein.

Quelle: ntv.de, hul/SID

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