Fußball

Experte aus Zeiten des Völler’schen Mistkäses Miroslav Klose kennt seine Färinger

Nach der EM ist vor der WM-Qualifikation, das gilt auch für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Die startet heute gegen die Färöer das Projekt Brasilien 2014. Ein Gegner, den nicht einmal Rudi Völler großredet, der dem DFB-Team aber schon einmal das Leben schwer gemacht hat. Miroslav Klose weiß, wie das war.

Miroslav Klose ist ein Mann für viele Tore - nicht nur, aber auch gegen Fußballzwerge wie die Färöer Inseln.

Miroslav Klose ist ein Mann für viele Tore - nicht nur, aber auch gegen Fußballzwerge wie die Färöer Inseln.

(Foto: dapd)

Miroslav Klose kennt sich aus. Er hat auf dem Fußballplatz schon viel erlebt. 34 Jahre alt ist der Angreifer von Lazio Rom, seit elf Jahren spielt er für die deutsche Nationalmannschaft. Seine herausragende Fähigkeit besteht darin, Tore zu schießen, 64 Mal ist ihm das bisher gelungen, in 122 Partien. Sein Ziel ist es, auch bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien dabei zu sein, und Bundestrainer Joachim Löw hat ihm und der Öffentlichkeit jüngst versichert, dass er das für eine gute Idee hält. Und so wird er, wenn heute ab 20.45 Uhr (im n-tv.de Liveticker) die DFB-Elf in Hannover zum Auftakt der WM-Qualifikation gegen die Färöer spielt, wieder seinen Platz als Mittelstürmer einnehmen. Wer auch sonst? Ein Nachfolger ist nicht in Sicht, und Mario Gomez vom FC Bayern ist verletzt.

Die Chance, dass er auch heute wieder ein Tor erzielt, schätzen nicht nur Experten als ausgesprochen hoch ein, schließlich geht es gegen ein Team, das der Weltverband Fifa auf Platz 154 seiner Weltrangliste führt - zwischen den Salomon- und den Fidschi-Inseln. Der größte Erfolg war ein 1:0 gegen Österreich gleich im ersten EM-Qualifikationsspiel der Verbandsgeschichte. Das ist mittlerweile 22 Jahre her. In Erinnerung geblieben ist vor allem Jens Martin Knudsen, Torhüter der Färöer, seit diesem Triumph der berühmteste Mützenträger Europas und Begründer eines färöischen Fußballmythos. Das Bild von dem Mann mit der weißen Pudelmütze ging um die Welt, und weil das ein klein bisschen albern aussah, machte es die Schmach für die unterlegenen Österreicher noch größer. Heute Abend sitzt Knudsen in Hannover auf der Bank, er trainiert die Torhüter.

Später gelangen den Färöern noch Siege gegen Malta, Luxemburg, San Marino und Litauen, vor vier Jahren reichte es immerhin zu einem 1:1 gegen die Österreicher. Und erst vor einem Jahr quälte sich Italien in der EM-Qualifikation zu einem 1:0. Dennoch wird sich heute Abend der 500. Sieg der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes kaum vermeiden lassen, nicht nur die Kundschaft auf den Tribünen erwartet Tore, und zwar viele. Und falls doch etwas schief zu gehen droht, ist ja Miroslav Klose da. Der ist in der DFB-Elf nämlich der Spezialist für färöische Angelegenheiten, der Einzige in seinem Team. Denn die Partie Deutschland gegen die Färöer ist zwar kein Klassiker des europäischen Fußballs, aber zweimal standen sich die Mannschaften schon gegenüber, in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2004.

Nur Oliver Kahn fand’s nicht peinlich

Das war eine Zeit, in der noch Oliver Kahn im Tor stand, die Nationalspieler Jens Jeremies und Carsten Ramelow hießen und Rudi Völler die DFB-Auswahl trainierte. Und im Angriff spielte Miroslav Klose. Er hat sein Team anderthalbmal vor einer Blamage bewahrt. So am 16. Oktober 2002, vor 36.628 Zuschauern in Hannover. Die deutsche Mannschaft hatte just bei der WM in Japan und Südkorea das Endspiel erreicht und dort gegen Brasilien verloren. Gegen die Färöer, denen nicht einmal Teamchef Völler absprach, zu den Kleinen im Weltfußball zu gehören, lief zunächst alles nach Plan. Michael Ballack erzielte nach drei Minuten per Elfmeter die Führung. Arne Friedrich allerdings glich kurz vor der Pause mit einem Eigentor zum 1:1 aus. Doch dann sorgte Miroslav Klose mit seinem Siegtreffer nach einer knappen Stunde doch noch für den Sieg. Mistkäse, mag Völler gedacht haben, sagte es aber nicht, sondern bewahrte sich das für seine Wutrede ein knappes Jahr später nach einem trostlosen 0:0 gegen Island auf. In Hannover stellte er nur fest: "Jetzt sind wir nach der Weltmeisterschaft wieder auf dem Boden der Tatsachen abgekommen."

Beim Rückspiel am 1. Juni 2003 lief es dann nicht viel besser. Eigentlich sogar schlechter. Genau 88 lange Minuten hielten die Gastgeber in ihrer Hauptstadt Torshavn ein 0:0. Der nordatlantische Wind blies kräftig durch das kleine Stadion, das zwischen Schafsweiden liegt und in dem einige der 6500 Zuschauer auf einem Grashügel hinter dem Tor standen und sich zunehmend auf die Sensation freuten. Doch dann traf Fredi Bobic, in der Schlussminute erhöhte, genau, Miroslav Klose auf 2:0 für den haushohen Favoriten. Ein schwacher Auftritt, nur Oliver Kahn fand das seiner Zeit nicht weiter schlimm. "Die Leistung war überhaupt nicht peinlich, das Spiel hätte doch auch 7:0 ausgehen können."

Und heute Abend? Träumen die Färinger und ihr dänischer Trainer Lars Olsen von einem Coup. Der war 1992 Kapitän und Abwehrchef jener Mannschaft, die im EM-Finale die DFB-Elf in Göteborg mit 2:0 besiegte. "Mein schönster Augenblick als Spieler." Und sonst? Käme es einer "echten Weltsensation" gleich, sollte sein Team in Hannover etwas holen. Sagt Lars Olsen. Der Mann kennt sich aus.

Quelle: ntv.de

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