Fußball

Doppel-K soll Türken stoppen Müde DFB-Elf gegen furiose Fans

Die Doppelsechs aus Michael Ballack und Bastian Schweinsteiger ist verletzt, also muss es das Doppel-K gegen die Türkei richten: Sami Khedira und Toni Kroos. Die beiden Mittelfeldspieler sind wohl die entscheidenden Figuren im Kampf um die EM-Qualifikation.

Sami Khedira: Vom Ersatz- zum entscheidenden Mann.

Sami Khedira: Vom Ersatz- zum entscheidenden Mann.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Das EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei ist für die deutsche Nationalmannschaft eine Feuerprobe: Der bei der Weltmeisterschaft zum Lenker aufgestiegene Bastian Schweinsteiger ist verletzt. Für ihn rückt wohl Toni Kroos neben Sami Khedira auf die Position im defensiven Mittelfeld. Die Doppelsechs, mal wieder umgestellt. Wie wird die Mannschaft die Abstinenz ihres "emotionalen Leaders" verkraften? Wichtig könnte das vor allem deswegen werden, weil im Berliner Olympiastadion 30.000 – vermutlich sehr lautstarke – Fans der Türkei ihre Mannschaft nach vorne treiben. Die Unterstützung von den Rängen dürfte das Duell in der Hauptstadt für die DFB-Elf zum Auswärtsspiel machen.

Sami Khedira wird die entscheidende Rolle spielen, wenn es möglicherweise um die Vorentscheidung über den Gruppensieg geht. Als vor der WM in Südafrika Michael Ballack ausfiel, war das Geheul groß: Oh Schreck, der Capitano fällt aus! Wir werden in der Vorrunde ausscheiden! Alle Spiele verlieren! Joachim Löw blieb ruhig, redete Ersatzmann Khedira vom VfB Stuttgart stark und stärker. Der Rest ist bekannt: exzellente Leistungen im Nationaltrikot, entscheidender Treffer gegen Uruguay zum dritten Platz, Wechsel zu Real Madrid. Jetzt muss der 23-Jährige beweisen, dass er charakterlich und spielerisch wirklich so hochgeschossen ist, dass er Schweinsteigers Part als Organisator, als Taktgeber nicht nur kompensieren, sondern auch übernehmen kann.

Doppel-K auf Doppelsechs

An die Seite gestellt bekommt der Real-Spieler das Bayern-Talent Toni Kroos. Dessen Idealposition ist eigentlich auf halblinks, dort brillierte er auch in der vergangenen Saison bei seinem zwischenzeitlichen Arbeitgeber Bayer Leverkusen. Khedira und Kroos, das Doppel-K auf der Doppelsechs soll es also richten. Der 20-jährige Kroos war ebenfalls bei der Weltmeisterschaft dabei, kam dort aber nur zu ein paar Kurzeinsätzen. Von der kollektiven Müdigkeit der WM-Fahrer sollte er also nichts spüren. "So kaputt war ich noch nie", sagte etwa Philipp Lahm zur "Süddeutschen Zeitung", und sprach vor allem die Psyche an. Das hat Folgen: In der Bundesliga stehen die Teams mit vielen Nationalspielern nach sieben Spieltagen im Nirgendwo der Tabelle, die offenbar besser ausgeruhten an der Spitze.

Wechsel wie bei der WM: Toni Kroos spielt wohl für Bastian Schweinsteiger.

Wechsel wie bei der WM: Toni Kroos spielt wohl für Bastian Schweinsteiger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Blick auf den Kader für die EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei und in Kasachstan machen deutlich, dass diese Voraussetzungen auch dem Nationalteam zum Verhängnis werden könnte. Der Bayernblock zieht sich durch alle Mannschaftsteile, und die Bremer – allen voran Per Mertesacker – sind von ihrer Bestform weit entfernt. Trotzdem holten die müden WM-Dritten aus den ersten zwei Qualifikationspartien sechs Punkte. Und so gibt der – nach der erneuten Verletzung Ballacks wohl auf absehbare Zeit auch weiterhin agierende - Ersatzkapitän Lahm Entwarnung: "Wir müssen nichts hinterherlaufen. Dass die Müdigkeit in eine gewisse Lähmung umkippt wie bei den Bayern, ist also nicht zu erwarten." Und die Türken? Die dürften frischer sein - sie hatten in nervenaufreibenden Playoff-Spielen gegen die Schweiz die WM-Qualifikation verpasst – und durften sich gemeinsam mit dem in der Folge zurückgetretenen Trainer und "Imperator" Fatih Terim das Turnier im Fernsehen anschauen.

Psychologischer Vorteil für Löw-Elf

Ein psychologischer Vorteil für Deutschland könnte das bislang letzte Aufeinandertreffen bei der EM 2008 sein, als die Männer vom Bosporus gegen Jogis Jungs zwar in Führung gingen, Philipp Lahm aber fast in letzter Minute das entscheidende 3:2 erzielte. Aus dem EM-Halbfinalduell stehen im Olympiastadion mit Verteidiger Sabri Sarioglu, Mehmet Topal, Mittelfeld- und Bayern-Spieler Hamit Altintop sowie Mehmet Aurelio noch vier Spieler in der türkischen Startelf von vor zwei Jahren. Auf deutscher Seite sind es ebenfalls vier: Per Mertesacker, Philipp Lahm, Miroslav Klose und Lukas Podolski. Acht Akteure aus einer möglichen deutschen Startelf haben weniger als 20 Länderspiele, dazu zählen auch der kommende Real-Regisseur Mesut Özil, Sami Khedira und WM-Shootingstar Thomas Müller. Der älteste Mittelfeldspieler ist, aufgepasst: Podolski mit 25 Jahren.

Die Statistik spricht klar für einen Sieg der Deutschen: Von den 18 Begegnungen mit der Türkei verlor die DFB-Elf nur drei, ebenso viele endeten Unentschieden. Gegen  die türkische Nationalmannschaft trat das deutsche Team zweimal in  Berlin an, zuletzt bei der EM-Qualifikation im Oktober 1983. Zwei Mal Rudi Völler, zwei Mal Karl-Heinz Rummenigge und Uli Stielike sorgten für einen eindeutigen 5:1-Erfolg. Nach der WM 1998 verlor die DFB-Elf wegen eines Eigentors von "Titan" Oliver Kahn ihr erstes EM-Qualifikationsspiel im türkischen Bursa mit 0:1. Trotzdem holte Deutschland den Gruppensieg. Zwei Punkte vor der Türkei.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen