Nach den Bayern auch beim DFB? Musiala läuft Sané den Rang ab
31.08.2021, 07:24 Uhr
Jamal Musiala (links) könnte in der DFB-Elf so richtig durchstarten.
(Foto: imago images/Sven Simon)
Jamal Musiala drängt mit Dribblings und "Bolzplatzmentalität" in die Startelf der Nationalmannschaft. Leidtragender könnte wie schon beim FC Bayern Leroy Sané sein. Dabei hofft der Flügelstürmer unter Hansi Flick auf einen Neuanfang - aber der neue Bundestrainer hat schon früher mit ihm gehadert.
Beim Check-in im Stuttgarter Waldhotel hatte Leroy Sané die Nase vorn. Seine Tasche lässig geschultert und eine schwarze Corona-Maske mit Bayern-Wappen im Gesicht, spazierte der Münchner einige Meter vor Jamal Musiala ins Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. In München aber hat das Ausnahmetalent dem ewigen Hoffnungsträger den Rang abgelaufen - und beim DFB-Neustart unter Hansi Flick droht Sané nun ein Déjà-vu der unangenehmen Sorte.
"Gerade in dieser Phase ist es wichtig, dass er unsere Unterstützung bekommt", sagte Flick zwar im SID-Gespräch und betonte: "Wir halten an ihm fest, wir vertrauen ihm. Er hat eine enorme Qualität, die uns weiterbringt." Diese, forderte der Bundestrainer, "möchten wir von ihm sehen". Sonst ist für den "Zauderkünstler" ("kicker") zumindest in der ersten Elf kein Platz mehr.
Flick will die "Bolzplatzmentalität"
Zumal Musiala mit Macht auch beim DFB in die Stammformation drängt. "Er hat einen Magnet eingebaut, der Ball flippert immer wieder zu ihm zurück", staunte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zuletzt über den 18-Jährigen, "er hat offensiv unglaubliche Qualitäten. Vor allem sein Dribbling als Mittelstürmer macht ihn unheimlich gut." Zudem zeichne Musiala neben "unfassbarer" Bescheidenheit etwas aus, "das man heutzutage im Jugendbereich nicht mehr ganz so oft findet: eine gewisse Bolzplatzmentalität".
Genau diese will Flick in der Nationalmannschaft der Zukunft sehen. Der DFB-Coach meint genau das, wenn er von der Unbekümmertheit Musialas schwärmt und lobt: "Er ist einer, der sehr gut im Eins-gegen-eins ist, der mutig Fußball spielt." Das, betonte der neue Chef und erhob den Youngster damit zum Vorbild, "möchte ich aber nicht nur von ihm sehen, sondern von allen."
Auch und gerade von Sané. In seiner Münchner Zeit haderte Flick immer wieder mit dem schlampigen Genie des Flügelstürmers. Der Tiefpunkt kam Ende 2020, als er ihn in Leverkusen nur 36 Minuten nach seiner Auswechslung vom Platz nahm. "Da ist überhaupt nix hängengeblieben", betonte Flick. Um Sané bestmöglich zu helfen, habe er zuletzt auch mit Nagelsmann gesprochen. "Lasst den Leroy Leroy sein", meinte der Bayern-Coach, "dann werden wir sehen, dass er noch früh genug durch die Decke geht." Doch darauf wartet Fußball-Deutschland schon (viel zu) lange.
Neustart für Sané
Die Bayern-Fans verloren jüngst die Geduld und pfiffen Sané aus. Kollegen wie Thomas Müller und Joshua Kimmich nahmen ihn in Schutz, Vorstandschef Oliver Kahn sagte dem Sorgenkind Unterstützung zu - verbunden mit der klaren Ansage: "Es gehören immer zwei dazu - er muss das wollen."
Und sein Potenzial auch im DFB-Team endlich voll ausschöpfen. Die EM hatte Sané nach der riesigen Enttäuschung über die Nicht-Nominierung für die WM 2018 zu "seinem" Turnier machen wollen. Doch während "Bambi" Musiala als einer der ganz wenigen Gewinner aus dem Turnier hervorging, hagelte es für Sané wieder nur Kritik.
Kann der Hochtalentierte den Neustart für einen ganz persönlichen Neuanfang nutzen? Für Flick war es jedenfalls kein Thema, Sané für den Dreierpack in der WM-Qualifikation wegen der jüngsten Unruhe eine Pause zu verordnen. "Ich schätze ihn sehr", betonte er. Wofür - das muss Sané nun beweisen.
Quelle: ntv.de, dbe/sid