Fußball

Streit um Sicherheitskosten NRW-Polizei verringert Fußballpräsenz

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In der Diskussion darum, wer die Polizeikosten bei Fußballspielen zu tragen hat, will die Politik Fakten schaffen. Nordrhein-Westfalen kündigt an, sich in einem Pilotprojekt bei Nicht-Risiko-Partien aus den Bundesligastadien zurückzuziehen.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen will ihre Präsenz bei Fußballspielen deutlich verringern. Das erklärte NRW-Innenminister Ralf Jäger. Er versicherte aber, dass die Polizei "weiter für die Sicherheit beim Fußball" sorgen wird: "Um die Polizei aber dort weiterhin präsent zu halten, wo sie gebraucht wird, müssen wir den Kräfteeinsatz optimieren." Laut Jäger gehe es bei dem Pilotprojekt "allein um die Spiele, die in den letzten drei Jahren ohne Krawalle geblieben sind. Hier wollen wir den Kräfteeinsatz der Bereitschaftspolizei lageangepasst runterfahren."

An den ersten vier Spieltagen der Fußball-Bundesliga zieht sich die Polizei bei einigen Partien aus den Stadien zurück und verzichtet zunächst auch auf die Begleitung der Zuschauer vom Bahnhof zum Stadion. "Ich sage es ganz deutlich: Einsätze bei Risikospielen bleiben unangetastet. Gleiches gilt für das konsequente Vorgehen gegen Gewalttäter", erklärte Jäger und begründete den Entschluss mit dem Kostendruck: "Bereits jetzt verwendet die Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit bei Fußballspielen. Machten wir weiter wie bisher, würde sich das nochmal deutlich erhöhen. Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln."

Vorerst sollen die Fans von der Polizei nicht mehr vom Bahnhof zum Stadion begleitet werden.

Vorerst sollen die Fans von der Polizei nicht mehr vom Bahnhof zum Stadion begleitet werden.

(Foto: dpa)

Gespräche mit Fans hätten gezeigt, "dass sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das können sie jetzt unter Beweis stellen", sagte Jäger: "Es ist unser Ziel, gemeinsam für ein friedliches Fußballerlebnis zu sorgen. Nach Ablauf des Pilotprojekts werden wir sehen, ob uns dies gelungen ist." Bis zum 27. September gelten die Maßnahmen der Polizei. Dann steht in Gelsenkirchen das Revierderby zwischen dem FC Schalke und Borussia Dortmund an.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steht dem Vorhaben von Nordrhein-Westfalen offen gegenüber. "Wir waren im Vorfeld nicht über entsprechende Konzepte informiert", erklärte Liga-Präsident Reinhard Rauball laut einer Mitteilung. "Die Überlegungen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums sind aber im Grundsatz durchaus nachvollziehbar." Man werde sehen, zu welchen Ergebnissen der Pilotversuch komme. "Innenminister Ralf Jäger hat mir im persönlichen Gespräch glaubhaft versichert, dass es nicht darum geht, die Polizei aus dem öffentlichen Raum zurückzuziehen", sagte Rauball.

Möglicher Vorreiter für andere Länder

Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), begrüßt den Entschluss des NRW-Innenministeriums. "Ich halte den Vorstoß für mutig und richtig", sagte Wendt: "Wir müssen von den hohen Einsatzstunden der Polizei runterkommen. Das Modell überträgt einen Teil der Verantwortung an die Vereine, die Fans und die Fanvertreter." In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatte Wendt am Wochenende von den Bundesliga-Vereinen pro Jahr eine jährliche Pauschale von 50 Millionen Euro gefordert. Mit dieser Gebühr sollen die erhöhten Einsatzkosten bei Risiko-Begegnungen finanziert werden.

Die Maßnahme des Landes Nordrhein-Westfalen sieht Wendt als "konkreten Beitrag" zur Diskussion um die Kostenbeteiligung der Vereine an den Polizeieinsätzen. "Wenn es in NRW gelingt, die hohe Stundenzahl zu verringern, dann können das Konzept auch andere Länder übernehmen", sagte Wendt: "Die derzeitige Kostendiskussion würde dadurch entbehrlich werden."

Das Pilotprojekt stößt in die Debatte um die Beteiligung der Deutschen Fußball Liga (DFL) an den Kosten für Polizeieinsätze rund um die Spiele der Bundesliga. Bisher hat Bremen als einziges Bundesland die DFL dazu verpflichtet, sich an den Ausgaben für die Polizeieinsätze bei Fußballspielen zu beteiligen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte Bremen daraufhin die Ausrichtung des Länderspiels gegen Gibraltar entzogen.

Alte Ankündigung umgesetzt

Ganz neu ist die Ankündigung eines Polizeirückzugs aus den Stadien in NRW nicht. Im September 2013 ließ Innenminister Jäger einen Streit mit dem FC Schalke eskalieren und erklärte, keine Polizei mehr in die Schalker Arena schicken zu wollen. Grund war damals die massive Kritik an einem heftig umstrittenen Polizeieinsatz im Schalker Europapokalspiel gegen Paok Saloniki. Als Reaktion teilte Jäger mit, die Polizei werde sich "bis in den öffentlichen Raum" zurückziehen, also bis außerhalb der Arena-Grenzen".

Wenig später räumte der FC Schalke ein, dass die öffentlich geäußerte Kritik am Polizeieinsatz seitens des Vereins in Wortwahl und Tenor "zu scharf" gewesen sei. Daraufhin zog die Polizei ihre Rückzugsankündigung zurück. Das von Kommentaren erhoffte Experiment eines Fußballstadions ohne Polizei, es fiel damals aus. Jetzt könnte es Wirklichkeit werden.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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