Fußballer zurück in der Heimat Nach Jehezkel steht weiterer Israel-Profi in der Türkei im Fokus
15.01.2024, 20:49 Uhr
Sagiv Jehezkel ist zurück in Israel.
(Foto: REUTERS)
Der israelische Fußballer Sagiv Jehezkel erinnert in der Türkei nach seinem Tor an das Hamas-Massaker vom 7. Oktober, was für ihn gravierende Folgen hat. Mittlerweile ist er zurück in seiner Heimat, ob er wegen der Ermittlungen noch einmal in die Türkei muss, ist unklar.
Der israelische Fußball-Profi Sagiv Jehezkel vom Erstligaverein Antalyaspor ist in der Türkei wegen einer Botschaft zum Gaza-Krieg ins Visier der Justiz geraten. Er wurde sogar kurzzeitig festgenommen, nach seiner Freilassung verließ er die Türkei. Der 28-Jährige hatte am Sonntagabend während seines Torjubels an den Hamas-Angriff auf Israel erinnert. Die Staatsanwaltschaft leitete deswegen ein Verfahren wegen "Anstiftung zum Hass" gegen ihn ein. Israel verurteilte die Festnahme scharf.
Der türkische Innenminister Ali Yerlikaya erklärte am heutigen Montag, Jehezkel sei nach einer Gerichtsanhörung auf freien Fuß gesetzt worden. Er habe anschließend die Türkei per Flugzeug verlassen. Er kehrte am späten Nachmittag nach Israel zurück, wie der Israelische Fußball-Verband bestätigte. Sein Verein Antalyaspor löste den Vertrag mit dem Stürmer auf. Dieser habe "gegen die Werte unseres Landes" verstoßen, erklärte der Klub. Der türkische Fußballverband TFF sprach von einer "angemessenen" Entscheidung und warf dem mehrmaligen israelischen Nationalspieler ein "völlig inakzeptables Verhalten" vor.
"Die Türkei ist eine dunkle Diktatur geworden"
Die israelische Regierung verurteilte das Vorgehen der türkischen Justiz. Die ohnehin angespannten Beziehungen beider Länder werden durch den Fall weiter strapaziert. "Die Türkei ist eine dunkle Diktatur geworden, die gegen menschliche und sportliche Werte verstößt", sagte Außenminister Israel Katz. Verteidigungsminister Joaw Galant warf der Türkei vor, sich "wie die Exekutive der Hamas" zu verhalten. Zunächst blieb unklar, ob der Prozess gegen Jehezkel in Abwesenheit stattfindet oder ob der Fußballer eine Rückkehr in die Türkei plant.
Jehezkel war am Sonntagabend festgenommen worden, nachdem er nach einem Tor beim Spiel seines Klubs Antalyaspor gegen Trabzonspor die auf eine Bandage an seiner Hand geschriebene Botschaft "100 Tage. 07.10" gezeigt hatte. Es handelt sich um eine Anspielung auf den seit rund hundert Tagen währenden Krieg zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen, der durch den Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden war.
Basaksehir untersucht Posting von Karzev
Die türkische Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen "öffentlicher Anstiftung zum Hass" gegen Jehezkel ein, wie Justizminister Tunc bei X mitteilte. Der Fußballer habe das "von Israel begangene Massaker im Gazastreifen" gefeiert. Tunc betonte, die Türkei werde weiter "die unterdrückten Palästinenser unterstützen". Der Fußballer sagte bei der Polizei, er habe auf die von der islamistischen Hamas genommenen Geiseln aufmerksam machen und nicht den Krieg unterstützen wollen. Er sei kein Kriegsbefürworter und habe niemanden provozieren wollen, sagte er nach Angaben des privaten Fernsehsenders NTV.
Unterdessen erklärte der für seine Nähe zu Präsident Recep Tayyip Erdogan bekannte Fußballklub Basaksehir, eine Disziplinaruntersuchung gegen einen anderen israelischen Spieler, Eden Karzev, einzuleiten. Grund sei, dass dieser in Onlinenetzwerken einen Beitrag zu den Geiseln geteilt hatte: "Bring Them Home" ("Bringt sie nach Hause") - der Aufruf zur Freilassung oder Befreiung der Verschleppten.
Quelle: ntv.de, tno/AFP/dpa