Fußball

Wildes Meisterdrama um PSG/Lille Neymar verschießt Elfer, Randale nach Titel

Lille-Anhänger feierten die Meisterschaft teilweise ein wenig zu ausgelassen.

Lille-Anhänger feierten die Meisterschaft teilweise ein wenig zu ausgelassen.

(Foto: imago images/PanoramiC)

Das Meisterdrama in Frankreich stufen die Medien als "historisch" ein. Superstar Neymar vergibt vom Punkt, der spätere Sieg für PSG nützt ihm nichts, weil OSC Lille die Pariser Machtdominanz durchbricht. Die "unglaubliche Saison" feiern die Lille-Spieler ausgelassen - und einige Fans mit Randale.

Der bei den Bayern gescheiterte Renato Sanches feierte den Sensations-Titel mit OSC Lille mit dicker Zigarre und Schaumwein. Dass der Champions-League-Starter Paris Saint-Germain mit Weltstar Neymar oder dem für die EM ausgemusterten Nationalspieler Julian Draxler entthront worden war, stufte das französische Fachblatt "L'Equipe" ebenso treffend wie schlicht als "historisch" ein.

Mit einem 2:1 beim SCO Angers krönte OSC Lille am Sonntagabend seine beeindruckende Saison in der Ligue 1, stoppte die Superserie von Titelverteidiger PSG und sicherte sich erstmals seit zehn Jahren wieder die französische Fußballmeisterschaft. Einen Punkt lag die Mannschaft aus dem Norden Frankreichs mit dem Spitznamen "Die Doggen" nach dem 38. Spieltag vor dem neureichen Klub aus der Metropole.

"Der unbeständige und häufig enttäuschende Hauptstadtklub überlässt Lille den höchsten Platz auf dem Siegertreppchen", schrieb die Regionalzeitung "Le Parisien" am Morgen und konstatierte: "Die Spieler aus dem Norden verdienen es, gekrönt zu werden." Die Sportzeitung "L'Équipe" sah "Lille am Ende der Großtat" und bescheinigte der Mannschaft eine "unglaubliche Saison".

"Erfolg des Kollektivs"

Weil Jonathan David (10. Minute) nach perfektem Pass von Sanches und Burak Yilmaz per Foulelfmeter (45.+1) für die Meistermannschaft von Trainer Christophe Galtier trafen, nutzte den Parisern auch das 2:0 (1:0) beim Absteiger Stade Brest nichts mehr. Lille ist damit erst der zweite Meister seit 2013, der nicht PSG heißt. Die Pariser hatten in den vergangenen acht Spielzeiten sieben Mal den Titel geholt, nur das eine Mal unterbrochen durch die AS Monaco in der Saison 2016/17.

Nun landete der Klub aus dem Fürstentum mit Trainer Niko Kovac und Nationalmannschafts-Rückkehrer Kevin Volland als Dritter in der Qualifikation für die Champions League. Fix in der Königsklasse dabei sind nun aber die (Under-)Doggen aus Lille. "Es ist ein Erfolg des Kollektivs", sagte der 37 Jahre alte Kapitän Jose Fonte.

Dessen portugiesischer Landsmann Sanches war 2016 für 35 Millionen Euro Ablöse von Benfica Lissabon zum FC Bayern gekommen, konnte sich aber beim deutschen Rekordmeister nie richtig durchsetzen. 2019 wechselte der heute 23-Jährige nach Lille, wurde dort zum Stammspieler und ist jetzt Meister mit dem Verein, der "den Traum zu Ende geträumt" hat, wie es "Le Figaro" formulierte.

Nach dem Titelgewinn kam es in Lille zu Ausschreitungen. Die Polizei habe sieben Menschen festgenommen, teilte die örtliche Präfektur mit. Unter ihnen sei ein Verdächtiger, der mit seinem Fahrzeug Sicherheitskräfte angegriffen habe. Nach dem letzten Saisonspiel feierten Tausende Menschen in der nordfranzösischen Metropole den Sieg - ungeachtet der nächtlichen Ausgangssperre, die in Frankreich wegen der Corona-Pandemie verhängt wurde. Der örtliche Zivilschutz musste 20 Menschen betreuen, drei von ihnen kamen ins Krankenhaus.

Frust bei PSG, Mbappé bleibt wohl

Beim entthronten französischen Fußball-Meister Paris St. Germain herrschte dagegen Trauer. Vor allem beim brasilianischen Superstar Neymar, der beim Stand von 0:0 einen Elfmeter neben das Tor schoss. Letztendlich hätte auch Neymars Tor nichts genützt, nach 90 Minuten gewann PSG zwar 2:0 in Brest - lag aber eben den einen Punkt hinter Lille.

Der Ex-Meister verkündete daraufhin, auch in der kommenden Saison mit Weltmeister Kylian Mbappé zu planen. "Kylian ist ein Spieler von Paris St. Germain, und das wird er zu 100 Prozent bleiben", sagte Klubpräsident Nasser Al-Khelaifi. "Zu sagen, dass diese Saison ein Misserfolg ist, nein", meinte Al-Khelaifi. "Lille hat den Titel verdient, wir haben nicht das getan, was nötig war, um sie daran zu hindern." Dabei hatte sich PSG im Saisonverlauf von Thomas Tuchel (inzwischen FC Chelsea) getrennt und den Trainer durch Mauricio Pochettino ersetzt. Acht Saison-Pleiten aber sind Negativrekord in der Zeit seit der Übernahme durch den katarischen Investor im Jahr 2011.

Mbappé, mit 27 Saisontreffern zum dritten nacheinander Mal Torschützenkönig der Ligue 1, ist noch bis 2022 an den Klub gebunden und wird immer wieder mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Sollte er seinen Vertrag nicht verlängern, könnte PSG nur noch in diesem Sommer eine Ablöse für ihn erzielen. "Keine Sorge, lasst uns arbeiten, er ist Pariser, er ist Franzose, er liebt Paris", sagte Al-Khelaifi.

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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