DFB-Team in der EinzelkritikNick Woltemade trifft, mehr müssen Sie nicht wissen

Deutschland kann sich auf Nick Woltemade verlassen. Der Stürmer von Newcastle United ist gegen Luxemburg erneut der Matchwinner für das DFB-Team, das nun kurz vor der WM-Quali steht. Und was war mit dem Rest des Teams? Puh, ey.
Oliver Baumann: Der Dauer-Vertreter von Marc-André ter Stegen hatte als einziger Defensivspieler Normalform. Allerdings mit den bekannten Schwächen im Spielaufbau. Auf der Linie aber ist der Hoffenheimer eine Bank. Musste häufiger retten als erwartet. In den letzten Minuten wurde ihm eine große Ehre zuteil: Er übernahm die Kapitänsbinde.
Ridle Baku: Der Leipziger stand als Ersatz für Joshua Kimmich erstmals seit vier Jahren in der Startelf. Er hatte einen sehr großen Wirkungskreis, wurde aber öfter übertölpelt. Nach vorne agierte er hektisch. Ein Lichtblick war seine Vorlage zum zweiten Tor. Als Alternative für die Position des Rechtsverteidigers drängte er sich nicht auf.
Waldemar Anton: Erhielt als Ersatz für den angeschlagenen Nico Schlotterbeck den Vorzug vor Malick Thiaw. Er fand nie zu echter Sicherheit, die er zuletzt beim BVB zeigen konnte. Anton wurde immer wieder von Danel Sinani und Leandro Barreiro übertölpelt. Konnte auch die Spielaufbau-Qualitäten seines Teamkollegen nicht kompensieren.
Jonathan Tah: Übernahm von Kimmich die Kapitänsbinde. Zeigte überraschende Stockfehler, erlaubte sich mehrere Fehler im Aufbauspiel, wirkte insgesam hölzern, wurde seiner Chefrolle nicht gerecht. Klärte allerdings auch zweimal in großer Not. Zu allem Überfluss wurde er Mitte der zweiten Halbzeit noch verwarnt.
David Raum: Als Heißmacher und Aufmunterer aktiv. Vergaß darüber ein ums andere Mal seine Abwehraufgaben. Sorgte mit seinen halbhohen Hereingaben aber auch immer wieder für Gefahr. Seine Standards blieben diesmal harmlos.
Aleksandar Pavlovic: Der defensivere Part in der Schaltzentrale hatte nach hinten so seine Probleme. Pavlovic ließ sich wiederholt tief fallen, um sich die Bälle abzuholen und das Spiel aufzubauen. Das gelang nicht wirklich gut. Leitete aber mit einem Gedankenblitz sehenswert das 1:0 ein.
Leon Goretzka: Als Achter mit mehr Abwehrarbeit als gedacht, was ihm eine Gelbe Karte einbrachte. In einer dürftigen ersten Halbzeit noch einer der besseren Deutschen. Hatte Glück, dass sein Hand-Kontakt im Strafraum nicht mit Elfmeter geahndet wurde. Seine gefürchteten Vorstöße in die Tiefe zeigte er zu selten, musste früh Gelb-Rot-gefährdet raus.
Leroy Sané: "Er ist jetzt gefordert", sagte der Bundestrainer. Der Türkei-Legionär ließ anfangs vieles vermissen - und explodierte plötzlich. Klasse erster Kontakt, beherzter Sprint und feiner Pass auf Woltemade zur Führung. Leitete das 2:0 ein. Vergab das 3:0, als sein Schuss die Latte touchierte.
Serge Gnabry: Sollte als Zehner das Offensivspiel an sich reißen, was nicht gelang. Im Kombinationsspiel war er völlig ohne Esprit, bis auf eine Szene dann auch harmlos. Gnabry leistete sich leichte Abspielfehler und wurde von der Abwehr der Gastgeber immer wieder mit einfachen Mitteln gestellt. War meilenweit entfernt von seiner zuletzt herausragenden Form beim FC Bayern.
Florian Wirtz: "Üben!", rief das Publikum hämisch nach einem überhasteten Abschluss. Wirtz hatte zwar einige Aktionen im letzten Drittel, doch keine war von Erfolg gekrönt. Schloss erst zu zaghaft ab und verzog dann. Seine Schaffenskrise bei Liverpool ist auch im DFB-Trikot zu sehen.
Nick Woltemade: Er versuchte immer wieder seine 1,98 Meter gewinnbringend zum Einsatz zu bringen. Eine Halbzeit gelang das nicht, doch nach der Pause schlug der Stürmer zweimal eiskalt zu und wurde so zum Matchwinner. "Super wichtig" nannte Julian Nagelsmann den Newcastle-Profi schon vor dem Spiel. Stimmt: Erzielte im zweiten Länderspiel in Serie das wichtige erste Tor und legte diesmal sogar noch einen drauf.
Felix Nmecha: Kam für Goretzka (54.). Von Nagelsmann für seine "stabile Saison" gelobt - und zeigte genau das. Hält das Sechser-Rennen offen. Seinen wuchtigen Schuss in der Nachspielzeit parierte Moris.
Kevin Schade: Der Angreifer des FC Brentford löste Gnabry ab (66.). In seinem fünften Länderspiel weitgehend unauffällig. Einmal deutete er seine immense Schnelligkeit an, ging in die Tiefe und spielte den Ball danach gefährlich ins Zentrum. Die Szene wurde aber wegen Abseits abgepfiffen.
Malick Thiaw: In Newcastle Woltemade-Kollege, durfte für Tah (79.) und erstmals seit Oktober 2023 wieder ran.
Jamie Leweling: Einer der wenigen verbliebenen Stuttgarter im DFB-Team, wurde für Sané eingewechselt (79.).