"Egal, wie wir es nennen" Nur Bayerns "Horrorfilm" endet im Torrausch
09.03.2024, 19:56 Uhr
Der FC Bayern hat wieder Spaß an und mit sich selbst.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der FC Bayern München arbeitet sich aus der Depression: In der Champions League erreicht man doch noch das Viertelfinale und nun macht es auch in der Bundesliga wieder mächtig Laune. Der "Horrorfilm", in dem sich mancher wähnte, ist vorbei.
Drei Wochen ist es her, da trat Leon Goretzka an einem verregneten Abend in Bochum vor die Mikrofone - und machte aus seiner Verfassung keinen Hehl: "Es fühlt sich gerade an wie ein Horrorfilm, der nicht aufhört", sagte der Mittelfeldspieler in Diensten des FC Bayern bei DAZN, wenige Minuten, nachdem sein Team 2:3 beim Abstiegskandidaten VfL Bochum verloren hatte. "Wir können uns natürlich wieder hinstellen und erzählen, dass wir gut ins Spiel reingekommen sind. Das stimmt auch, aber da kommt man sich ja auch bescheuert vor, sich auf eine halbe Stunde zu beschränken. Eine Erklärung zu finden, ist schwierig."
Die dritte Pflichtspielniederlage in Serie hatte Goretzka da kommentieren müssen. Bundesligatabellenführer Bayer Leverkusen war enteilt, das Aus in der Champions League drohte. Nun ist Leverkusen immer noch enteilt, aber in der Champions League haben sie Lazio Rom mit der stärksten Leistung seit Wochen nach dem 0:1 aus dem Hinspiel doch noch ausgeschaltet (3:0).
Jetzt schlugen sie den 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga mit 8:1 (3:1). Und Goretzka, der zweifache Torschütze, trat wieder vor die Kameras. Und wollte nach dem Ende des Horrorfilms nicht gleich in den Kampfmodus schalten, auch wenn es dem FC Bayern nach komplizierten Wochen offensichtlich wieder Spaß macht, Fußball zu spielen.
Und nun sendeten sie noch einmal eine späte Kampfansage gen Leverkusen? "Es ist völlig egal, wie wir es nennen", sagte Goretzka. "Es war ein überzeugender Sieg". Diese hätten seine Bayern in dieser Saison oft vermissen lassen. "Deswegen sind wir in der Bundesliga in der Situation, in der wir sind." Nämlich zehn Punkte hinter dem souveränen Spitzenreiter, wenn der Werksklub zum Abschluss des 25. Spieltags gegen den VfL Wolfsburg gewinnt. "Es ist unsere Pflicht dem Verein gegenüber alles zu tun und weiterhin alles in die Waagschale zu werfen, um die Spiele zu gewinnen. Wenn Leverkusen anfängt zu wackeln, dann müssen wir da sein. Das ist unsere Aufgabe."
"Klasse, hier 1:8 zu verlieren"
Drei Wochen, nachdem Goretzkas "Horrorfilm" direkt auf die Trennung von Thomas Tuchel zum Saisonende zusteuerte, machte es richtig Freude: "Am Ende sind das aber die Spiele, die wir lieben, die du als Bayern-Spieler haben willst", sagte Goretzka. "Wir sind heute in unserem Flow geblieben."
Sehr zum Leidwesen der abstiegskämpfenden Mainzer. "Das ist eine klasse Geschichte, hier 1:8 zu verlieren, das tut sehr weh", sagte ein zerknirschter Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt. "Warum? Wir wollten mutig sein, ich glaube wir waren zu mutig und zwischendurch auch übermütig und haben hier gegen maximal effiziente und befreite Bayern eine Klatsche bekommen."
Das 8:1 war nicht einmal der höchste Saisonsieg des Serienmeisters, einen Rekord besiegelte er doch: Am 9. Spieltag hatte der FC Bayern Aufsteiger Darmstadt 98 8:0 besiegt (alle Treffer fielen in der zweiten Hälfte). Durch das 7:0 gegen den VfL Bochum vom September 2023 erzielten Goretzka und Co. erstmals zum dritten Mal in einer Saison sieben oder mehr Tore in einem Spiel - und holte sich damit eine neue Bundesligabestmarke.
Es ist allerdings nur der blanke Horror, der für den FC Bayern endete. Auch deshalb wollten sie nicht im Torrausch in die Euphorie verfallen. Denn die Meisterschaft dürfte trotzdem weg sein, der Pokalsieg ist es schon längst. Und ein Triumph in der Champions League ist noch weit weg. Ein Happy End ist jedenfalls noch nicht in Sicht. Ein versöhnlicher Abschluss der kaum mehr als eine Staffel laufenden Dramaserie "FC Bayern 2023/24" ist aber zumindest wieder zu erahnen.
Quelle: ntv.de