Fußball

Der Bundesliga-Check: Ingolstadt Nur bedingt abwehrbereit

Hält einen "einstelligen Tabellenplatz" für realistisch: Ingolstadts Trainer Markus Kauczinski.

Hält einen "einstelligen Tabellenplatz" für realistisch: Ingolstadts Trainer Markus Kauczinski.

(Foto: imago/Stefan Bösl)

Trainer weg, Torwart weg, die halbe Viererkette weg - unter erschwerten Bedingungen will Ingolstadt die überzeugende Premierensaison in der Bundesliga bestätigen. Doch noch fehlen wichtige Bausteine.

Eine beeindruckend solide Saison haben die Ingolstädter da hingelegt, im Rückblick betrachtet: 20 Punkte in der Hinrunde, 20 Punkte in der Rückrunde, nie geriet der Neuling in ernsthafte Abstiegsgefahr. Aber, könnte man als phrasengewandter Sportjournalist nun raunen, die zweite Saison ist immer die schwerste für einen Aufsteiger. Stimmt halt nur nicht, zumindest wenn man die vergangenen zehn Spielzeiten betrachtet: Von 25 Aufsteigern in die Bundesliga erwischte es neun gleich im ersten Jahr, von den 16 Nicht-Absteigern mussten nur zwei im angeblich verflixten zweiten Jahr runter. Trotzdem muss bei Ingolstadt in dieser Saison einiges passen, damit der FCI diese Statistik nicht anreichert.

Was gibt's Neues?

Ohne Markus Kauczinski zu nahe treten zu wollen, aber rein äußerlich setzt der neue FCI-Trainer einen angenehmen Kontrastpunkt zu den ultradrahtigen Laptop-Trainern a lá Thomas "Ichessenichtswaseinenschattenwirft" Tuchel. Von seinem Li-La-Launebär-Aussehen sollte man sich aber nicht täuschen lassen, der 46-Jährige will kein Kumpeltyp sein: "Menschlich, wenn ich es sein kann; hart und unnachgiebig, wenn ich es sein muss", so beschrieb der Ex-Karlsruher dem "Kicker" seinen Führungsstil. Von seinem Vorgänger Ralph Hasenhüttl übernimmt er eine gut abgestimmte Mannschaft, die allerdings drei Stützen verloren hat: Torwart Ramazan Özcan, Rechtsverteidiger Danny da Costa (beide Leverkusen) und Benjamin Hübner (TSG Hoffenheim). Insgesamt hat Sportdirektor Thomas Linke nur rund 2 Millionen Euro für die Abgänge erlöst, dementsprechend hat er keine großen Namen verpflichten können, sondern nur großes Potenzial: Für das Tor den Dänen Martin Hansen, für die Verteidigung den 22-jährigen Florent Hadergjonaj sowie Anthony Jung (24 Jahre alt), und für die Offensive Sonny Kittel (23).

Auf wen kommt es an?

Das Rückgrat des FCI bilden Abwehrchef Marvin Matip, Spielmacher Pascal Groß und Außenstürmer Moritz Hartmann, mit 12 Treffern in der Vorsaison torgefährlichster Mann. Allerdings: Achtmal traf der "Bomber", wie er von den Fans genannt wird, vom Elfmeterpunkt, das ist Spitzenwert in der Liga. Fast jedes vierte der nur 33 Tore erzielte Ingolstadt also vom Elfmeterpunkt. Da besteht dringender Handlungsbedarf, sollte man meinen. Doch Trainer Kauczinski sieht sein Team vorne "gut aufgestellt", was in etwa genauso glaubwürdig wirkt wie ein Statement von Sigmar Gabriel, die SPD sei gut aufgestellt für die Bundestagswahl 2017. Die Hoffnungen des FCI stützen sich auf Winterneuzugang Dario Lezcano, dem in 17 Spielen bislang zwei Treffer gelangen, und Robert Leipertz, der in der vergangenen Saison mit zehn Toren und neun Vorlagen überzeugte - allerdings in Liga zwei für Heidenheim.

Was fehlt?

Das Erfolgsrezept von Ralph Hasenhüttl basierte auf einer sicheren Defensive, nur 42 Gegentreffer ließ der Aufsteiger zu. Das funktionierte hauptsächlich dank geschlossener Teamarbeit - und trotzdem schmerzen die Abgänge von Özcan, Costa und Hübner, die individuell bis jetzt nicht gleichwertig ersetzt wurden. Ob die jungen Neuen sofort helfen können, ist fraglich. Gut möglich, dass Sportdirektor Linke hier noch einmal nachbessert.

Wie lautet das Saisonziel?

Wenn er sich da mal nicht verhoben hat: Einen "einstelligen Tabellenplatz" würde er sich und seinem Team zutrauen, sagte Markus Kauczinski vor einigen Wochen. Eine selbstbewusste Ansage, doch der erste und wichtigste Schritt zu diesem Ziel ist natürlich der Klassenerhalt. Sportdirektor Thomas Linke unterstrich im Interview mit der Müncher "tz" die Bedeutung der Ligazugehörigkeit für den Verein: "In den kommenden Jahren wird die Schere zwischen erster und zweiter Liga immer größer", sagte der Ex-Bayern-Star. "Mit jedem Jahr in der ersten Liga können wir uns weiterentwickeln, weil die finanziellen Rahmenbedingungen besser sind."

Die n-tv.de Prognose

Kauczinski und der FCI müssen sich erst noch finden, das beweisen vier Niederlagen in fünf Testspielen gegen ernstzunehmende Gegner. Am Wochenende ging die Generalprobe gegen Werder Bremen mit 0:1 verloren. Legen die Schanzer nicht noch auf dem Transfermarkt nach, gehört das Team zum Kreis der Abstiegskandidaten.

Quelle: ntv.de

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