Nach Nullnummer und frustigen Fans Oranje will gegen DFB-Elf glänzen
14.11.2011, 19:13 Uhr
Klaas-Jan Huntelaar war in dieser Saison in Topform. Gegen Deutschland ist er die einzige niederländische Spitze - mit adretter Maske.
(Foto: dpa)
Ausgerechnet im Duell mit Deutschland wollen die Niederländer Wiedergutmachung bei ihren Fans betreiben. Denn nach der beeindruckenden EM-Qualifikation reichte schon ein schwaches Spiel gegen die Schweiz, um die Hochstimmung zu trüben. 2012 zählt schließlich nur eins: Der erste Titel seit 24 Jahren.
Zuckerpässe, Übersteiger, Zaubertore - die Manier war beeindruckend, mit der sich die Oranje-Stars zur Fußball-EM ballerten. Zehn Spiele, neun Siege, 37 Tore. Doch ausgerechnet vor dem Jahresabschluss gegen den Erzrivalen Deutschland sind die holländischen Schönspieler aus dem Tritt geraten. Beim biederen 0:0 gegen die Schweiz gab es Pfiffe vom eigenen Publikum. Daher geht es am Dienstag in Hamburg (20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker) vor allem um eines - Wiedergutmachung.
"Das ist wieder typisch holländisch, das haben die Jungs nicht verdient", sagte Bondscoach Bert van Marwijk, nachdem sein Team am Freitag mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet worden war. Etwas diplomatischer drückte es sein Kapitän aus. "Das Pfeifkonzert in Amsterdam zeigt, dass das Publikum von uns viel erwartet", sagte Mark van Bommel.
Permanent Profis in der Weltspitze

Bondscoach Bert van Marwijk kann aus einem großen Reservoir an Spitzenspielern schöpfen.
(Foto: dpa)
Der Ex-Bayern-Profi gehört zu einer neuen goldenen Fußballer-Generation, die nach der Vize-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr endlich wieder einen Titel in die Niederlande holen soll. Immerhin 23 Jahre liegt der einzige große Erfolg - der Gewinn der Europameisterschaft 1988 in Deutschland nach dem Halbfinal-Erfolg gegen die DFB-Stars in Hamburg - inzwischen zurück.
"Die Holländer schaffen es als kleines Land, permanent 20 bis 30 Spieler in der Weltspitze, bei Klubs wie Barcelona oder Arsenal, zu haben", sagte Bundestrainer Joachim Löw voller Hochachtung über den Nachbarn: "Die können alle eins gegen eins gehen."
Offensiv gegen Deutschland
Van Bommel weiß um die Bedeutung des Spiels gegen das deutsche Team von Trainer Joachim Löw. "Freundschaftsspiele gibt es heute nicht mehr, erst recht nicht gegen Deutschland", sagte der 34-jährige Mittelfeldspieler und ergänzt: "Da spielen viele Emotionen mit." Die ganz wilden Zeiten, als sich mit den gegnerischen Trikots symbolisch der Hintern abgewischt wurde und selbst Abschiedsspiele zur Demütigung des Gegners genutzt wurden, die sind allerdings vorbei.
Nicht vergessen, aber vergeben - dieses Motto scheinen mittlerweile viele Niederländer zu verfolgen. Der Reiz der Partie speist sich diesmal eher daraus, dass beide Teams als heiße Anwärter auf den EM-Titel 2012 gelten. Diesen Ruf gilt es im direkten Duell zu untermauern. Die Fans der Elftal erwarten nach dem trost- und torlosen Remis gegen die Schweiz am vergangenen Freitag wieder das andere Gesicht ihres Teams - das torhungrige, das erfolgreiche. "Wir werden auf niederländische Manier gegen Deutschland spielen", sagte van Bommel und versprach damit eine Rückkehr zum Offensiv-Fußball der EM-Qualifikation.
Huntelaar soll Deutschland treffen
Trainer van Marwijk kann dabei wieder auf die Dienste seines Torjägers Klaas-Jan Huntelaar setzen. Der Schalker Torjäger, der in 19 Pflichtspielen bereits 21-mal für Schalke getroffen hat, möchte im Länderspiel-Klassiker trotz seines Nasenbeinbruchs als Maskenmann auflaufen. "An die Maske habe ich mich gewöhnt", sagte der Angreifer der Königsblauen, nachdem er gegen die Schweiz noch hatte zusehen müssen.
Gegen Deutschland nicht dabei ist ausgerechnet an seiner früheren Wirkungsstätte hingegen Rafael van der Vaart. Der Spielmacher von Tottenham Hotspur, der von 2005 bis 2008 beim HSV unter Vertrag gestanden hatte, erlitt im Spiel gegen die Schweiz eine Oberschenkelverletzung und reiste zurück nach London. Van der Vaart ist nicht der einzige prominente Ausfall der Gäste. Auch Arsenal-Stürmer Robin van Persie fehlt in Hamburg. Der Top-Torschütze der Premier League wird nach Absprache mit seinem Klub-Trainer Arsene Wenger nicht eingesetzt.
Auch ohne die beiden Offensivkünstler muss sich die deutsche Elf am Dienstag auf einen heißen Tanz gefasst machen. "Gegen einen Weltklassegegner wie Deutschland werden wir besser spielen. Da sind wir anders motiviert", versprach Liverpool-Profi Dirk Kuyt. Ein Sieg gegen den Erzrivalen wäre für die niederländischen Fans mit Sicherheit die beste Wiedergutmachung.
Quelle: ntv.de, sid