Angst vor "kalter Dusche" Organisatoren sorgen sich um Olympia 2020
05.02.2020, 21:50 Uhr
Tokio schien gut auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Jetzt sorgen sich die Organisatoren um die Wettkämpfe.
(Foto: imago images/AFLOSPORT)
Das Coronavirus macht dem Sport zunehmend zu schaffen. Auch bei den Organisatoren der Olympischen Spiele von Tokio wächst die Sorge. Die Vorbereitung auf die Wettkämpfe ist bereits für viele Sportler beeinträchtigt.
Japans Olympia-Macher halten längst nichts mehr von den Beschwichtigungen und verbalen Ausweichmanövern, die vor Groß-Events oft üblich sind. Die Organisatoren der Sommerspiele von Tokio sprechen die Probleme erstaunlich offen an, die das Coronavirus ihnen und der Sportwelt sechs Monate vor dem Olympia-Startschuss bereitet.
"Wir sind sehr in Sorge, dass die Ausweitung des Virus wie eine kalte Dusche auf die Spiele wirken könnte", sagte Organisationschef Toshiro Muto am Mittwoch vor einem Treffen mit dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) in der japanischen Hauptstadt. Er hoffe, so Muto weiter, "dass das Virus so schnell wie möglich ausgerottet wird. Wir werden mit dem Internationalen Olympischen Komitee, dem IPC, der Regierung und der Stadt Tokio kooperieren, um die Epidemie zu stoppen", führte Muto aus.
Stark beeinträchtigt ist derzeit schon die sportliche Vorbereitung auf Olympia. Turniere für die Qualifikation im Fußball, Basketball und Boxen wurden verlegt, die Beachvolleyballer bangen gleich um drei wichtige Turniere in China, bei denen es um Tokio-Tickets geht. Am Mittwoch wurde ein großes Reitturnier in Hongkong, dem Schauplatz der olympischen Reiterspiele 2008, abgesagt.
IOC ist "vollauf zuversichtlich"
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) zeigte sich am Mittwoch in einer Reaktion dennoch "vollauf zuversichtlich, dass die zuständigen Behörden insbesondere in Japan und China sowie die Weltgesundheitsorganisation alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen werden, um die Situation anzugehen." Die Vorbereitungen für Tokio liefen "planmäßig weiter", fügte der IOC-Sprecher an.

Ingo Weiß ist zuversichtlich, dass Olympia 2020 problemlos über die Bühne gehen wird.
(Foto: imago images / Camera 4)
Der deutsche Olympia-Arzt Bernd Wolfarth hatte die Verbände auf diese Entwicklung vorbereitet. In einem Brief erklärte der Mediziner, dass es derzeit viele Gründe gebe, Wettkämpfe oder Trainingslager in China abzusagen. "Die Zahl der Infizierten steigt derzeit exponentiell", schrieb Wolfarth, hinzu kämen große Reiseeinschränkungen. Reisende aus China müssten damit rechnen, in ihren Zielländern in Quarantäne genommen zu werden. Unannehmlichkeiten, die jeder Sportler vermeiden will.
Dennoch beschreibt Ingo Weiß, Sprecher der deutschen Spitzenverbände, die Stimmung im deutschen Sport noch weiter als gut. "Die Verbände vertrauen den chinesischen Behörden", sagte Weiß. Der deutsche Basketball-Präsident lobte, dass Chinas Führung zuletzt auch endlich mal Selbstkritik übte und Fehler beim Umgang mit der Epidemie einräumte. "Das fördert die Glaubwürdigkeit", so Weiß.
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Die Zahlen rund um das Coronavirus sprechen allerdings weiter eine deutliche Sprache. Bis Mittwochmorgen lagen in China mehr als 24.000 Infektionsfälle vor, verzeichnet wurden bislang 490 Tote. Die Gesundheitskommission in Peking zählt noch mehr als 23.000 Verdachtsfälle. Insgesamt traten bislang in 24 Ländern Infektionen mit dem Coronavirus auf, auch in Deutschland. Japan ist ebenfalls betroffen, allerdings gab es dort wie in Deutschland noch keine Todesfälle. Aktuell wurde ein Kreuzfahrtschiff in Japan mit mehr als 3700 Gästen unter Quarantäne gestellt, an Bord wurden zehn Infektionen nachgewiesen.
Yuriko Koike, die Gouverneurin Tokios, hatte am Wochenende "gründliche Maßnahmen" angekündigt, um bei den Olympischen Spielen und den Paralympics (25. August bis 6. September) trotz der Verbreitung des neuen Coronavirus für Sicherheit zu sorgen. Bei Olympia werden rund 11.000 Teilnehmer erwartet. Saburo Kawabuchi, der Bürgermeister des Olympischen Dorfes in Tokio, hofft "von Herzen" auf einen erfolgreichen Kampf gegen das Virus: "Wir werden alles tun, um die Athleten zu schützen, damit sie ihre besten Leistungen bringen können."
Eine ganz eigene Sichtweise hat der deutsche Top-Ringer Frank Stäbler, der nicht an eine Bedrohung der Spiele oder gar an eine Absage glaubt. "Ich sehe keine Gefahr. Das ist ein Hype. Angst verkauft sich gut", sagte Stäbler, der in Tokio endlich seine erste Olympia-Medaille gewinnen will.
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid