Fußball

"Das ist nicht normal" Platini kritisiert Real-Kaufrausch

UEFA-Präsident Michel Platini hat die von Real Madrid für Spielereinkäufe ausgegebenen Summen als "nicht normal" kritisiert. Damit ist der Franzose komplett anderer Meinung als FIFA-Boss Sepp Blatter.

Gegen den Transferwahnsinn: UEFA-Präsident Michel Platini.

Gegen den Transferwahnsinn: UEFA-Präsident Michel Platini.

(Foto: AP)

"Ich persönlich kann nicht verstehen, dass man für einen Spieler 90 Millionen Euro ausgeben kann. Das stört mich", sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union der französischen Sportzeitung "L'Equipe". Die von Real gezahlten Ablösen sind "nicht normal", findet Platini. Vor 25 Jahren habe man beim Wechsel von Diego Maradona von Barcelona nach Neapel die damalige Transfersumme (umgerechnet rund fünf Millionen Euro) schon "als unanständig empfunden".

"Ich glaube, da ist etwas nicht normal an der ganzen Sache (mit Real). Ich mag das alles nicht", sagte der Franzose. Gegenmaßnahmen seien allerdings nicht zu erwarten: "Ich wiederhole: Wenn die Vereine das Geld haben, was soll ich schon machen?" Real hatte zuletzt 94 Millionen Euro für den Portugiesen Cristiano Ronaldo, 65 Millionen für den Brasilianer Kaká und 35 Millionen für den Franzosen Karim Benzema ausgegeben.

Strengere Lizenzvorschriften

Platini kündigte jedoch an, dass sich die Vereine in naher Zukunft auf eine strengere Kontrolle der Finanzen seitens der Europäischen Fußball-Union (UEFA) einstellen müssen. "Wir werden Entscheidungen treffen, die in zwei oder drei Jahren durchgesetzt werden. Damit haben die Vereine genug Zeit, sich vorzubereiten", sagte er am Rande der Exekutiv-Sitzung in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

In diesem Zusammenhang kritisierte Platini vor allem die Misswirtschaft bei vielen Vereinen in der abgelaufenen Saison: "Außer dem Champions-League-Sieger FC Barcelona haben alle anderen großen Klubs rote Zahlen geschrieben, einige sogar tiefrote."

Bei einem Treffen mit Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz  Rummenigge vor einer Woche hatte Platini erklärt, dass die strenge Lizenzierungspraxis der Bundesliga als Vorbild für eine angestrebte Lizenzierung zu den UEFA-Wettbewerben Champions League und Europa League herangeführt werden soll.

Platini contra Blatter

Fan von Wahnsinnstransfers: FIFA-Boss Sepp Blatter.

Fan von Wahnsinnstransfers: FIFA-Boss Sepp Blatter.

(Foto: dpa)

Mit seiner Kritik an exorbitanten Transfersummen und Gehältern vertritt der UEFA-Präsident eine vollkommen andere Ansicht als FIFA-Boss Sepp Blatter. Der Schweizer kann die Aufregung um die von Real gezahlten Summen nicht verstehen und hat die Mega-Transfers wiederholt verteidigt.

"Was bedeuten schon 80 Millionen Pfund, wenn vor zehn Jahren schon einmal ein Spieler mit demselben Namen für 50 Millionen Dollar den Klub gewechselt hat? Es bedeutet doch nur, dass weiterhin eine große Nachfrage an Stars da ist", erklärte der Schweizer beispielsweise unlängst am Rande des Konföderationen-Pokals in Südafrika lapidar und sprach damit den Wechsel des Brasilianers Ronaldo an. Der hatte 2002 für 45 Millionen Euro Inter Mailand verlassen – um zu Real Madrid zu wechseln.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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