Fußball

Trainer weg, Heynckes kommt nicht, Team zerstritten Real alles andere als königlich

Vom Glanz vergangener Tage ist bei Real Madrid derzeit wenig zu sehen. Nach einer Katastrophen-Saison ohne bedeutenden Titel gleicht der spanische Fußball-Rekordmeister einem Trümmerhaufen - zumindest in Anbetracht des königlichen Selbstverständnisses.

Auch ein Weltklassespieler wie Sergio Ramos konnte die Saison nicht retten.

Auch ein Weltklassespieler wie Sergio Ramos konnte die Saison nicht retten.

(Foto: REUTERS)

Ex-Trainer José Mourinho hat bei Real Madrid verbrannte Erde hinterlassen.
Vor allem durch seine umstrittenen Personalentscheidungen haben sich innerhalb des Star-Ensembles nicht nur Risse, sondern ganze Spalt en aufgetan. Einzelne Spieler-Grüppchen, die dem neuen Teammanager des FC Chelsea unterschiedlich gesonnen waren, machten ihr eigenes Ding - anscheinend nicht nur außerhalb des Platzes.

"Der neue Coach", sagte Klub-Urgestein Álvaro Arbeloa beim spanischen Fernsehsender Gol TV, "muss die Mannschaft vereinen. Jeder muss wieder dem anderen helfen." In der vergangenen Saison sollen sich viele Spieler allein darum geschert haben, dass sie "in der Presse nicht schlecht dastehen".

Eine weitere brisante Aussage des spanischen Nationalverteidigers Arbeloa, der bereits in der Jugend für Real gespielt hatte, lässt erahnen, dass nicht nur das Team, sondern der gesamte Verein zerstritten ist: "Mourinho hat alles für den Klub getan. Ich bin mir nicht sicher, ob jeder andere im Klub das von sich behaupten kann - Spieler eingeschlossen."

Solche öffentlichen Egoismus-Vorwürfe sind selten in der spanischen Metropole, umso mehr sagen sie über die aktuellen Zuständen aus. Auf Reals Führung um den eitlen und gerade für vier weitere Jahre im Amt bestätigten Präsidenten Florentino Pérez, der stets um ein blendendes Image der Königlichen bemüht ist, wartet im Sommer eine Menge Arbeit - zumal auch die Fans gespalten sind, wie die unterschiedlichen Reaktionen beim spektakulären Abschied Mourinhos verdeutlichten. "Heute beginnt ein neues Kapitel von Real Madrid", sagte Pérez am Dienstag, im pathetischen Satz schwang viel Hoffnung mit: "Wir sind in den vergangenen Jahren gewachsen, aber nun hungrig auf mehr."

Trainerfrage weiterhin offen

Ein Bild aus besseren Tagen - Álvaro Arbeloa im Dienst der spanischen Nationalelf.

Ein Bild aus besseren Tagen - Álvaro Arbeloa im Dienst der spanischen Nationalelf.

(Foto: dpa)

Wer künftig an der Seitenlinie im Estadio Santiago Bernabéu steht, ist fraglicher denn je, nachdem der offenbar umworbene Champions-League-Sieger Heynckes am Dienstag zumindest eine Auszeit vom Trainergeschäft verkündet hat. Aufgrund der beschriebenen Situation gilt jedoch als sicher, dass nicht erneut ein Exzentriker wie Mourinho die Geschicke lei ten wird. Ein Bodenständiger soll kommen, einer wie Heynckes. Heißester Kandidat ist der Italiener Carlo Ancelotti, den der französische Meister Paris St. jedoch nicht ziehen lassen will.

Während der deutsche Mittelfeld-Star Özil trotz aller Querelen anscheinend glücklich ist und Medienberichten zufolge bereits über eine vorzeitige Vertragsverlängerung verhandelt, zieht es Khedira womöglich nach England. Nach einem Bericht der renommierten Londoner Zeitung The Times will Mourinho seinen Lieblings-Schützling mit zu Chelsea nehmen.

Zudem ranken sich fast schon traditionell Gerüchte um eine Rückkehr von Superstar Cristiano Ronaldo zu Manchester United. Auch Reals Interesse an Gareth Bale (Tottenham Hotspur) und Luis Suárez (FC Liverpool) beschäftigt die Medien seit langem - konkret ist (noch) nichts.

Fest steht: Innenverteidiger Ricardo Carvalho (AS Monaco) verlässt Madrid, Stürmer Gonzalo Higuain will weg, Linksverteidiger Daniel Carvajal kehrt nach einer Saison zum Bundesligisten Bayer Leverkusen zurück. Wahrscheinlich wird noch mindestens ein Hochkaräter kommen. Allein, um die internen Querelen zu übertünchen und die Institution Real Madrid wieder in vollem Glanze strahlen zu lassen - zumindest äußerlich.

Quelle: ntv.de, Tom Lucka, sid

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