Glücklich über BVB, traurig über WM Reus litt beim DFB-Triumph in Rio doppelt
04.08.2014, 15:14 Uhr
Dabei und doch so weit weg: Nur das DFB-Trikot von Marco Reus war bei den WM-Feierlichkeiten in Rio de Janeiro dabei.
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Er wäre als Stammspieler mit zur Fußball-WM gefahren. Nach einer Last-Minute-Verletzung erlebt Marco Reus den deutschen WM-Triumph dann nur vor dem Fernseher und leidet dort. Als ihn Mario Götze per Trikotgeste grüßt, hat Reus schon abgeschaltet.

Verhinderter Weltmeister: Reus selbst verpasste die WM in Brasilien durch eine Last-Minute-Verletzung.
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Das bittere WM-Aus und der Titelgewinn des DFB-Teams ohne ihn haben den Sommer 2014 für Fußball-Nationalspieler Marco Reus sportlich zum traurigsten seiner Karriere gemacht. "So eine Enttäuschung ist schwer zu greifen. Für mich ist ein Traum zerplatzt. Die ersten Tage danach waren extrem hart", sagte der Offensivspieler von Borussia Dortmund in einem Interview mit dem "Kicker".
Der 25-Jährige, der für die WM-Endrunde in Brasilien als gesetzt für die Startelf galt, hatte im letzten DFB-Testspiel gegen Armenien einen Teilriss der vorderen Syndesmose und einen knöchernen Bandausriss an der Fersenbein-Vorderseite erlitten. Das Turnier, bei dem sich Deutschland durch einen 1:0-Finalsieg über Argentinien erstmals seit 24 Jahren wieder zum Fußball-Weltmeister krönte, verpasste er.
"Wenn man einen Tag vor der geplanten Abreise nach Brasilien die Hiobsbotschaft erhält, dass man nicht mitfliegen kann, ist das sehr schmerzhaft", sagte Reus nun dem "Kicker": "Wenn man dann noch sieht, wie die WM endet, tut es doppelt weh, dass ich nicht dabei sein konnte." Hinter ihm liege eine "sehr lange Zeit, die ich in dieser Form nicht wieder erleben möchte".
Trikotgruß kommt nicht an
Dass sein Freund Mario Götze nach dem Schlusspfiff in Rio de Janeiro auf dem Rasen und bei der Siegerehrung demonstrativ sein Trikot gezeigt hatte, habe Reus zunächst gar nicht mitbekommen. "Ich hatte den Fernseher zu diesem Zeitpunkt schon ausgeschaltet, bin schlafen gegangen", erzählte er. Erst am nächsten Morgen habe er von Götzes "sehr schöner Geste" erfahren, die "keine Selbstverständlichkeit" gewesen sei.
Die Einladung des DFB, zum WM-Finale nach Brasilien zu reisen, hatte Reus abgelehnt. "Ich war voll auf meinen Reha-Plan fokussiert und wollte die Arbeit einfach nicht für drei, vier Tage unterbrechen", begründete er diese Entscheidung. Mittlerweile fühle er sich wieder "sehr gut". In der Reha verlaufe bisher alles planmäßig. Seinem Zeitplan sei er sogar einen Tick voraus.
Zu den Gerüchten um einen möglichen Abschied vom BVB im nächsten Jahr, wenn angeblich eine 35-Millionen-Ausstiegsklausel in seinem Vertrag greift, äußerte sich Reus ausweichend: "Ich kann nur wiederholen, was ich schon häufiger geäußert habe: Ich bin echt glücklich, für den BVB zu spielen." Ein klares Bekenntnis zur Borussia gab er nicht ab. Wichtig sei erst einmal, gesund zu werden. "Dinge, die dann später einmal für mich relevant sein könnten, sind derzeit zweit- oder drittrangig", sagte Reus.
Kampf um eine Klausel
Der BVB ist schon seit Längerem bestrebt, Reus die Ausstiegsklausel abzukaufen - bislang ohne Erfolg. Der unter anderem vom FC Bayern umworbene Offensivspieler versicherte aber, dass seine Zukunftsplanungen nicht vom Titelgewinn mit dem BVB abhängig seien. Die Borussia habe in der vergangenen Saison gezeigt, "dass wir Berge versetzen können, wenn wir auf dem Platz zusammenhalten".
Sein Ziel sei nun, möglichst schnell wieder fit werden, denn "wenn ich nicht Fußball spiele, kann ich keine Spiele gewinnen oder Titel holen".Wann Reus wieder spielen kann, ist offen. Während BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der "Sport Bild" Hoffnungen auf ein Blitz-Comeback zum Bundesliga-Start gegen Bayer Leverkusen schürte, hat der 25-Jährige keine Eile. Er werde erst wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, "wenn ich bei 100 Prozent bin, nur dann kann ich der Mannschaft wirklich helfen."
Quelle: ntv.de, cwo/sid