Liga vor Skandal-Wochenende? Rostock-Fans eskalieren DFL-Investorenstreit an den Abgrund
15.12.2023, 20:56 Uhr
Die Fans von Hansa Rostock zeigen, was sie von der DFL halten: wenig! Die Kogge steht vor schwierigen Zeiten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Spiel der 2. Bundesliga zwischen SC Paderborn und Hansa Rostock wird zweimal unterbrochen. Die Fans der Kogge bringen ihren Unmut über den DFL-Investorendeal rabiat zum Ausdruck. Sie werfen Pyrotechnik auf das Spielfeld. Die Partie steht kurz vor dem Abbruch. Die Liga erwartet ein heißes Wochenende.
Erneut unschöne Aktionen in der 2. Fußball-Bundesliga: Das Spiel von Hansa Rostock beim SC Paderborn wurde wie schon in der vergangenen Woche von Tumulten auf den Rängen überschattet, nach mehreren Unterbrechungen stand die Partie zwischenzeitlich vor dem Abbruch. Letztlich setzte sich Paderborn mit 3:0 (1:0) durch, sportlich läuft es für die Kogge auch nach der Entlassung von Trainer Alois Schwartz überhaupt nicht.
In Paderborn sorgten Stürmer Adriano Grimaldi (25.), Raphael Obermair (67.) und Kai Klefisch (75.) für die Treffer des SCP, Hansa-Keeper Markus Kolke sah nach Videobeweis wegen einer Notbremse Rot (63.). Die Partie, bei der Interimstrainer Uwe Speidel auf der Hansa-Bank saß, geriet aber erneut zwischenzeitlich zur Randerscheinung.
Zunächst schwiegen die Fanszenen beider Klubs zwölf Minuten lang als Reaktion auf den beschlossenen Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), dann schlugen die Hansa-Anhänger erneut über die Stränge. Leuchtraketen flogen bis in den Mittelkreis aufs Spielfeld, begleitet von "Scheiß DFL!"-Rufen.
Partie stand vor Abbruch
Schiedsrichter Wolfgang Haslberger (St. Wolfgang) unterbrach das Spiel sofort, schickte die Teams in die Kabine und ließ die Partie erst nach acht Minuten Pause fortsetzen. Vergangene Woche hatten im Heimspiel der Rostocker gegen Schalke 04 (0:2) die Fans beider Vereine für mehr als 25 Minuten Unterbrechung durch Tumulte auf der Tribüne gesorgt.
Als der Ball wieder rollte, war Paderborn gleich besser. Klefisch nahm einen abgewehrten Ball Volley von der Strafraumgrenze und traf die Latte (20.). Kurze Zeit später landete ein weiterer Abpraller nach einer Ecke bei Grimaldi, der aus etwa sieben Metern einschob.
Im zweiten Durchgang ging es unschön weiter, wieder unterbrach Schiri Haslberger die Partie aufgrund von Pyrotechnik im Gästeblock (56.), diesmal für ganze 19 Minuten. Laut Informationen des TV-Senders Sky beriet die Polizei mit den Schiedsrichtern über einen Spielabbruch.
Dieser folgte nicht, dafür die sportliche Entscheidung für die Paderborner. Rostocks Torwart Markus Kolke foulte Ansah kurz vor dem Strafraum, Haslberger gab Elfmeter und Gelb, revidierte seine Entscheidung nach Intervention des VAR und korrigierte zu Freistoß plus Platzverweis für Kolke (63.). Den anschließenden Freistoß ließ Ersatzmann Nils Körber prallen, Obermair staubte ab. Die Kogge war k.o., Klefisch gelang mit einem Kopfball nach Ecke die Entscheidung.
Unterbrechung auch in Gladbach
Bei der Mitgliederversammlung am Montag hatte die DFL von den Proficlubs das Mandat erhalten, nun konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner aufzunehmen. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor bis zu einer Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben. Diese Vereinbarung stößt bei vielen Fans auf wenig Gegenliebe.
Deshalb hatte die Fanszene für dieses Wochenende den zwölf Minuten langen Stimmungsboykott in den Stadien angekündigt. "Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg genauestens im Visier behalten!", hieß es in einer Erklärung.
Später am Abend wurde auch das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen kurz unterbrochen. Mit "Scheiß-DFL"-Rufen und dem Werfen von Geldmünzen-Imitaten auf das Spielfeld beendeten beide Fanlager nach zwölf Minuten ihr zuvor demonstratives Schweigen. Die Partie war für einige Minuten unterbrochen, um den Rasen von den Münzen zu befreien.
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid