Willkommenes Feindbild FIFA Rummenigge droht mit Revolte
27.07.2011, 16:34 Uhr
FIFA-Kritiker: Karl-Heinz Rummenigge
(Foto: dpa)
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge erneuert seine Kritik am "Korruptionsstadel" FIFA und widersetzt sich damit DFB-Präsident Theo Zwanziger. Der hält Joseph Blatter noch immer für einen guten Chef des Weltfußballs. Rummenigge hält ihn für unglaubwürdig. Und er sieht jetzt die Chance, den Klubs mehr Macht zu verschaffen.
Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge steht dem Fußball-Weltverband FIFA weiter unversöhnlich gegenüber. "Ich werde es nicht länger akzeptieren, dass uns Menschen führen, die nicht ernsthaft und sauber arbeiten", sagte Rummenigge der englischen Tageszeitung "Guardian" und ergänzte: "Ich bin bereit für eine Revolution, wenn das der einzige Weg ist, eine Lösung zu finden."
Erst am Montag hatte Rummenigge im "Kicker" harsche Kritik am "Korruptionsstadel" FIFA geübt und die unkluge Politik von DFB-Präsident Theo Zwanziger gerügt. Der wies den Vorwurf zurück und warf Rummenigge seinerseits Populismus vor, weil FIFA-Kritik gerade ins öffentliche Stimmungsbild passe. Für die Zukunft, forderte Zwanziger, müssten sich die deutschen Klubs entscheiden: Für notwendige Reformen mit der aktuellen FIFA-Führung - oder für die Pflege von Feindbildern.
In dieser Frage hat sich Rummenigge mit seiner erneuten Kritik nun klar positioniert. Er sieht nach den zahlreichen Korruptionsskandalen in der FIFA, die freilich schon seit Jahren für Schlagzeilen sorgen, jetzt den Moment zum Einschreiten gekommen. Und anders als Zwanziger sieht Rummenigge in FIFA-Boss Blatter nicht den geeigneten Reformator: "Blatter sagt, dass er aufräumen will, aber alleine der Fakt, dass ihm niemand glaubt, sagt dir alles, was du wissen musst."
Weniger Korruption? Mehr Vereinsmacht!

Der Bayern-Boss ist Vorsitzender der europäischen Spitzenklub-Vereinigung ECA - die sich von der FIFA seit Jahren gegängelt fühlt.
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Insbesondere kritisierte Rummenigge die "Geld-Maschine" FIFA. Obwohl der Fußball-Weltverband offiziell als nicht-gewinnorientiert firmiert, erwirtschaftet er mit den WM-Turnieren dreistellige Millionengewinne. Die Rücklagen der FIFA belaufen sich auf mehr als eine Milliarde Euro. "Eine Weltmeisterschaft kommt nach der anderen. Das scheint wichtiger als eine ernsthafte und saubere Führung", sagte Rummenigge im "Guardian". Der Vorsitzende der Vereinigung der europäischen Spitzenklubs ECA wiederholte in diesem Zusammenhang seinen Vorwurf, dass die Vereine zu wenig Mitspracherecht haben: "Die Klubs bezahlen die Spieler, sind aber nicht Teil des Entscheidungsprozesses. Es fehlt der Respekt uns gegenüber."
Die Äußerungen verdeutlichen die eigentliche Stoßrichtung seiner wiederholten FIFA-Kritik. Die zielt nicht zwingend auf weniger Korruption, dafür kommt sie zu spät. Sie zielt auf mehr Macht für die Vereine. Das erklärt auch, warum sich Rummenigge gerade jetzt so vehement zu Wort meldet. Denn mit Vereins-Revolutionen gegen die FIFA hat der Bayern-Boss schon öfter gedroht - so günstig wie jetzt, sie erfolgreich durchzuführen, war die Zeit aber selten.
Japan muckt dezent auf
Dezenter Widerstand gegen die FIFA regt sich derweil auch in Japan. Fußball-Verbandschef Junji Ogura forderte den Fußball-Weltverband zur Abgabe einer detaillierten Erläuterung für die Strafe gegen Mohamed Bin Hammam auf. "Es ist absolut notwendig, dass die FIFA uns Gründe für die lebenslange Sperre nennt", sagte Ogura in einer von mehreren Zeitungen in Japan verbreiteten Stellungnahme.
Die FIFA-Ethikkommission hatte Bin Hammam, den bisherigen Präsidenten des asiatischen Kontinentalverbandes AFC und Angehörigen der FIFA-Exekutive aus Katar, am vergangenen Samstag wegen Korruption lebenslang von allen Tätigkeiten im Fußball ausgeschlossen. Der 62-Jährige soll gemeinsam mit dem mittlerweile als FIFA-Vizepräsident zurückgetretenen Jack Warner (Trinidad und Tobago) FIFA-Funktionäre bestochen haben.
Bin Hammam beteuert seine Unschuld und kündigte den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS an, um einen fairen Prozess zu bekommen. In einem TV-Interview mit Sky News verglich er zudem das Verhalten Blatters mit dem eines Diktators und nannte die Bestechungsvorwürfe gegen ihn "kulturelle Missverständnisse". Der Austausch von Geschenken zwischen FIFA-Mitgliedern sei "normal, normal, normal".
Quelle: ntv.de, cwo/sid