"Alle ein wenig gedulden" Sané-Hype überstrahlt Bayerns PSG-Talent
01.07.2020, 19:46 Uhr
Bayerns Neuzugang wird den Namen "Nianzou" auf dem Trikot tragen.
(Foto: imago images/FC Bayern München)
Leroy Sané ist quasi schon in München angekommen. So fühlt sich der Hype beim FC Bayern zumindest an. Doch stattdessen stellt der deutsche Fußball-Rekordmeister erst einmal ein französisches Toptalent vor. Tanguy Nianzou verwirrt mit seinem Namen, hat aber ansonsten sehr bodenständige Pläne.
Den Münchner Königstransfer Leroy Sané konnte Hansi Flick noch nicht begrüßen. Der Meistertrainer nahm bei der ersten Video-Präsentation eines Bayern-Neuzugangs aber herzlich den erst 18-jährigen Tanguy Nianzou Kouassi in Empfang. Eine Umarmung gab es drei Tage vor dem Pokalfinale auch für den am Mittwoch zum Sportvorstand aufgestiegenen Hasan Salihamidzic.
"Danke Hansi", sagte Salihamidzic - und stellte den baldigen Wechsel des seit über einem Jahr umworbenen Nationalspielers Sané in Aussicht. "Wir sind in sehr guten Gesprächen mit dem Management von Leroy Sané und selbstverständlich Manchester City, das kann ich bestätigen. Wir müssen uns jetzt aber alle ein wenig gedulden", sagte der 43-Jährige, der in der Corona-Krise einen personalintensiven Münchner Sommer erlebt. Nach Torhüter Alexander Nübel (FC Schalke/Vertrag bis 2025) unterschrieb der von Paris Saint-Germain verpflichtete Innenverteidiger Nianzou Kouassi einen langfristigen Vertrag bis 2024. Sané soll für fünf Jahre unterzeichnen und die von Uli Hoeneß prophezeite "neue Bayern-Ära" entscheidend mitgestalten.
Der frühere Bayern-Coach und aktuelle City-Trainer Pep Guardiola wünschte Sané schon mal "alles Gute bei einem fantastischen Klub." Bereits im vergangenen Jahr wäre der pfeilschnelle Flügelspieler bei der Neugestaltung nach dem Ende der Ära von Franck Ribéry und Arjen Robben fast beim deutschen Abonnement-Champion gelandet. Nach einem Kreuzbandriss platzte das XXL-Geschäft erst einmal, über eine Ablöse von 100 Millionen Euro oder mehr wurde spekuliert. Ein Jahr später soll Sané in einer wirtschaftlich herausfordernden Phase für den Fußball und mit nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit nun weniger als die Hälfte kosten.
"Bisschen mehr Breite in der Qualität"
"Die finanziellen Möglichkeiten in diesen schwierigen Zeiten sind nicht unendlich", sagte Salihamidzic. Umso glücklicher war der Bosnier, dass er bei der Vorstellung des auch von PSG-Trainer Thomas Tuchel hochgeschätzten Verteidigers drei weitere Personalien bekannt geben durfte. Die Leihspieler Philippe Coutinho (FC Barcelona), Ivan Perisic (Inter Mailand) und Alvaro Odriozola (Real Madrid) dürfen zwei weitere Monate bleiben. Sie stehen bis nach dem Champions-League-Turnier in Lissabon zur Verfügung und fiebern dem Pokalfinale an diesem Samstag in Berlin gegen Bayer Leverkusen (20 Uhr/ARD, Sky und im Liveticker bei ntv.de) entgegen.
Salihamidzic berichtete von einer "heißen" Mannschaft, Flick wirkte bei seinem Kurzbesuch schon sehr fokussiert. Nach dem Kampf um das Double will der 55-Jährige die Ausbildung von Nianzou Kouassi vorantreiben, Leroy Sané wäre auf Anhieb eine Verstärkung nach seinem Geschmack. Flick hatte wiederholt auf den Engpass auf den Flügeln hingewiesen. Es wäre "schon gut, ein bisschen mehr Breite in der Qualität" zu haben, sagte der Erfolgscoach. "Ich glaube, da würde uns Tempo auch noch guttun, dass wir nachlegen könnten." Der 21-malige Nationalspieler Sané erfüllt dieses Anforderungsprofil perfekt. Mit ihm, Serge Gnabry und Kingsley Coman hätte Flick ein Top-Trio. Möglicherweise wird Perisic über den August hinaus verpflichtet.
"War sehr aufgeregt"
Nach den Vertragsverlängerungen von Kapitän Manuel Neuer, Thomas Müller (jeweils bis 2023) und Saison-Aufsteiger Alphonso Davies (bis 2025) demonstrieren die Münchner einmal mehr ihre Stärke in Personalfragen. "Es ist eine Zeit, in der man gerade wirtschaftlich sehr vorsichtig agieren muss", mahnte der künftige Vorstandschef Oliver Kahn allerdings zuletzt. Der spekulierte Zugang des Leverkuseners Kai Havertz würde nach einem Sané-Transfer mit Blick auf die Finanzen in Corona-Zeiten erstmal unwahrscheinlicher werden. "Der FC Bayern hält immer seine Augen offen. Die Transferperiode geht lange, bis zum 5. Oktober", sagte Salihamidzic. Ein Top-Talent aus Europa und einen internationalen Top-Star wollte er an die Säbener Straße locken - das scheint zu klappen. "Wir haben eine Vision in der Kaderplanung, bei der viele Puzzleteilchen zusammen passen müssen", sagte Salihamidzic.
Wie Nübel ist der junge Verteidiger von Frankreichs Serienmeister Paris Saint-Germain ein perspektivischer Zugang. Stolz hielt der Defensivspieler sein Bayern-Dress in die Höhe. "Ich war sehr aufgeregt und konnte kaum erwarten, den Vertrag zu unterschreiben", sagte der Junioren-Nationalspieler und will sich im Kreise seiner fünf Landsleute im Klub schnell integrieren. "Ich muss unbedingt Deutsch lernen, um mit allen sprechen zu können."
Quelle: ntv.de, Christian Kunz und Martin Moravec, dpa