Fußball

"Entsolidarisierung vom Breitensport" Scharfe Kritik an DFB-Boss

(Foto: AP)

Der Vorstand der Deutschen Klassenlotterie Berlin, Hansjörg Höltkemeier, attackiert DFB-Präsident Theo Zwanziger im Zuge des Manipulationsskandals im europäischen Fußball heftig. Grund ist Zwanzigers Forderung, den Wettmarkt künftig zu liberalisieren.

DFB-Chef Theo Zwanziger erntet mit seiner Forderung nach einer Öffnung des Wettmarktes sowohl Zustimmung als auch Ablehnung.

DFB-Chef Theo Zwanziger erntet mit seiner Forderung nach einer Öffnung des Wettmarktes sowohl Zustimmung als auch Ablehnung.

(Foto: dpa)

Höltkemeier warf Zwanziger wie auch den Bundesligaklubs vor, sich mit dieser Forderung vom Breitensport zu "entsolidarisieren". "Es ärgert mich ungemein, dass sich der Spitzensport vom Breitensport entsolidarisiert und Zwanziger diese Entwicklung als größter Breitensportführer des Landes auch noch befeuert", sagte Höltkemeier der Zeitung "Die Welt".

Höltkemeier hält die Nähe der Bundesligaklubs zu privaten Wettanbietern als Sponsoren sowie eine Teil-Liberalisierung des Wettmarktes für gefährlich: "Wenn die Schleusen erstmal geöffnet sind, gibt es keine wettbewerbsrechtliche Grundlage, nur ausgewählte Anbieter zuzulassen. Über kurz oder lang wird dann der Markt überschwemmt und eine staatliche Kontrolle kaum noch möglich."

DFB: Monopol hilft auch nicht

Oddset ist die einzig legale Fußballwette in Deutschland. Die Bundesländer haben das Monopol bis 2011 im Staatsvertrag festschreiben lassen, dessen Rechtmäßigkeit derzeit vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg überprüft wird. Zudem wird sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg am 8. Dezember damit befassen.

Im Gegensatz zur staatlichen Wette kann bei Privatanbietern auch auf Spiele unterhalb der zweiten Liga gesetzt werden. Zudem sind Wetten auf Ereignisse im laufenden Spiel möglich, die als besonders leicht manipulierbar gelten. Nach Bekanntwerden der großflächigen Manipulationen im Fußball hatte sich der DFB für eine Liberalisierung des Wettmarktes ausgesprochen, da das staatliche Monopol den Wettbetrug nicht verhindert habe. Von Seiten der Vereine wurde diese Forderung begrüßt. Die Befürworter einer Öffnung des Wettmarktes für private Anbieter hoffen auf höhere Einnahmen, beispielsweise durch Sponsoring.

Warnung vor unkontrolliertem Wildwuchs

Aus der Politik hagelte es hingegen kritische Stimmen, die vor einer Abkehr vom staatlichen Wettmonopol warnen. "Die Flut kommerzieller Sportwetten ist eine große Gefahr für den Sport. Diesem unkontrollierten Wildwuchs muss konsequent ein Riegel vorgeschoben werden", sagte die Präsidentin des bayerischen Landtages, Barbara Stamm. Der frühere Bundesinnenminister Rudolf Seiters ergänzte: "Spätestens jetzt muss jedem klar sein, wohin ein grenzenloses Glücksspielangebot führt."

Beate Merk fordert Haftstrafen für Betrüger im Sport.

Beate Merk fordert Haftstrafen für Betrüger im Sport.

(Foto: REUTERS)

Auch Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) setzt auf eine Null-Toleranz-Politik. So sollen als Reaktion auf den Skandal künftig Sportbetrug und auch Doping als Verbrechen gewertet und mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Diese Strafen sieht ein Entwurf für ein "Gesetz zur Bekämpfung des Dopings und der Korruption im Sport" vor, den Merk erarbeitet hat.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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