Fünf Bayern-Watschn für den HSV Schützenfest macht Hoeneß selig
21.08.2011, 11:40 Uhr
Verzückt: Bayern-Präsident Uli Hoeneß und der Rest der Führungsriege.
(Foto: REUTERS)
Die Bayern führen den HSV schon wieder vor. Der Rekordmeister sprüht beim 5:0-Schützenfest vor Elan und steht nach über einem Jahr nun erstmals wieder vor Meister Dortmund. Bei den desolaten Hamburgern verschärft sich die Krise. Sportchef Frank Arnesen will Coach Michael Oenning stützen, doch HSV-Idol Uwe Seeler zählt den Trainer schon an.
Diesmal war Uli Hoeneß definitiv in der Kabine - zum Gratulieren. Die krachende Watschn für den desolaten Hamburger SV war Balsam auf die in der titellosen Vorsaison geschundene Münchner Seele. Vier Tage nach seinem Tobsuchtsanfall war nicht nur für den Bayern-Präsidenten die Fußball-Welt wieder vollkommen in Ordnung. Auf der Tribüne klopfte sich die komplette Münchner Führungsriege beim munteren Preisschießen feixend auf die Schenkel. Die Fans stimmten Meisterlieder an - und Trainer Jupp Heynckes versprach nach dem 5:0 (3:0) weitere Fußball-Festtage: "Wenn alle Spieler in Topform sind, werden wir noch besser spielen."
Für die Bayern kam der im Umbruch befindliche HSV nach dem holprigen Saisonstart zur rechten Zeit. Gegen die wehrlosen HSV-Profis durften Arjen Robben, Franck Ribéry & Co. wie beim "Hau den Lukas" auf dem Münchner Oktoberfest nach Herzenslust zuschlagen. "Heute gibt es eigentlich nichts zu verbessern. Wir haben aggressiver gespielt und viel schneller. Wenn wir noch ein bisschen schärfer sind, schießen wir auch noch das 6:0, 7:0, 8:0", meinte Robben, der das Offensivspiel gemeinsam mit Kumpel Ribéry ankurbelte, obwohl ihn immer noch Schmerzen plagen.
"Das gibt Selbstvertrauen"
"Heute war es einen Tick besser - jetzt ich bin vielleicht bei 71 Prozent", meinte der Niederländer augenzwinkernd. "So ein Spiel ist gut, das gibt Selbstvertrauen", ergänzte Robben mit Blick auf das Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation am Dienstag beim FC Zürich, der seine Generalprobe in der Schweizer Liga beim 0:2 gegen den Tabellenletzten Neuchatel völlig verpatzte.
In Zürich brauchen die Bayern nach dem 2:0-Hinspielsieg nur an ihre neue defensive Stabilität anknüpfen, die der Trainer nach dem Schützenfest am Samstag hervorhob. "Was mich besonders freut, ist, dass wir zu Null gespielt haben", erklärte Heynckes. Und das schon zum vierten Mal im fünften Pflichtspiel der Saison.
Aber auch nach vorne ging bei den Münchnern die Post ab. "Jeder sprühte vor Elan. Man hat gemerkt, dass jeder was reißen will", lobte Nationalspieler Mario Gomez. Ein angenehmer Nebeneffekt des Torfestivals von Daniel van Buyten (13. Minute), Ribéry (17.), Robben (34.), Gomez (56.) und Ivica Olic (80.) für die Bayern war, dass sie nach insgesamt 36 Spieltagen erstmals in der Tabelle wieder vor dem großen Titelkonkurrenten Borussia Dortmund stehen. "Wir können aber jetzt nicht aufhören", mahnte Robben, "wir müssen weitermachen."
HSV nur ein Aufbaugegner
Gomez relativierte zudem die umjubelte Darbietung. "Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir haben guten Fußball gespielt, aber auch gegen einen Gegner, der schwach war." Der HSV war sogar in allen Belangen nicht bundesligatauglich. Die neuformierte junge Elf taumelte nach dem radikalen Umbruch führungs- und planlos über den Platz, auch wenn Sportchef Frank Arnesen zur Ablenkung davon die Bayern als "Weltklasse-Mannschaft" hochlobte.

Nur die mehr erzielten Tore verhindern, dass Michael Oenning mit dem HSV das Tabellenende ziert.
(Foto: dapd)
Ein 0:6-Debakel in München hatte Armin Veh im vergangenen März den Trainerjob beim HSV gekostet. Das muss Nachfolger Michael Oenning noch nicht befürchten, obwohl er mit dem HSV jetzt saisonübergreifend zehn Partien ohne Sieg ist. "Es ist eine derbe Niederlage, die richtig wehtut", kommentierte der Coach fassungslos: "Das einzig Gute ist, auch die Mannschaft weiß jetzt, was die Stunde geschlagen hat." Seinen einzigen Sieg mit dem HSV feierte Oenning bei seinem Debüt, als der 1. FC Köln mit 6:2 bezwungen wurde. Am nächsten Spieltag sind die Kölner wieder zu Gast in Hamburg - für Oenning könnte es ein Schicksalsspiel werden.
Seeler zählt Oenning an
Marcell Jansen sagte nach der Abreibung und dem Saisonfehlstart stürmische Tage vor dem Spiel gegen Köln voraus, die nach drei Spielen ebenfalls erst einen Punkt aufweisen und gewinnen müssen. "Bayern war zwei Klassen stärker. Es wird jetzt knallen - überall!" Sportchef Arnesen war zunächst bemüht, Oenning aus der Schusslinie zu nehmen. "Wir stützen den Trainer. Er kriegt die Zeit, die er braucht. Ich vertraue dem technischen Stab."
HSV-Idol Uwe Seeler geht hingegen schon die Geduld aus, er forderte im Kölner "Express" Konsequenzen: "Die Jungs haben sich kampflos ergeben. So kann man kein Spiel gewinnen. Da muss sich schnell was ändern! Die Argumente für Oenning muss ich schnell hören."
Quelle: ntv.de, dpa/sid