Marin winkt kuriose Europaligapointe Sevilla will Benficas Fluch verlängern
14.05.2014, 17:07 Uhr
Das Europa-League-Endspiel 2013 endete traumatisch für Benfica. Trotz klarer Überlegenheit verloren die Portugiesen gegen Chelsea mit 1:2.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Europa-League-Endspiel kämpft Benfica Lissabon um ein historisches Titel-Quadruple und gegen den beängstigenden Fluch des Bela Guttmann. Bei Finalgegner FC Sevilla hofft Marko Marin auf den zweiten Titel in Folge - obwohl er hierzulande fast vergessen ist.
Sevilla: Beto - Coke, Pareja, Fazio, Fernando Navarro - Mbia, Daniel Carrico - Vitolo, Rakitic, Reyes - Bacca
Lissabon: Oblak - Maxi Pereira, Luisao, Garay, Siqueira - Ruben Amorim - Sulejmani, André Gomes, Gaitan - Lima, Rodrigo. - Trainer: Jesus
Referee: Felix Brych (München)
Wenn der Bann des Bela Guttmann erneut nicht gebrochen wird, werden in Portugals Kneipen und Fußball-Bars wieder die kummervoll-melancholischen Klänge des Fado ertönen. Es wäre fast schon Gewohnheit. Schließlich ging Benfica Lissabon bei seinen zurückliegenden sieben Endspiel-Teilnahmen im Europacup stets als Verlierer vom Platz. Doch im Finale der Europa League in Turin gegen den FC Sevilla (20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker) soll der Fluch endlich enden.
"Wir wollen Geschichte schreiben. Zwei Titel brauchen wir dazu noch. Das motiviert uns", sagte Trainer Jorge Jesus, der den mitgliederstärksten Verein der Welt (235.000 Klubangehörige) zum Quadruple-Gewinner machen möchte. Nach dem Gewinn der Meisterschaft und des Ligacups fehlen noch die Erfolge in der Europa League und im nationalen Pokalfinale am Sonntag.
Traum vom Quadruple

Mit einem Sieg über Sevilla könnte Jorge Jesus den Guttmann-Fluch beenden, und aus dem Schatten seines Vorgängers treten.
(Foto: AP)
Der Vierfach-Triumph ist in greifbarer Nähe, wenn da nur nicht dieser "Guttmann-Fluch" wäre. Der Trainer hatte Benfica 1961 und 1962 zum Europapokalsieger der Landesmeister gemacht. Danach war der Ungar aber im Streit um eine Gehaltserhöhung gegangen und hatte den Hauptstadt-Klub mit einem "Fluch" belegt. In den nächsten 100 Jahren, so Guttmann, solle Benfica keinen Europapokal mehr gewinnen.
Bis jetzt behielt der 1981 verstorbene Trainer und Entdecker der portugiesischen Ikone Eusébio recht. Der Rekordmeister verlor fünf Landesmeister-Endspiele (1963, 1965, 1968, 1988, 1990). Dazu kamen die Final-Pleiten im Uefa-Cup 1983 und im vergangenen Jahr in der Europa League.
Fußball-Dramen sind bei Benfica zur Gewohnheit geworden, etwa die 1:2-Finalniederlage 2013 gegen Chelsea in der Nachspielzeit oder das mit neun Mann in acht Minuten Nachspielzeit erzitterte 0:0 jüngst im Halbfinale bei Juventus Turin. Im zehnten Finale will Jesus den "Adlern" dennoch endlich wieder einen europäischen Pokal bescheren. "Ich bin nicht abergläubisch", betonte er: "Für solche Momente spielt man Fußball."
Mit einem Finalsieg könnte Benfica nicht nur den Fluch brechen, sondern auch das Trauma der Vorsaison abhaken. Damals vergaben die Portugiesen innerhalb weniger Tage die Chance auf die Meisterschaft, den Pokalsieg und den Erfolg in der Europa League.
Marin vor kuriosem Double
Im Europapokal-Finale saß damals Marko Marin auf der Bank des FC Chelsea, er wartete vergeblich auf einen Einsatz. In diesem Jahr könnte er nun für eine skurrile Pointe dieser WM-Saison sorgen. Ausgerechnet der 25-Jährige, der vom Radar von Bundestrainer Joachim Löw verschwunden ist, hat nämlich geschafft, was anderen aktuellen DFB-Stars wie Philipp Lahm, Mesut Özil oder Marco Reus nicht geglückt ist - erneut in ein europäisches Endspiel einzuziehen. Ein Sieg im Juventus Stadium würde den Treppenwitz sogar noch krönen. "Finale? Benfica? Da war doch was;)", hatte Marin schon nach dem Erfolg im Halbfinale gegen den FC Valencia bei Facebook gejuxt.
Trotz des möglichen zweiten internationalen Titels in Folge: Überzeugen konnte der 25-Jährige in Spanien wie schon bei Chelsea bisher nicht. Das gilt auch für Piotr Trochowski. Dem 35-maligen Nationalspieler muss allerdings zugute gehalten werden, dass er lange unter einer schweren Knieverletzung litt. Der Vertrag des 30-Jährigen, der bis 2015 an den Uefa-Cup-Sieger von 2006 und 2007 gebunden ist, wird dennoch nicht verlängert werden. Wahrscheinlicher ist, dass der gebürtige Pole den Verein nach dieser Saison verlässt.
Diesen Schritt könnte auch der frühere Schalker und heutige Sevilla-Kapitän Ivan Rakitic gehen - allerdings aus ganz anderen Gründen. Der Kroate wird mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Gut möglich, dass er sich dort als Europaliga-Sieger vorstellen kann.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid