Fußball

Sicherheitsgipfel bebt nach "Sind fassungslos": Fanhilfen haben die Schnauze voll

Joachim Herrmann, Armin Schuster, Hans-Joachim Watzke und Bernd Neuendorf (v.l.n.r.) präsentieren sich als Experten in Sachen Gewalt im Fußball.

Joachim Herrmann, Armin Schuster, Hans-Joachim Watzke und Bernd Neuendorf (v.l.n.r.) präsentieren sich als Experten in Sachen Gewalt im Fußball.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Der Sicherheitsgipfel zum Thema "Gewalt im Fußball" verläuft in der vergangenen Woche überraschend harmonisch. Auch, weil die, über die geredet wird, nicht eingeladen sind. Nach einem Wochenende der Stille wüten die Fanhilfen nun und drohen mit dem Abbruch des Dialogs.

Der Dachverband der Fanhilfen hat den Sicherheitsgipfel von Politik und Verbänden zum Thema "Gewalt im Fußball" harsch kritisiert. Man blicke "fassungslos auf die Aussagen vom vergangenen Freitag. Auf offener Bühne fand ein Überbietungswettbewerb mit Falschbehauptungen und Unwahrheiten statt", sagte Linda Röttig als Vorstandsmitglied des Dachverbands der Fanhilfen e. V.: "Die Art und Weise des bisherigen Prozesses und die vorgegebene Richtung sind für uns völlig inakzeptabel und erfordern eine deutliche Kehrtwende."

Der Dachverband zeigte sich ebenfalls erschrocken über die einseitige Sicht der Sport- und Innenminister. "Kein Wort gab es hingegen zu den gewalttätigen Polizeieinsätzen der letzten zwölf Monate. Kein Wort zu den Hunderten verletzten Fans durch Polizeigewalt. Selbst die polizeieigenen Statistiken rechtfertigen nicht ansatzweise das aktuelle Vorhaben", hieß es mit Blick auf die vielfältigen Repressionen und Auseinandersetzungen in der vergangenen Spielzeit 2023/2024.

"Wenn Fakten geleugnet werden"

Diese war im August 2023 mit einem Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten beim Spiel Augsburg gegen Gladbach eingeläutet worden. Dies sei bei einer Wasserschlacht passiert, hieß es. Die Kugel hatte einen Beamten nur knapp verfehlt und war danach in einen Bus der Gladbacher Fanbetreuung eingeschlagen. Der Polizist wurde in diesem August zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Laufe der Spielzeit war es zu zahlreichen anderen Eskalationen gekommen. Mehrfach hatte die Polizei dabei Pfefferspray gegen Fans eingesetzt.

Eine "Gewaltorgie" der Hamburger Polizei beim Spiel zwischen dem FC St. Pauli gegen Hannover 96 hatte im November 2023 für Entsetzen gesorgt. Im Februar 2024 hielt die Bundespolizei Hunderte HSV-Fans in einem Regionalzug fest und kontrollierte sie nach einem Spiel bei Hansa Rostock unter menschenunwürdigen Bedingungen.

Es sei bei der Konferenz, die ohne Stimmen der Fanvertreter über die Bühne ging, deutlich geworden, "dass es unter den aktuellen Voraussetzungen keinerlei Zusammenarbeit mit der Politik und den Verbänden weder heute noch morgen geben kann", so Röttig weiter: "Wenn Fakten geleugnet und völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen unwidersprochen in den Raum gestellt werden, ist ein Punkt erreicht, an dem selbst an einen ergebnisoffenen Dialog nicht zu denken ist." Man empfinde die Ankündigungen als Repressionsmaßnahmen gegen Fußballfans.

"Angriff auf die Fankultur"

Nach dem Treffen der Innenminister der Länder mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke wurde unter anderem die Einführung einer zentralen Stadionverbotskommission angekündigt. Bisher schauten die einzelnen Vereine auf den Einzelfall und trafen dann ihre Entscheidung. Demnächst sollen Stadionverbote zudem bereits bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ausgesprochen werden.

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Des Weiteren soll zum Thema Stadionsicherheit eine ständige gemeinsame Kommission mit Vertretern aus Fußball und Politik gebildet werden, der auch Fanvertreter angehören sollen. Pyrotechnik bleibt weiter strikt verboten.

Es gehe bei den Maßnahmen um "Einschränkung von Fanrechten und Beseitigung der Fankultur in der Form, wie wir sie heute kennen", hieß es nun als Reaktion vom Dachverband. "Da die Verbandsspitzen diesen direkten Angriff auf die Fankultur unterstützen, müssen nun die Vereine eindeutig Position beziehen", so Röttig deutlich: "Entweder sie stellen sich auf die Seite der Fans oder sie unterstützen einen populistischen Kurs". Der Dachverband der Fanhilfen werde sich "mit aller Macht gegen den eingeschlagenen Kurs zur Wehr setzen", da dieser "einzig und allein die Konfrontation mit den eigenen Anhängern im Stadion zum Ziel" habe.

Quelle: ntv.de, sue/sid

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