WM-Playoffs gegen Kroatien Skibbe mag sich nicht an Rehhagel messen
09.11.2017, 17:58 Uhr
Strand oder Solarium? Michael Skibbe.
(Foto: dpa)
Trainer Michael Skibbe möbelt die griechische Fußball-Nationalelf auf, nun geht's in den Playoffs gegen Kroatien gar um das WM-Ticket. Erinnert sich noch jemand an Otto Rehhagel? Skibbe schon. Aber an einen Titel oder gar Heldenstatus in Hellas denkt er nicht.
Michael Skibbe hofft natürlich, dass er sich mit der griechischen Fußball-Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland qualifiziert. Über eines macht sich der deutsche Trainer aber keine Illusionen: dass er dann einen ähnlichen Status im Land erlangen wird wie einst Otto Rehhagel. Der hatte die Griechen 2004 zum Europameister-Titel geführt. "Das war etwas Außergewöhnliches und wohl Einmaliges, was da passiert ist", sagte Skibbe vor dem Playoff-Spiel der Griechen an diesem Donnerstag (ab 20.45 Uhr bei RTL Nitro und im Liveticker bei n-tv.de) gegen Kroatien in Zagreb dem "Kicker".
Das Rückspiel findet am Sonntag in Athen statt. "Der Titel ist in so lebendiger Erinnerung, dass sich die Griechen da auch noch in 100 Jahren dran erinnern werden. Otto Rehhagel kann ich wirklich nicht toppen." Verärgert ist der frühere Ko-Bundestrainer darüber, dass der Weltverbandes Fifa seinen besten Abwehrspieler, Konstantinos Manolas vom AS Rom, gesperrt hat. Manolas hatte sich beim 2:1-Sieg auf Zypern am vorletzten Spieltag der WM-Qualifikation mittels Zeitspiels eine Gelbsperre für das abschließende 4:0 gegen Gibraltar eingehandelt. Die Fifa sah in Manolas' Handeln Vorsatz und sperrte ihn für eine weitere Partie. "Unverständlich, dass er jetzt noch mal gesperrt ist. Das ist wieder einmal eine Logik, die nur hinter Fifa-Mauern stattfindet."
Skibbe hatte von 2000 bis 2004 an der Seite von Rudi Völler die deutsche Nationalelf betreut und trainierte in der Bundesliga Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen, die Frankfurter Eintracht und die Berliner Hertha. Und mit Rehhagel verbindet ihn durchaus etwas. Die entscheidenden Tipps für die Rettung des griechischen Fußballs hatte sich Skibbe nämlich beim Altmeister persönlich geholt. "Am Rande eines Spiels in Leverkusen sagte mir Otto Rehhagel, wie er den Verband damals vorgefunden, welche Dinge er umgestellt hat. Das habe ich in meine Überlegungen einfließen lassen", sagte Skibbe der "Berliner Morgenpost".
Ganz nach Rehhagels Marschroute
Als Trainer trat der 52-Jährige vor zwei Jahren in die Fußstapfen Rehhagels. Aus der einstigen Trümmer-Truppe formte er einen ernsthaften WM-Kandidaten. "Dass die griechische Nationalmannschaft zu dem Zeitpunkt so weit unten war, wie man weiter unten nicht sein kann, hat die Aufgabe eher vereinfacht. Es konnte ja nur aufwärts gehen", sagte Skibbe. Der gebürtige Gelsenkirchener spricht von einem dunklen Kapitel in der Geschichte des Europameisters von 2004. Als Tabellenletzter waren sie in der Qualifikation zur EM 2016 kläglich gescheitert, zweimal versagten die Griechen gegen die Hobby-Fußballer von den Färöern (0:1, 1:2).
Im Oktober 2015 kam Skibbe und setzte zur Generalüberholung an, verjüngte die Mannschaft stark. Und es lohnte sich. Als Zweiter seiner Qualifikations-Gruppe erstritt sich Griechenland das Recht, gegen die Kroaten um das Ticket zur WM in Russland zu ringen. Um das zu schaffen, gilt die Marschroute, mit der Rehhagel die Mannschaft 2004 zum EM-Wunder geführt hatte. Erstmal hinten dichtmachen. "Meine Spieler mit extrem hohem internationalen Niveau spielen nun einmal vor allem in der Defensive. Da wäre es ja dumm, wenn ich das nicht nutzen würde", sagte Skibbe der "Sport Bild". Sinn ergibt es schon.
Das offensivstarke Kroatien mit Powerfußball überraschen zu wollen, kann nicht der Plan sein. Das weiß auch der Trainer: "Die Kroaten sind ein unglaublich erfahrenes Team mit Stars wie Modric, Rakitic oder Mandzukic - sie sind klarer Favorit." Erfahrung in den Play-offs aber hat Skibbe. Wenn auch unter anderen Vorzeichen. Mit Völler betreute er die deutsche Mannschaft in den K.o.-Spielen zur WM 2002 in Südkorea und Japan. "Mit den Play-offs 2002 von Deutschland gegen die Ukraine ist das nicht zu vergleichen. Da hatten Teamchef Rudi Völler und ich als Trainer richtig Druck", sagte Skibbe. Am Ende fuhr Deutschland zur WM und wurde Vize-Weltmeister. Ein gutes Omen?
Quelle: ntv.de, sgi/sid/dpa