Fußball

Tanz auf der Rasierklinge Skibbes heikler Job bei Hertha

Die Beriner Hertha zu trainieren, ist mehr als nur ein Job als Fußball-Lehrer. In der Hauptstadt kommt es einem Tanz auf der Rasierklinge zwischen Anspruch und Realität gleich. Markus Babbels Nachfolger Michael Skibbe stellt sich nun dieser Aufgabe.

"Mannschaften wie Hannover oder auch Borussia Mönchengladbach haben gezeigt, dass man mit einigen guten Verstärkungen weiter nach vorn kommen kann": Michael Skibbe.

"Mannschaften wie Hannover oder auch Borussia Mönchengladbach haben gezeigt, dass man mit einigen guten Verstärkungen weiter nach vorn kommen kann": Michael Skibbe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Michael Skibbe weiß um die Erwartungen und Sehnsüchte in Berlin, und so wirbt er vor seinem ersten Arbeitstag als Trainer der Hertha um Geduld. "Dieses Jahr geht es nur um den Klassenerhalt." Der Aufsteiger in die Fußball-Bundesligisten steht mit 20 Punkten nach der Hinrunde zwar ordentlich da, der Abstand zur Abstiegszone aber beträgt nur vier Zähler.

Skibbes erster Auftrag ist also klar. Perspektivisch sieht der 46 Jahre alte Fußball-Lehrer für seinen neuen Verein jedoch andere Möglichkeiten. "Mannschaften wie Hannover oder auch Borussia Mönchengladbach haben gezeigt, dass man mit einigen guten Verstärkungen weiter nach vorn kommen kann", sagte er der "Berliner Zeitung". In Zukunft müsse es "weiter nach oben gehen", machte der ehemalige Bundestrainer unter Teamchef Rudi Völler auch seinen persönlichen Ehrgeiz deutlich.

Es ist ein heikles Thema in der 3,5 Millionen Einwohner zählenden Metropole, seit der ehemalige Manager Dieter Hoeneß die Vision verkündet hatte, einmal "mit der Meisterschale durchs Brandenburger Tor fahren" zu wollen. Der Vorwurf der Großspurigkeit hatte Hoeneß in Berlin über die ganzen zwölf Jahre seiner Amtszeit begleitet. Markus Babbel, der am 18. Dezember des Vorjahres nach einer Schlammschlacht um Lügen und Missverständnisse beurlaubt worden war, eckte kräftig an, als er in einem Interview gesagt hatte: "Der Berliner an sich neigt ja tendenziell gerne mal zum Größenwahn."

Verein mit fast 35 Millionen Euro Schulden

Nun muss sich also Skibbe dem Tanz auf der Rasierklinge stellen: Auf der einen Seite die Ansprüche der deutschen Hauptstadt - auf der anderen die wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins mit fast 35 Millionen Euro Schulden. "Ich weiß, wir sind eingeschränkt durch die Verbindlichkeiten, aber es ist trotzdem so, dass der Klub auf jeden Fall handlungsfähig ist", unterstrich der neue Coach. Ob er seinen Kader für die Aufgabe Klassenverbleib nochmals ergänzen wird, soll erst nach einer genauen Bestandsaufnahme im Trainingslager vom kommenden Samstag an im türkischen Belek entschieden werden. "Es müssen ja auch keine großen Sprünge sein, es müssen gute Sprünge sein", sagte Skibbe.

Edwin Boekamp, der zuletzt bei Eintracht Frankfurt und Eskisehirspor in der türkischen Liga sein Co-Trainer war, wird wahrscheinlich auch in Berlin Skibbes Assistent sein. Er übernehme von Babbel ein funktionierendes und konkurrenzfähiges Team, betonte Skibbe. Eine grundsätzliche Kurskorrektur ist nicht zu erwarten. Auch Andre Mijatovic, der zuletzt nach einigen schwachen Spielen Kritik einstecken musste, wird Kapitän bleiben. "Es wäre doch fatal, jetzt etwas umzuschmeißen, was funktioniert hat", sagte Skibbe dem "Kicker".

Quelle: ntv.de, dpa

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