Mainzer Spaßfußballer in München Spitzenreiter heiß auf die Bayern
25.09.2010, 12:25 UhrSo ungewöhnlich war die Tabelle der Fußball-Bundesliga lange nicht. Namhafte Klubs wie Schalke, Stuttgart und Bremen verharren im Keller. Außenseiter wie Mainz, Hannover und Freiburg genießen Höhenluft. Am sechsten Spieltag nun wollen die Arrivierten die Trendwende einleiten.

So feiert der Spitzenreiter: Die Mainzer Andre Schürrle, links, und Lewis Holtby nach dem Sieg gegen Köln.
(Foto: dpa)
Hält der Trend oder kommt die Wende? Fünf Spieltage nach Saisonstart steht die Fußball-Bundesliga weiter Kopf. Statt der vermeintlichen Titelfavoriten aus München, Leverkusen, Schalke und Bremen rangieren Außenseiter wie Spitzenreiter Mainz, Hannover und Freiburg im oberen Tabellendrittel. Dem Aufstand der Zwerge wollen die etablierten Vereine an diesem Wochenende ein Ende bereiten.
Vor allem Rekordmeister FC Bayern brennt vor dem Duell mit Tabellenführer Mainz heute ab 15.30 Uhr auf die Rückkehr zu alten Machtverhältnissen. "Jetzt sind wir wieder voll dabei", befand Nationalspieler Thomas Müller nach dem Sieg gegen Hoffenheim und stellte weitere Erfolgserlebnisse in Aussicht: "Mainz hat die bessere Form, aber wir haben den besseren Kader."
Reifeprüfung der Himmelsstürmer
Die von vielen Fachleuten prognostizierte Zweiklassen-Gesellschaft mit den zahlungskräftigen Klubs auf der einen und den finanzschwachen Vereinen auf der anderen Seite ist beim Blick auf die Tabelle nicht erkennbar. Ausdruck der schrillsten Bundesliga-Ouvertüren der vergangenen Jahre ist die Tabellenführung der Mainzer.
Fünf Siege in fünf Spielen haben dem Überraschungsteam viel Respekt eingebracht. Der Reifeprüfung seiner Himmelsstürmer sieht Thomas Tuchel mit großer Vorfreude entgegen. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagte der Coach voller Hoffnung, "dass wir uns auch gegen die größte Hausnummer im deutschen Fußball trauen zu zeigen, wie weit wir sind".
Spielstarke Dortmunder in St. Pauli
Einziges Team, das die Mainzer Spaßfußballer am sechsten Spieltag vom Platz an der Sonne verdrängen kann, ist Borussia Dortmund. Das setzt allerdings einen Sieg heute ebenfalls ab 15.30 Uhr beim FC St. Pauli voraus. Nach dem besten Ligastart der Vereinsgeschichte und dem Sprung auf Rang zwei geht die ungemein spielstarke und ungeheuer spielfreudige Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp mit Rückenwind in die Partie.
In den bisherigen Auswärtspartien in Stuttgart und Gelsenkirchen (beide 3:1) schlug sich der BVB bravourös. Die Euphorie der Fans soll dem Team nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen. "Wir stehen in der Pflicht zu beweisen, dass wir das, was um uns herum passiert, richtig einordnen können", sagte Klopp. Er will seinen Jungs Bodenhaftung verleihen, sie aber keinesfalls von weiteren Höhenflügen auf dem Rasen abhalten: "Ich vergleiche das mit einem Bobrennen am Königssee. Wir haben eine super Startzeit hingelegt. Sollen wir deshalb unterwegs aussteigen und erzählen, wie gut wir gestartet sind?"
Krisenduelle auf Schalke und in Bremen
Es passt in das Bild von der verrückten Bundesliga, dass die Partien zwischen Schalke und Mönchengladbach sowie Bremen und Hamburg Krisenduelle sind. Trotz des ersten Saisonerfolgs am Mittwoch in Freiburg steht der FC Schalke noch immer am Tabellenende. Ein Sieg über den wankenden Leidensgenossen aus Mönchengladbach, der in den vergangenen vier Partien 16 Gegentreffer kassierte, ist für den Revierklub Pflicht. Trainer Felix Magath will an dem neuen, schon in Freiburg praktizierten System mit einem echten Spielmacher und zwei Spitzen festhalten: "Dieses Ausrichtung liegt der Mannschaft besser. Wir werden so weiterspielen." Nach dem Radikalumbau vor der Saison setzt Magath nun also erstmals wieder auf Kontinuität.
Ähnlich wie auf Schalke klafft auch in Bremen ein tiefer Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Nach dem peinlichen 1:4 in Hannover nahm sich Trainer Thomas Schaaf seine Profis zur Brust. Mit einem Erfolg gegen Hamburg, das ebenfalls seit drei Spielen auf einen Sieg wartet, soll die Talfahrt gestoppt werden. Bei aller Freude über die Rückkehr von Per Mertesacker und Claudio Pizarro warnte Schaaf davor, die beiden Rekonvaleszenten als Heilsbringer zu sehen: "Wir sind sehr froh, dass sie wieder dabei sind. Aber wir müssen vorsichtig mit der Erwartungshaltung sein."
Quelle: ntv.de, dpa/sid