Hamburger SV sagt dem Ex-Trainer ab Stevens verhandelt mit Schalke
26.09.2011, 10:52 UhrMit 2:1 beim VfB Stuttgart stoppen die Fußballer des Hamburger SV unter Interimscoach Rodolfo Cardoso ihre Bundesliga-Talfahrt. Nun gilt es, den Nachfolger für den entlassenen Trainer Michael Oenning zu finden. Ex-Coach Huub Stevens scheint allerdings aus dem Rennen.
Den befreienden ersten Saisonsieg hat der HSV im Sturm erobert, doch bei der Suche nach dem neuen Trainer musste der kriselnde Fußball-Bundesligist wie so oft in der neuen Saison eine Niederlage einstecken. Nachdem mehrere Medien die bevorstehende Einigung mit Huub Stevens schon vermeldet hatten, scheint ein Engagement des Niederländers plötzlich wieder unwahrscheinlich.
Der bereits vor vier Jahren als HSV-Retter in Erscheinung getretene Stevens teilte den Hanseaten nach Informationen der "Bild"-Zeitung mit, dass er auch mit dem FC Schalke 04 verhandele. Daraufhin habe der HSV die Verhandlungen gestoppt, hieß es weiter. Er galt bislang als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des am Montag entlassenen Michael Oenning. "Ja, Schalke ist auch im Rennen. Das habe ich ganz ehrlich zu Frank Arnesen gesagt. Ich höre mir alles an", wurde Stevens zitiert, der sich am Samstag mit dem HSV-Sportdirektor getroffen hatte. Laut "Bild"-Zeitung sprachen am Sonntag aber auch Schalke-Manager Horst Heldt mit dem 57-Jährigen.
"Da ist noch nichts fix"
Damit wurde im Nachhinein klar, warum der HSV bis zuletzt gemauert hat. "Da ist noch nichts fix", hatte HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow am Wochenende gebetsmühlenartig erklärt. "Ich spreche darüber erst, wenn es eine Verpflichtung gibt", ergänzte Arnesen, der die Verantwortung trägt bei der Auswahl für die Nachfolge des glücklosen Oenning. Stevens hatte immerhin Gespräche bestätigt, "aber es gab keine Gespräche, die bestätigen, dass ich HSV-Trainer bin".
Während Jarchow weiter von "mehreren Trainerkandidaten" berichtete und ausdrücklich auch noch einmal Marco van Basten zu diesem Kreis zählte, sprach vieles für Stevens. Arnesen verhandelte nach dem Sieg in Stuttgart am Samstag in Holland mit Stevens über Details wie Vertragslaufzeit, Gehalt und die Zusammensetzung des Trainerstabs.
Vom HSV-Sportchef war bekannt, dass er eine Neun-Monats-Lösung bis zum Saisonende favorisiert. Fraglich war allerdings bis zuletzt, ob Stevens, der eigentlich alle Voraussetzungen erfüllte und den HSV schon als "Schlusslicht" übernommen und bis in den Uefa-Cup geführt hatte, sich darauf einlassen würde. Das war offentlich nicht der Fall. Zumal es als sicher gilt, dass der Däne Arnesen seinen Landsmann Morten Olsen, der bis nach der EM 2012 noch als Nationalcoach in Dänemark vertraglich gebunden ist, als den HSV-Coach der Zukunft ansieht. Nun geht die Suche nach einem "Feuerwehrmann" beim HSV aufs Neue los. Clubchef Jarchow hatte ohnehin betont, dass die Suche bis zur Länderspielpause nach dem Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Schalke 04 andauern könnte.
Nun ist Stevens beim FC Schalke 04 im Gespräch
Immerhin: Der 2:1-Erfolg in Stuttgart hat den HSV-Verantwortlichen den Druck des raschen Handelns genommen. Der erste Dreier nach zuvor 13 Punktspielen ohne Sieg trug eindeutig Rodolfo Esteban Cardosos Handschrift. Und der Interimscoach setzte das Junge-Leute-Konzept des HSV beim Gastspiel in Schwaben mit Youngstern wie Lam, Son und Töre als Mittelfeld-Offensivreihe konsequent um - und weckte verloren gegangenes Selbstvertrauen. "Ich glaube, das war die Wende", sagte der vom U-23- zum Interims-Coach beförderte Argentinier.
Es hätte er es geahnt: Cardoso glaubt sogar, im Heimspiel gegen Schalke 04 noch einmal die Verantwortung zu tragen. Wäre bis dahin Stevens gekommen, wäre es ein pikanter Einstand für den Niederländer geworden. Denn auch die Knappen sind ein ehemaliger Arbeitgeber von Stevens, der Schalke 1997 sogar zum Uefa-Cup-Sieg führte. Andererseits kann es nun andersrum kommen: Denn nach dem Rücktritt von Ralf Rangnick zählt Stevens, der seit seiner Entlassung bei RB Salzburg im April auf Jobsuche ist, auch bei den Königsblauen zu den Nachfolgekandidaten. Und nach der Absage beim HSV wohl erst recht.
Quelle: ntv.de, Thomas Prüfer und Franko Koitzsch, dpa