Wille, Tore, ungeheures Talent Sturmjuwel Arp hat das, was dem HSV fehlt
27.10.2017, 10:15 Uhr
Jann-Fiete Arp spielt seit 2010 in den Jugend-Mannschaften des Hamburger SV.
(Foto: imago/Michael Schwarz)
Jann-Fiete Arp ist eines der größten Talente im deutschen Fußball. Mit fünf Toren in fünf Spielen zeigt er bei der U17-Weltmeisterschaft seine herausragenden Qualitäten. Und für den kriselnden HSV wird er zum Hoffnungsträger.
Nachwuchstrainer Daniel Petrowsky erntet von Jann-Fiete Arp häufig einen bösen Blick, wenn er das Training der U19 beim Hamburger SV abpfeift, denn am liebsten würde der Youngster den ganzen Tag kicken. "Jedes Training möchte Fiete das Maximale rausholen. Er ärgert sich über jedes Spiel das er verliert und jede Torchance, die er vergibt", sagt Petrowsky im Gespräch mit n-tv.de.
Jann-Fiete Arp, genannt Fiete, weckt mit seiner enormen Abschlussstärke und seiner Zielstrebigkeit im Hamburger Volkspark Hoffnungen. Mit jedem Treffer im Juniorenbereich schießt sich der 17-Jährige ein Stück näher an den Profi-Kader von HSV-Profi-Trainer Markus Gisdol heran. Denn der HSV hat in den letzten sieben Bundesligaspielen nur zwei Tore geschossen. Arp soll deshalb nach und nach an die erste Mannschaft herangeführt werden und ab sofort vier von fünf Trainingseinheiten unter Gisdol absolvieren. "Er ist eine steigende Option für uns - Woche für Woche die er jetzt bei uns ist", sagt der HSV-Trainer vor dem Auswärtsspiel in Berlin am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de).

Mit fünf Toren in fünf Spielen schoss Arp die DFB-Junioren bis ins Viertelfinale.
(Foto: picture alliance / Tsering Topgy)
Die immer größere Erwartungshaltung wird auch von der Hamburger Lokalpresse genährt, die den 17-jährigen Stürmer seit Jahresbeginn mit Lob überschüttet. U19-Trainer Petrowsky, der Arp nahezu täglich sieht, machen die Lobeshymnen auf seinen Schützling noch keine Sorgen. "Bis jetzt gibt es keine Anzeichen, dass er abhebt. Die Erfolge motivieren ihn vielmehr."
Zuletzt sorgte das Sturmtalent bei der U17 Weltmeisterschaft in Indien für Furore. Als Mannschaftskapitän führte er die DFB-Junioren bis ins Viertelfinale: durch einen starken Führungsstil und durch fünf Tore in fünf Spielen.
Abitur statt FC Chelsea
- Geburtstag: 06.01.2000
- Geburtsort: Bad Segeberg
- Position: Mittelstürmer
- starker Fuß: rechts
- Größe: 186cm
- Gewicht: 78kg
- Erfolge: Goldene Fritz-Walter-Medaille, U17-EM und U17-WM Teilnahme
Die Top-Talenten inflationär bescheinigte Bodenständigkeit trifft bei Arp tatsächlich mal zu. Dem Ausnahmetalent lagen im Sommer bereits lukrative Angebote vor, unter anderem vom ruhmreichen und vor allem kaufkräftigen englischen Meister FC Chelsea. Doch Arp lehnte ab – umgehend. "Fußball ist Tagesgeschäft. Es kann jeden Tag vorbei sein. Das Abitur aber kann dir keiner mehr nehmen. Geld darf in meinem Alter noch keine Rolle spielen," sagte Arp damals der "Bild"-Zeitung.
Stattdessen verlängerte Arp bis 2019 beim HSV, dort wo er zuhause ist, dort wo er herkommt. Aufgewachsen ist Arp in Bad Segeberg, im Speckgürtel von Hamburg, in der Jugend des HSV kickt der Knipser seit 2010. In der letzten Saison stürmte er in der B-Junioren-Bundesliga, erzielte in 21 Partien 26 Tore. Auch aktuell funktioniert sein Torriecher beim A-Junioren-Tabellenführer ähnlich gut: drei Einsätze, sieben Buden.
Beim HSV-Nachwuchs ist Arp selbstverständlich auch Führungsspieler. Auf dem Spielfeld scheut sich der 186 Zentimeter große Stürmer ohnehin nicht, Verantwortung zu übernehmen. Elfmeter sind zumeist seine Angelegenheit. Jedoch versteht es Arp auch, aus dem Spiel heraus zu überraschen. Gern zieht er von der Strafraumgrenze mit seiner stärksten Waffe ab, dem rechten Fuß - und trifft.

Der etwa 20 Millionen Euro teure HSV-Campus beherbergt 13 Top-Talente des Vereins.
(Foto: imago/Michael Schwarz)
In Hamburg profitiert Arp vom Aufschwung der gesamten Jugendarbeit des Vereins. Anfang Juli wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Volksparkstadion die Elite-Akademie "HSV-Campus" eröffnet. Dort wohnt Arp mit zwölf weiteren Nachwuchsspielern. Im zugehörigen Sport-Gymnasium will er in diesem Jahr sein Abitur machen.
Die Treue zum HSV zahlt sich für Arp bislang aus. Im Volksparkstadion hat das Sturmtalent gegen Werder Bremen Ende September sein Bundesliga-Debüt gefeiert. Mit dem ersten Schritt auf den Rasen stellte der 17-Jährige unmittelbar einen Rekord auf. Arp ist der erste Spieler des Jahrgangs 2000, der den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse geschafft hat.
"Der Junge hat was"
Mir seinem besonderen Torriecher zieht Arp mehr und mehr den Fokus der Fußball-Welt auf sich. Der DFB verlieh dem Ausnahmetalent Anfang September die Fritz-Walter-Goldmedaille. Vor ihm gewannen heutige Stars wie Julian Draxler, Toni Kroos oder Mario Götze die höchste Nachwuchsauszeichnung. Bei der Verleihung wurde Arp von HSV-Legende Horst Hrubesch in höchsten Tönen gelobt: "Der Junge hat was. Eigentlich hat er alles", sagte Hrubesch. "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so aus dem Nichts ein Tor machen kann. Das können nicht viele."
Das weiß auch HSV-Nachwuchscoach Daniel Petrowsky, der stolz auf die Entwicklung des Ausnahmetalents ist. Beim HSV soll Arp jetzt langsam zum Bundesliga-Spieler aufgebaut werden. Doch da, wo der Stürmer jetzt ist, waren schon viele Talente vor ihm. An die absolute Spitze haben es nur wenige geschafft. Aktuell stehen die Chancen des 17-Jährigen beim HSV allerdings nicht schlecht, denn wenn dem HSV momentan etwas fehlt, dann ist es ein Knipser, wie Jann-Fiete Arp.
Quelle: ntv.de