"Ein Schlag ins Gesicht" Thomas Müller spricht über Selbstverletzung des FC Bayern
21.01.2024, 19:26 Uhr
Thomas Müller und seine Bayern verstanden die Welt nicht mehr.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der FC Bayern München hat die Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga nach 18 Spieltagen nicht mehr in der eigenen Hand. Nach dem 0:1 gegen Werder Bremen sprechen Thomas Müller und Thomas Tuchel über die bittere Niederlage und suchen die Schuldigen in den eigenen Reihen.
Ein Blick in die Gesichter von Bayern-Ikone Thomas Müller und Trainer Thomas Tuchel genügte. Das 0:1 gegen den SV Werder Bremen war mehr als nur die erste Heim-Niederlage gegen den einstigen Rivalen um den Bundesliga-Titel, es war ein heftiger Rückschlag auf dem Weg zum zwölften Meistertitel in Folge. Was dort zu sehen war, war eben kein Ärger über die Pleite, sondern echte Enttäuschung.
Für 70 Minuten, sagte Tuchel bei DAZN, habe bei seiner Mannschaft zu "100 Prozent" das Feuer, die Gier gefehlt. "Wir haben sehr belanglos gespielt. Als hätten wir zehn Punkte Vorsprung und am Dienstag noch ein Champions-League-Spiel. Es war zwischen Übermut und Schongang", sagte Tuchel und bemängelte dann die fehlende "positive Energie" seiner Mannschaft.
Die war nach dem Last-Minute-Sieg von Bayer Leverkusen mit einem Rückstand von sieben Punkten in das Spiel gegen Werder Bremen gegangen. Doch die scheinbar große Lücke zum Spitzenreiter der Bundesliga war überhaupt nicht so groß. Mit einem Sieg gegen den SVW und Union Berlin im Nachholspiel hätte sich der Rekordmeister alles offenhalten können. Das im frühen Februar anstehende Spitzenspiel in Leverkusen hätte dann bereits zur Korrektur des überraschenden Tabellenbilds gereicht.
"Wir haben uns gar nicht bewegt"
Doch davon konnte nach dem 0:1 keine Rede mehr sein. "Das war deutlich zu wenig. Ich habe 70 Minuten nicht das Gefühl gehabt, dass wir verbissen um den Sieg spielen. In der ersten Halbzeit haben wir uns gar nicht bewegt", schimpfte Tuchel und bemängelte die vielen Ballverluste, das zu statische Spiel, die fehlende Bewegung im Spiel der Bayern.
Und in der Tat konnte der FC Bayern sich in der ersten Halbzeit beim VAR bedanken, der in der 25. Minute den sehenswerten Führungstreffer durch Justin Njinmah nach einem vorherigen Foulspiel von Jens Stage an Jamal Musiala zurückgenommen hatte. Es wäre bereits zu diesem Zeitpunkt die nicht unverdiente Führung der Gäste gewesen, die letztmals am 20. September 2008 gegen Bayern hatten gewinnen können. Damals war das Team mit Diego und Mesut Özil im Mittelfeld aufgelaufen und hatte 5:2 gewinnen können. Aber das war ein anderes Leben.
"Über die 90 Minuten hatten wir den Sieg nicht verdient. Wir waren viel zu träge, es war kein Leben drin", sagte die Bayern-Ikone Müller dann auch bei DAZN und ergänzte: "Es fehlte die Freude, um da unbedingt durch den tiefen Block durchzukommen. Das war ein harter Schlag ins Gesicht. Und wir haben dabei gut mitgeholfen."
Der starke Ex-Bayer Mitchell Weiser hatte in der 59. Minute mit einer starken Einzelleistung über die rechte Seite den einzigen Treffer des Tages erzielen können. Er hatte sich dabei gegen Alphonso Davies durchgesetzt und den in die Knie gehenden Manuel Neuer aus sechs Metern mit einem Schuss unter die Latte überwinden können.
Vergebliches Anrennen in den letzten 20 Minuten
"Wir haben ein bisschen drum gebettelt", sagte Müller und bemängelte die fehlende Körpersprache der Bayern-Spieler. Müller selbst war erst nach dem Gegentor für Joshua Kimmich ins Spiel gekommen, zusätzlich hatte Tuchel mit der Einwechslung von Mathys Tel und Leon Goretzka sowie später auch Eric Maxim Choupo-Moting alles nach vorne geworfen. Aber Harry Kane und Tel vergaben beste Chancen, im Tor der Bremer glänzte der gebürtige Münchener Michael Zetterer.
Doch das Anrennen in den letzten 20 Minuten war nicht von Erfolg gekrönt. Am Ende wiesen fast alle Statistiken den FC Bayern als das dominante Team aus. Sie hatten die besseren und mehr Chancen, sie hatten mehr Ballbesitz und mehr als doppelt so viel Pässe als ihr Gegner gespielt, doch in der alles entscheidenden Statistik stand die 0 und bei Bremen die 1.
Mit nun sieben Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen und der fehlenden Konstanz schrillen in München alle Alarmglocken. Bis zur 12. Meisterschaft in Folge ist es plötzlich ein sehr weiter Weg, der Rekordmeister hat es nicht mehr in der eigenen Hand. Die Enttäuschung in den Gesichtern von Tuchel und Müller speiste sich auch daraus. "Es ist müßig, auf Leverkusen zu gucken", sagte Tuchel: "Das war ein großer Dämpfer für uns."
Quelle: ntv.de, sue