Der bessere Lewandowski? Timo Werner - Tor-Ungeheuer mit Mini-Makel
17.12.2019, 15:21 Uhr
RB Leipzig rauscht derzeit durch die Fußball-Bundesliga. Das liegt auch oder vor allem an Timo Werner. Der Stürmer liefert Top-Leistungen im Akkord. Und stellt damit sogar Robert Lewandowski in den Schatten. Gegen den BVB will er nun einen letzten Makel tilgen.
RB Leipzig ist in diesen Wochen die ganz große Nummer in der Fußball-Bundesliga. Schnell, spektakulär und effizient, so spielen sich die Sachsen Richtung Herbstmeisterschaft. Es wäre die erste der Vereinsgeschichte. Und wie kaum ein anderer steht Stürmer Timo Werner für die Formstärke und das Spektakel, das die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann Spieltag für Spieltag auf den Platz bringt. Mit seinen Werten drängt der 23-Jährige sogar den gierigen Robert Lewandowski vom FC Bayern aus dem Fokus.
Nun geht's am Abend, am 16. Spieltag, zu Borussia Dortmund (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de und auf Sky). Zum Topspiel. Zu einem Spiel, das einiges über die Titelreife der Klubs aussagen wird. Und mit dem Thema Titel haben sich ja beide Mannschaften in dieser Saison schon beschäftigt. Für Timo Werner aber geht es auch um noch etwas: Er will endlich seinen Torfluch gegen den BVB brechen. Gegen jeden aktuellen Erstligisten hat der Nationalspieler mindestens einmal getroffen. Gegen die Borussia steht aber die Null - aus neun Spielen.
Aber womöglich war die Situation nie günstiger als jetzt, um diesen Makel zu tilgen. 42 Tore haben die Leipziger in den ersten 15 Spielen geschossen. Das sind fast drei pro Partie. Nur der FC Bayern (41) und der BVB (37) können da mithalten. Und als Anführer dieser rauschhaften Offensive darf sich Werner fühlen. 16 Tore hat er bereits geschossen, fünf weitere Treffer hat er vorbereitet. Der Nationalspieler liefert derzeit die perfekte Balance zwischen gesetztem Stürmer-Egoismus und Mannschaftsdienlichkeit.
Mit seinen 21 Scorerpunkten ist Werner so auch an jedem zweiten Leipziger Treffer direkt beteiligt - was ein überragender Wert ist (oder nur: ein überragender Wert). Der Stürmer selbst hat erkannt, warum es unter Neu-Coach Nagelsmann bisher so hervorragend funktioniert: "Ich agiere teilweise auf der Zehn. Das hilft mir sehr, ich habe viele Freiheiten", hatte er vor wenigen Wochen erklärt. Und im Kreis der Nationalmannschaft bekannte er Mitte November, dass er sich dank Nagelsmann auch gegen sehr tiefstehende Teams verbessert habe: "Er hat mir vermittelt, Räume zu sehen und besser zu interpretieren."
Mit Gelassenheit zur Topform
Werner ist auch gelassener geworden. Gelassener im Umgang mit dem riesigen Interesse an seiner Person und gelassener im Umgang mit den Drucksituationen und der Verantwortung, die in den Leipziger Pflichtspielen auf dem Mittelstürmer lasten: "Ich habe mich entwickelt, mache mir nicht zu viele Gedanken, ob ich treffe. Ich gehe auf den Platz, haue alles raus und hoffe, dass am Ende ein Treffer auf dem Konto steht, der im Idealfall zum Sieg beiträgt."
Mit dieser Lockerheit und dem Urvertrauen seines Cheftrainers hat sich Werner zum derzeit formstärksten Stürmer der Bundesliga gespielt. Besser als die Dortmunder Offensivstars um Kapitän Marco Reus, Julian Brandt oder Paco Alcácer, die nun eben auf den Tabellenführer aus Leipzig warten, und sogar besser als Robert Lewandowski, der vielen ja als derzeit bester Stürmer der Welt gilt. Doch hinter der Lebensversicherung der Bayern braucht sich Werner im Spätherbst 2019 nicht mehr zu verstecken. Zehn Tore in den letzten sechs Ligaspielen, dazu fünf Assists: Das Tor-Ungeheuer Werner hat üppig zugeschlagen.
Top-Werte im Vergleich mit Lewandowski
Dieser Text ist zunächst bei den Kollegen von sport.de erschienen.
Die Stärke des 203-fachen Bundesligaspielers - kein Akteur hat es bisher in Werners Alter auf so viele Einsätze gebracht - wird nicht nur beim Blick auf seine Torquote deutlich. Er steht in fast allen Offensiv-Statistiken vor Lewandowski: Er hat in den vergangenen Wochen mehr Tore geschossen, bringt mehr Pässe an den Mann (75,2 Prozent zu 71,5 Prozent), bereitet mehr Torschüsse vor (25 zu 12) und verliert weniger Bälle (33 zu 44). Der Leipziger geht erfolgreicher aus Dribblings hervor (62,5 Prozent zu 57,1 Prozent), hat im Schnitt mehr Ballkontakte pro Spiel (knapp 44 zu knapp 39) und gehört mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35 Kilometern pro Stunde zu den schnellsten Spielern der Bundesliga. Nur in der Torjägerliste, da steht Lewandowski noch vorne - mit aktuell 18 Treffern.
Nun bleibt halt nur noch der eine Makel: die Null gegen den BVB. Im zehnten Anlauf soll es endlich klappen gegen die Westfalen, die zuletzt mit hochüberlegenen Zu-Null-Siegen gegen Mainz und Düsseldorf vor allem in der Abwehrreihe neues Selbstvertrauen tankten. Im "ZDF-Sportstudio" stellte Werner am letzten Samstag klar, dass seine lange Durststrecke gegen die Schwarz-Gelben am Dienstagabend enden soll.
Quelle: ntv.de