Fußball

Zwischen Traumsolo und Sexismus "Tor des Monats" macht Beverly Ranger zum Star

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Beverly Ranger begeisterte die Fußball-Welt in den 1970er Jahren.

(Foto: imago/Horstmüller)

Mit ihrem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Tor des Monats wird Beverly Ranger 1975 zum Star des Frauenfußballs. Doch mit dem großen Trubel der Vergangenheit will Ranger nichts mehr zu tun haben. Zu ihrem 70. Geburtstag sagt sie: "Ich habe den Fußball hinter mir gelassen."

Beverly Ranger ist nicht aufzuhalten. Mit purer Entschlossenheit zieht die Stürmerin vom Bonner SC an fünf Gegenspielerinnen vorbei, lässt die Torhüterin stehen und schießt ihre Mannschaft aus vollem Lauf zurück ins Rennen um die deutsche Meisterschaft. Mit dem sehenswerten Ausgleichstreffer gegen die SSG Bergisch-Gladbach, der 1975 zum Tor des Monats Juni gewählt wird, schwingt sich die gebürtige Jamaikanerin zum Star des Frauenfußballs auf.

Doch mit dem Trubel der Vergangenheit will Ranger, die am Mittwoch 70 Jahre alt wird, nichts mehr zu tun haben. "Ich habe den Fußball hinter mir gelassen", sagte sie dem Sportinformationsdienst kurz vor ihrem Geburtstag. Selbst ihre Kollegen und Schüler an der Olympic High School in North Carolina, an der Ranger nach ihrem Umzug in die USA 1989 anfing zu arbeiten, wussten lange nichts von ihrer sportlichen Karriere.

Unwürdiger Empfang in der Sportschau

In Deutschland wurde Ranger durch ihr "Tor des Monats" in den 70ern schlagartig einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ihre Popularität brachte der früheren Stürmerin, die mit zwölf Jahren von Jamaika nach England und später nach Deutschland gezogen war, unter anderem einen Sponsoringvertrag mit einem Sportartikelhersteller ein. Es sei ihr gesagt worden, so Ranger im Gespräch mit der Sportschau, dass sie "der erste Star" des Frauenfußballs gewesen sei.

Die Ehrung für ihren Treffer zum 1:1 im Finale der Mittelrhein-Meisterschaft löst bei ihr jedoch keine positiven Gefühle aus. Denn Sportschau-Moderator Ernst Huberty empfing sie damals mit einer Begrüßung, die heute einen gerechtfertigten Aufschrei auslösen würde. "Schön und kaffeebraun sind alle Frauen aus Kingston Town", lautete die Textzeile aus dem 1958 erschienenen Lied von Vico Torriani, die Huberty zitierte. Ranger sei "der lebende Beweis", fügte er hinzu und überreichte der in der jamaikanischen Hauptstadt geborenen Fußballerin die Medaille.

"Das hat mich wirklich umgehauen. Was sollte das?"

"Das hat mich wirklich umgehauen. Was sollte das?", sagte Ranger vor rund zwei Jahren im Sportschau-Interview. "Das war unnötig", sie sei da gewesen, "um über das Tor und den Frauenfußball zu sprechen". Und darauf, dass sie diesem "in Deutschland auf die Beine geholfen" habe, sei sie "sehr stolz".

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Durch den Treffer, mit dem Ranger nach Bärbel Wohlleben die zweite Torschützin des Monats wurde, hatte sie den BSC auch auf Titelkurs gebracht. Das Spiel gegen die SSG Bergisch-Gladbach, mit der Ranger 1977 noch eine Meisterschaft feierte, entschieden die Bonnerinnen für sich, zogen in die Endrunde ein und sicherten sich später im Finale gegen Bayern München den Titel - auch dort traf Ranger.

Heute ist der frühere Fußballstar lieber auf dem Tennisplatz aktiv, gewann im vergangenen Jahr bei den nationalen Meisterschaften der American Tennis Association (ATA) in Orlando unter anderem den Titel im Einzel der über 65-Jährigen. Aus ihrer einst so geliebten Sportart schnappt sie dennoch ab und zu ein paar Nachrichten auf und "manchmal", so Ranger im Gespräch, schaue sie auch die englische Premier League.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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