Chelsea-Coach fordert mehr Hilfe DFB-Profi Leupolz ist Vorbild für Fußball-Mütter
10.03.2023, 05:51 Uhr
Leupolz ist Mutter - und Profifußballerin.
(Foto: picture alliance / empics)
Sie sei nur schwanger und nicht krank, heißt es gern. Bei Fußballerinnen aber würden sich viele eine Gleichstellung wünschen - es geht ums Geld. Es gibt zwar einen FIFA-geregelten Mutterschutz, doch den versuchen selbst Starklubs zu umgehen. Beim FC Chelsea ist DFB-Spielerin Melanie Leupolz eine Vorreiterin.
Nationalspielerin Melanie Leupolz ist zurück in der Startelf des FC Chelsea. Die 28-Jährige spielte beim 3:1-Sieg in der Women's Super League gegen Brighton & Hove Albion erstmals von Beginn an, seit sie im März 2022 ihre Schwangerschaft bekannt gegeben hatte. Für ihre Trainerin Emma Hayes ein Grund, auf die Situation von Spielerinnen, die ein Baby bekommen möchten, hinzuweisen.
"Wenn sich eine Spielerin das Kreuzband reißt, tut man alles, um sie in neun bis zwölf Monaten wieder auf den Platz zu bringen", sagte Hayes bei Sky Sports. "Wir sollten mit einer Frau, die ein Baby bekommt, genau dasselbe tun, aber das tun wir nicht." Sie fügte an: "Ich denke, wir müssen uns ernsthaft fragen, warum das so ist."
Es gibt Mutterschutzregeln der FIFA
Im Januar hatte die frühere Lyon--Spielerin Sara Björk Gunnarsdottir einen bahnbrechenden Prozess um Lohnfortzahlung während ihrer Schwangerschaft gegen Olympique Lyon gewonnen. Die FIFA verurteilte die amtierenden Champions-League-Siegerinnen zur Zahlung des vollen ausstehenden Gehalts der Isländerin zuzüglich Zinsen, es ging um mehr als 82.000 Euro. Die Mittelfeldspielerin, die inzwischen für Juventus Turin spielt, sagte, dass sie während ihrer Schwangerschaft beim französischen Spitzenklub nicht voll unterstützt wurde und stattdessen nur "einen kleinen Prozentsatz von der Sozialversicherung" erhielt.
Die weltweite Spielergewerkschaft FIFPro hatte in diesem Zusammenhang die Fußballvereine an die Rechte der Frauen erinnert. Laut den seit 2020 gültigen FIFA-Regeln können Fußballerinnen mindestens 14 Wochen in Mutterschutz gehen, zudem sind Vertragskündigungen wegen der Schwangerschaft unzulässig. Diese Regeln hatte auch der englische Verband FA, der die Frauen-Liga verwaltet, übernommen. Reading-Kapitänin Emma Mukandi hatte dazu im Januar gesagt, diese Regel müsse von einem Mann geschrieben worden sein. Nur 14 Wochen von der Geburt bis zur Wiederaufnahme der Spielfähigkeit sind wenig Zeit, um sich zu erholen und wieder fit für Profispiele zu werden.
In England gibt es 14 Wochen volles Gehalt
Leupolz hatte im Oktober 2022 ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Im Sommer hatte sie daher die Europameisterschaft verpasst, bei der die DFB-Frauen Vize-Europameisterinnen wurden. Anfang Januar war sie ins Mannschaftstraining der Blues zurückgekehrt, Ende Januar bekam sie erste Einsatzminuten.
Leupolz bekam bei Chelsea mehr als die FIFA-geregelte Unterstützung. Sie erzählte, Hayes habe Chelsea etwa geraten, einen Beckenbodenspezialisten zu engagieren, um ihr bei der Rückkehr zu helfen. "Chelsea hat viel mehr getan, als sie tun mussten, und dafür bin ich ihnen sehr dankbar", sagte Leupolz. "Sie haben immer an mich geglaubt und Emma hat geglaubt, dass ich noch stärker als zuvor zurückkommen würde."
Sie betonte, dass sie die "volle Unterstützung" bekommen habe, was ihr während der Schwangerschaft geholfen habe. Sie hätte so "keine Gedanken daran verschwenden", wie sie alles schaffen solle. Hayes lobte ihren Klub mit Blick auf Leupolz ebenfalls: "Wir sind stolz darauf, in vielerlei Hinsicht führend zu sein, und ich weiß, dass wir mit Melanie das Beste gemacht haben, was wir tun konnten."
Auch Rückkehr ins DFB-Team möglich
Für Leupolz ist klar: "Man muss seine Karriere nicht aufgeben, nur weil man ein Kind bekommt, und mit dem richtigen Netzwerk und der richtigen Unterstützung ist alles möglich." Relevant sei, dass die Spielerinnen während und nach der Schwangerschaft unterstützt würden. Sie hofft, dass sie dabei ein Vorbild auch für andere Klubs sein kann. "Wenn ich positive Erfahrungen mache und sie mit anderen teile, hilft das den Vereinen zu sehen, was möglich ist."
Auch eine Rückkehr in die DFB-Elf ist nicht ausgeschlossen. Das erste Spiel des Jahres kam für Leupolz aber noch zu früh. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat ihr aber versprochen, im März bei einem Spiel in England live dabei zu sein. Vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) stehen für das DFB-Team unter anderem im April zwei Partien gegen die Niederlande sowie gegen Brasilien an.
Eine Mutter gibt es bereits im DFB-Team: Torhüterin Almuth Schult. Sie war nach der Geburt ihrer Zwillinge ins Team zurückgekehrt, hatte ihren Stammplatz aber an Merle Frohms verloren. Derzeit ist sie erneut schwanger und pausiert daher.
Quelle: ntv.de, ara