Im CL-Finale zur Unsterblichkeit Turbine will den großen Coup
20.05.2010, 15:51 UhrErst Geschichte schreiben, dann den Bayern zujubeln - mit Glücksbringer Theo Zwanziger auf der Tribüne und vielen Bayern-München-Trikots im Gepäck träumt Turbine Potsdam vom perfekten Wochenende in Madrid. Gegner im ersten Champions-League-Finale überhaupt ist Olympique Lyon.
Die Turbinen lenkten sich erstmal mit einem Basketball-Spielchen in der Sonne ab, die Verantwortlichen reservierten schon mal ein Lokal für die mögliche Siegesfeier: Die Fußball-Frauen von Turbine Potsdam wollen Geschichte schreiben. Im ersten Champions-League-Finale gegen Frankreichs Meister Olympique Lyon wollen sie sich im Madrider Vorort Getafe ab 20.30 Uhr den Pott sichern. "Der Pokal wird zum ersten Mal vergeben. Da kannst du dich als Mannschaft unsterblich machen", meinte Trainer Bernd Schröder, der für das Spiel des Jahres alle Stars an Bord hat.
Natürlich weiß Schröder um die verlockende Siegprämie von 300.000 Euro, mehr geht es ihm aber um das Image: "Wir wollen für den Frauen-Fußball werben und können mit einem gelungenen Endspiel Weichen für die Zukunft stellen", sagte der 67-Jährige. "Vor der Saison haben wir versprochen, dass wir nach Madrid fahren. Nachdem wir das geschafft haben, wollen wir natürlich auch das Endspiel gewinnen", bestätigte Schröder nach der Ankunft in der spanischen Hauptstadt: "Ein Sieg würde uns alles bedeuten. Da brechen in Potsdam alle Dämme." Seinem Team wird auf jeden Fall die Ehre zuteil, auch zwei Tage später beim Finale der Männer im Bernabeu- Stadion zwischen dem FC Bayern und Inter Mailand dabei zu sein.
Gegner macht Potsdam keine Angst

Trainer Bernd Schröder erwartet von seinen Spielerinnen eine gute Leistung: "Wir haben die gottverdammte Pflicht, guten Fußball zu spielen."
(Foto: dpa)
Vor dem dreifachen französischen Meister Olympique ist dem "Mr. Frauen-Fußball" aus Potsdam nicht Bange, schließlich ist er fast 40 Jahre im Geschäft. "Ich kenne den Großteil der Spielerinnen von Lyon sehr gut. Wir besitzen ausreichend Bildmaterial. Ich habe mir mehrfach die Halbfinal-Partie von Olympique in Umea angeguckt, Sequenzen herausgezogen. Es gab nichts Überraschendes. Die Chancen im Finale stehen sicher 50:50, vielleicht auch 60:40 für uns. Aber das ist auch eine Frage der Tagesform", sagte Schröder, der mit Turbine im Jahr 2005 schon einmal den Uefa-Pokal, bei den Frauen der Vorgänger des Champions-League-Titels, holte.
Bei strahlendem Sonnenschein ließen es die Damen aus Brandenburg zunächst etwas ruhiger angehen und spielten ein wenig Basketball. Am Mittwochabend stand dann das Abschlusstraining im Stadion von Getafe auf dem Programm. Bei der Aufstellung war nur noch fraglich, wer im Tor stehen soll. Erst kurz vor Spielbeginn will sich Trainer-Fuchs Schröder entscheiden, ob er Desirée Schumann oder Anna Felicitas Sarholz, die im Halbfinale gegen den DFB-Pokalsieger FCR Duisburg drei Elfmeter hielt, die Endspiel-Chance einräumt.
Karten regelrecht verramscht

So günstig wie in Getafe waren Karten für ein Champions-League-Endspiel noch nie zu haben.
(Foto: dpa)
Obwohl Turbine im Coliseum Alfonso Perez des Madrider Vorortklubs FC Getafe nur auf der kleinen Bühne spielt, ist die Euphorie nicht zu bremsen. "Wenn man schon alleine das Wort hört, ist es etwas anderes als vorher. Wir haben auch schon mit den offiziellen Champions-League-Bällen trainiert, das ist schon ein tolles Gefühl", meinte Jennifer Zietz.
Fraglich ist jedoch, ob das 17.000 Zuschauer fassende Stadion auch nur annähernd voll wird. Eintrittskarten wurden geradezu verschleudert. Die besten Plätze auf Höhe der Mittelinie wurden für fünf Euro verramscht, hinter den Toren gab es Plätze für drei Euro. "Nicht alles, was billig ist, ist auch schlecht", sagte Schröder in einem Anflug von Galgenhumor: "Wir wollen vorlegen, und dann gehen wir zum Bayern-Spiel und drücken die Daumen."
Quelle: ntv.de, dpa/sid