Fußball

Andrich wütet, Fans spotten Unseriöses Bayer Leverkusen klagt sich nach Fast-Blamage selbst an

Bayer Leverkusen zeigte keine Leistung, auf die man stolz sein kann.

Bayer Leverkusen zeigte keine Leistung, auf die man stolz sein kann.

(Foto: dpa)

Bayer Leverkusen holt sich im DFB-Pokal bei Carl Zeiss Jena anderthalb blaue Augen ab. Jonas Hofmanns Treffer reicht aber zum Weiterkommen. Dabei wollen es die Leverkusener nicht belassen. Robert Andrich kündigt an, diese Leistung nochmal aufzuarbeiten.

Hamza Muqaj ist gerade einmal 18 Jahre alt. Im Profifußball hat er noch keine Spuren hinterlassen. An diesem Mittwochabend hätte sich das schlagartig ändern können. Hamza Muqaj hätte mindestens vorübergehend zum Helden werden können. In der Nachspielzeit des Pokalspiels zwischen seinem Carl-Zeiss Jena und dem Giganten Bayer 04 Leverkusen rutschte der Ball zu ihm durch. Doch aus kürzester Distanz drückte er über statt ins Tor. Es fehlte nur ein My zur Sensation. Die wäre es gewesen. Jena hätte ausgeglichen. Aber so rettete Bayer den 1:0-Sieg in der ersten Runde des DFB-Pokals über die Zeit. Und haderte hernach mit sich.

"Wir wissen, dass es nicht gut genug von uns heute war. Am Ende sind wir froh, dass wir weitergekommen sind", sagte Nationalspieler Robert Andrich bei Sky: "Danach müssen wir darüber sprechen, was wir hier 90 Minuten gespielt haben. Das reicht auch gegen einen Regionalligisten nicht." Auch Xabi Alonso war alles andere als happy. Fast schon ein wenig entschuldigend hob er nach dem Sieg die Hände. Selten unter seiner Regie war Bayer so nah an einer Blamage gewesen. Verhindert hatte sie Jonas Hofmann per Kopf wenige Minuten nach der Pause.

"Das sollte ein Warnschuss sein"

Robert Andrich war nach der Fast-Blamage richtig angefressen.

Robert Andrich war nach der Fast-Blamage richtig angefressen.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Andrich redete sich noch so richtig in Rage: "Wir haben nicht das gemacht, was uns immer stark gemacht hat. Wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht. Damit bringst du die Kulisse zum Kochen und hast selbst nicht diese Ruhe im Spiel." Andrichs knallharte Ansage: "Wenn wir das gemacht haben, sah es okay aus, aber das haben wir von 90 Minuten vielleicht 10 gemacht. Das ist definitiv zu wenig. Das Wichtigste war heute, dass man es seriös angeht - und das haben wir nicht gemacht. Das müssen wir ansprechen." Auch Matchwinner Hofmann war nach der Leistung alarmiert: "Das sollte ein Warnschuss sein", sagte er mit Blick auf das Topspiel in der Bundesliga gegen RB Leipzig am Samstag. "Das sollte uns Spielern allen irgendwie zeigen, dass das zu wenig war von uns allen. Als Mannschaft müssen wir das einfach besser machen."

Noch läuft der Bayer-Motor nicht so flüssig wie in der vergangenen Saison, in der es nur eine Niederlage gab. Atalanta Bergamo verhinderte mit einem Sieg im Finale der Europa League das kleine Triple für die Werkself. Aber auch das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal war eine emotionale Krönung der besten Saison in der Vereinsgeschichte gewesen. Doch trotz kaum nennenswerter Abgänge und ambitionierter Verpflichtungen ist Leverkusen noch nicht so richtig in die Gänge gekommen. Im Supercup brauchte es einen mitreißenden Kraftakt, um den VfB Stuttgart niederzuringen. Und in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach halfen höchst umstrittene VAR-Entscheidungen tüchtig mit. Dieses Mal das Pech der Anderen.

Bayer baut die Abwehr mit zwei Transfers um

Nun weiß niemand was passiert wäre, hätte Muqaj getroffen. Womöglich hätten die Last-Minuten-Riesen vom Rhein wieder einmal eine passende Antwort gefunden. Den ganz späten Knockout haben die Leverkusener zu ihrer absoluten Spezialdisziplin gemacht. Womöglich wäre das Spiel in die Verlängerung gegangen. Womöglich hätte der Doublesieger dann seine Überlegenheit auf den Platz gebracht. Vielleicht wäre auch die noch größere Sensation passiert, ein Sieg des Außenseiters. Niemand weiß es. Aber was Bayer weiß: Es braucht schon sehr bald wieder bessere Leistungen, um die großen Ambitionen in dieser Saison mit Leben zu füllen.

"Jena hat es gut gemacht und gut verteidigt. Wir sind nicht so in ein flüssiges und druckvolles Spiel gekommen", sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes im ZDF. "Wir haben nicht so die Dominanz ausüben können." An der mächtigen Rotation, Alonso hatte seine erste Elf im Vergleich zum 3:2 bei Borussia Mönchengladbach beim Liga-Auftakt auf sieben Positionen verändert, wollte Rolfes den enttäuschenden Auftritt aber nicht festmachen: "Wir haben einen guten Kader und alle haben die Berechtigung zu spielen." In Alejandro Grimaldo, Chef Granit Xhaka, Florian Wirtz und Jeremie Frimpong saßen vier Säulen auf der Bank. Ohne sie, so scheint es, geht es (noch) nicht.

Am Kader hatte sich dann am Pokalabend auch noch ein bisschen was verändert: Defensivspieler Nordi Mukiele, noch bekannt aus seiner Zeit bei RB Leipzig, wird von Paris Saint-Germain bis zum Ende der laufenden Saison ausgeliehen. Dafür geht Innenverteidiger Odilon Kossounou für ein Jahr auf Leihbasis zum italienischen Erstligisten Atalanta Bergamo. Danach besitzt der Europa-League-Sieger eine Kaufoption.

"Das ist typisch Pokal"

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Doch mehr Sorgen als die Abwehr bereitete in Jena die Offensive. Da klickte es nämlich nicht. Sturmhüne Patrick Schick schoss in der ersten Halbzeit ans Außennetz, Amine Adil traf den Pfosten. Aber vielmehr war nicht. Der Tabellenführer der Regionalliga Ost verteidigte vor 15.000 begeisterten Zuschauern clever und versteckte sich nicht. Stürmer Cemal Sezer ließ eine Riesenchance ungenutzt, als er wenige Meter vor dem Tor über den Ball trat. Aber die Szene wäre vermutlich Abseits gewesen. Ein Tor wäre übrigens eine geschichtsträchtige Premiere der Thüringer gewesen, das gelang in den zwei bisherigen Pokal-Duellen mit der Werkself nämlich nicht.

Alonso missfiel, was er sah. Und er reagierte. Alejandro Grimaldo kam. Und der hochbegabte Spanier machte direkt den Unterschied. Seine Flanke landete perfekt und butterweich auf dem Kopf von Hofmann - 0:1. Aber das Spiel kippte nun nicht, wie man das hätte erwarten können. Jena ließ sich den Mut nicht nehmen. Warum auch? Was hatte der Tabellenführer der Regionalliga Ost zu verlieren? Nichts? Nichts! Kay Seidemann (65.) hatte eine große Chance, Nils Butzen (77.) die nächste. Und dann scheiterte eben noch Muqaj. Schon während des Spiels hatte Bayer reichlich Häme erdulden müssen: "Und ihr wollt deutscher Meister sein?", sangen die Jena-Fans. Alonso kommentierte trocken: "Das ist typisch Pokal. Jena hat es gut gemacht, bis zur letzten Minute gekämpft.

Quelle: ntv.de, tno

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