Fußball

Kein Ultimatum, aber ultimativer Druck Van Gaal braucht Bayern-Siege

Beim FC Bayern rumort es zwischen Trainer und Vereinsführung. Kurz vor der Jahreshauptversammlung wäre ein Heimsieg gegen Frankfurt ein willkommenes Beruhigungsmittel, denn Vereinsboss Rummenigge will van Gaal an dessen Ziel von zehn Punkten bis zur Winterpause messen. Der nennt die bisherige Saison "phanastisch".

Louis van Gaal ist in München nicht mehr unumstritten.

Louis van Gaal ist in München nicht mehr unumstritten.

(Foto: dpa)

Die Beziehung zwischen Trainer Louis van Gaal und der Bayern-Vereinsspitze ist wieder einmal höchst angespannt, eine Erfolgsserie könnte sie kitten. Zehn Punkte aus den letzten vier Hinrunden-Spielen in der Liga sind die Vorgabe. Auch mit Blick auf die anstehende Jahreshauptversammlung am Dienstag hilft deshalb nur ein Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/n-tv.de Liveticker).

"Klar ist, dass man mit 14 Punkten Rückstand auf Dortmund momentan nicht von der Meisterschaft zu reden braucht. Wir müssen uns aber für die Champions League qualifizieren", sagt Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger. Sollte die Vereinsspitze dieses Ziel in Gefahr sehen, könnte van Gaal auch sein erst im September bis 2012 verlängerter Vertrag nichts mehr helfen. Die Beispiele von Otto Rehhagel, Felix Magath oder zuletzt Jürgen Klinsmann lassen grüßen - auch wenn Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge via "Bild" verkündete: "Van Gaal wackelt überhaupt nicht." Auch dann nicht, wenn er die angekündigten 10 Punkte bis Weihnachten nicht holt: "Es gibt definitiv kein Ultimatum."

Einsamer Einzelgänger?

Die Außendarstellung des FC Bayern war zuletzt nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kommunikation zwischen Chefetage und Coach suboptimal.

Die Außendarstellung des FC Bayern war zuletzt nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kommunikation zwischen Chefetage und Coach suboptimal.

(Foto: dpa)

Das klingt nach Entspannungspolitik, die auch nötig ist. Zuletzt waren die Giftpfeile zwischen der Vereinsspitze und dem knorrigen niederländischen Coach nur so hin- und hergeflogen, und selbst der "Kicker" titelte besorgt: "Es wird einsam um den Einzelgänger". Nach der Generalkritik von Präsident Hoeneß am vermeintlich beratungsresistenten Trainer ("Keine One-Man-Show") hatte Karl-Heinz Rummenigge erklärt, dass van Gaal "keinen Einfluss" auf die Personalie Bastian Schweinsteiger habe. Der Coach revanchierte sich, indem er sich am Rande des 2:3 beim AS Rom jede Einmischung des Vorstandsbosses in die Aufstellung verbat.

Rummenigge schließlich erinnerte van Gaal beim Champions-League-Bankett leicht süffisant an sein Punkteziel bis zur Winterpause: "Letzte Woche hast du, Louis, gesagt, dein Ziel in der Liga sind 30 Punkte. Vier Spiele, zehn Punkte, das ist nicht wenig." Zumal neben dem vermeintlich leichten Spiel gegen den derzeit einen Rang besser postierten Tabellennachbarn Frankfurt bei Schalke 04 und dem VfB Stuttgart noch schwere Auswärtsspiele auf den auf Rang acht abgestürzten Rekordmeister warten. Zumal es die Bayern in dieser Saison noch nicht geschafft haben, zwei Ligaspiele in Folge zu gewinnen.

Keine exklusiven Erfolge

"Wenn in einem Verein die Vorstandsebene und die Trainerebene nicht an einem Strang ziehen, dann ist das äußerst kontraproduktiv. Das gilt es ins Lot zu bringen. Wie auch immer", sagte Bayern-Ikone Oliver Kahn der "Abendzeitung". Mit Blick auf den nicht einfachen Charakter von van Gaal meinte der Titan, dass viele Dinge halt nur im Erfolg akzeptiert würden: "Wenn es nicht mehr optimal läuft, werden bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr toleriert." In der "tz" sagte Kahn, van Gaal bewege sich häufig an der Grenze: "Ist das noch lustig? Meint er das ernst? Das ist eben schwierig. Man darf ja nicht vergessen: Bei Bayern gab es immer große Trainer, die Erfolg hatten und Titel geholt haben. Das hat er nicht exklusiv."

Alles im Lot? "Es ist doch phantastisch, was wir geleistet haben", findet Louis van Gaal.

Alles im Lot? "Es ist doch phantastisch, was wir geleistet haben", findet Louis van Gaal.

(Foto: REUTERS)

Van Gaal ficht die Fehde mit dem Vorstand nach eigenen Angaben nicht an, er habe noch immer Spaß an der Arbeit in München: "Es ist doch phantastisch, was wir geleistet haben. Wir haben den Supercup gewonnen, sind in der Champion-League weiter, im DFB-Pokal in der dritten Runde und nur fünf oder sieben Punkte von Platz zwei oder drei entfernt." Die Mannschaft habe ähnlich viele Punkte wie zu diesem Zeitpunkt im letzten Jahr, als man später mit fünf Punkten Vorsprung Meister geworden sei, spiele aber einen viel besseren Fußball: "Der Unterschied ist nur, dass Dortmund weiter weggelaufen ist als damals Leverkusen." Der Jahreshauptversammlung am Dienstag sieht er dennoch gelassen entgegen: "Ich denke, sie werden uns zujubeln."

Personalsituation entspannt sich

Zudem betonte er, erst am Donnerstag "ein sehr gutes Gespräch mit dem Vorstand" gehabt zu haben, was Rummenigge in der "Bild" bestätigte. Der nächste Streitpunkt deutet sich aber schon in der Torwartfrage an, wo die Vereinsspitze seit längerer Zeit mit einer Verpflichtung von Nationaltorwart Manuel Neuer von Schalke 04 liebäugelt. Van Gaal spricht sich dagegen für Eigengewächs Thomas Kraft aus. Gegen Frankfurt wird jedoch Routinier Jörg Butt wieder im Tor stehen, und im Mittelfeld soll Superstar Franck Ribery für die kreativen Momente sorgen. Der hatte übrigens kürzlich ganz offen die mangelnde Kommunikation mit dem Trainer kritisiert - obwohl der die Kommunikation mit den Spielern als seine beste Eigenschaft bezeichnet.

Zuversichtlich kann van Gaal indes stimmen, dass der in Rom gesperrte Bastian Schweinsteiger in die Startelf zurückkehrt. Auch Kapitän Mark van Bommel hat sich nach seiner Knieverletzung fitgemeldet. Eintracht-Coach Michael Skibbe dagegen muss die halbe Abwehr umbauen, da Maik Franz und Georgios Tzavellas wegen Gelb-Sperren pausieren müssen. Das könnte Mario Gomez zugutekommen, der seine tolle Torserie fortsetzen möchte. Das Torjäger-Duell Gomez (8 Ligatore) gegen Theofanis Gekas (11) könnte sogar spielentscheidend sein.

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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