Fußball

Keine Siege, keine Argumente Veh vor dem Aus

Als die Reservisten trainieren, bleibt Coach Armin Veh in der Kabine. Eigentlich kein ungewöhnlicher Vorgang beim deutschen Fußball-Meister VfL Wolfsburg. Doch nach der Negativserie der vergangenen Wochen und der 2:3-Pleite gegen den 1. FC Köln, brodelte bei eisigen Temperaturen die Gerüchteküche. Vehs Abgang scheint besiegelt.

Nach dem Managerposten muss Armin Veh wohl auch den Platz auf der Trainerbank bald räumen.

Nach dem Managerposten muss Armin Veh wohl auch den Platz auf der Trainerbank bald räumen.

(Foto: dpa)

Offiziell ist die Zukunft von Armin Veh als Trainer des deutschen Fußballmeisters VfL Wolfsburg weiterhin offen. Aktuell tagt der Vorstand des VfL-Eigentümers Volkswagen. Ob dabei auch über Veh gesprochen wird, wollte der Club nicht sagen. VfL-Manager Dieter Hoeneß sei aber beständig in Gesprächen mit allen Verantwortlichen, sagte ein Sprecher.

Inoffiziell heißt das: Die Fußballehe zwischen dem VfL und Armin Veh wird wohl geschieden. Zu erdrückend ist die Faktenlage. Ganz den Gesetzen des Geschäfts gehorchend, vermied Manager Dieter Hoeneß schon am Sonntag nach der 2:3-Heimniederlage gegen Abstiegskandidat 1. FC Köln klare Bekenntnisse zum Trainer.

Die Problemanalyse klingt schlüssig: "Es ist ja nicht so, dass die Spieler es nicht können. Es ist ein Problem der Psyche." Eine Problemlösung hat Veh nicht gefunden.

Die Problemanalyse klingt schlüssig: "Es ist ja nicht so, dass die Spieler es nicht können. Es ist ein Problem der Psyche." Eine Problemlösung hat Veh nicht gefunden.

(Foto: dpa)

"Es bringt jetzt nichts, große Bekenntnisse abzugeben, die man dann möglicherweise revidieren muss", meinte der neue Geschäftsführer, der erst seit dem 15. Januar im Amt ist und gleich vor seiner ersten großen Entscheidung steht: "Es ist auch für mich keine einfache Situation. Es bringt jetzt nichts, in Aktionismus zu verfallen und sich die Entscheidung von außen aufdrängen zu lassen."

Ein Problem der Psyche

Doch die Probleme sind zum größten Teil hausgemacht. Seit Wochen versucht Veh vergeblich, dem seit neun Pflichtspielen sieglosen Titelverteidiger zu mehr Stabilität in der Abwehr zu verhelfen. Dass ihm dieses Vorhaben nicht gelingen will, wurde gegen die Kölner einmal mehr deutlich. "Es ist nicht normal, dass man in dieser Häufigkeit, derart banale Gegentore bekommt. Ich bin seit 19 Jahren Trainer und habe schon schwächere Mannschaften trainiert. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt", meinte Veh und haderte mit seiner Hintermannschaft.

"Es ist ja nicht so, dass die Spieler es nicht können. Es ist ein Problem der Psyche. Die Mannschaft ist verunsichert", gab der Coach zu: "Wir brauchen einfach ein Erfolgserlebnis. Je länger dieses auf sich warten lässt, desto schwieriger wird es." Veh wirkte bei seinen Ausführungen fast ein wenig ratlos.

Unter Veh kommt der Meister nicht mehr auf die Beine. Sinnbildlich dafür ist der Niedergang von Grafite, der vom Torjäger zum Chancentod mutiert ist.

Unter Veh kommt der Meister nicht mehr auf die Beine. Sinnbildlich dafür ist der Niedergang von Grafite, der vom Torjäger zum Chancentod mutiert ist.

(Foto: dpa)

Eine klare Handschrift ist auch acht Monate nach seiner Amtsübernahme nicht zu erkennen. Der Rückstand auf den angestrebten Europapokalplatz beträgt zehn Punkte. Schon 38 Gegentore tun ihr Übriges. Nur Schlusslicht Hertha BSC Berlin ist in dieser Kategorie noch schlechter. Fast folgerichtig schallten gegen Köln bereits nach 20 Minuten die ersten "Armin raus"-Rufe aus dem Wolfsburger Fanblock.

Neuzugänge bislang gefloppt

Als Nachfolger des zu Schalke 04 abgewanderten Meistermachers Felix Magath war Veh bei seinem Dienstantritt mit aller Macht im sportlichen Bereich ausgestattet worden. Gewinnbringend nutzen konnte der Coach diese Befugnisse nicht. Die für insgesamt rund 20 Millionen Euro verpflichteten Zugänge Thomas Kahlenberg, Karim Ziani und Obafemi Martins erwiesen sich bisher auch aufgrund von Verletzungen allesamt als Flops.

Also bekam der Coach zu Jahresbeginn Hoeneß vor die Nase gesetzt. Veh, der nach den ausbleibenden Erfolgen und dem Aus in der Champions League ohnehin schon in der Kritik stand, wurde aller gegenteiliger Aussagen zum Trotz weiter geschwächt. Wesentliche Teile der Mannschaft scheinen zwar weiter hinter dem Trainer zu stehen, doch dessen Personalentscheidungen wirkten nicht immer glücklich. Gerade die häufige Umbesetzung der Innenverteidigung dürfte die Sicherheit nicht erhöht haben. Dass Veh zuletzt die Zügel im Training anzog, schien schon fast wie ein letzter Versuch.

Schuster im Gespräch

Bernd Schuster ist seit seinem vorzeitig gescheiterten Engagement bei Real Madrid auf dem Trainermarkt.

Bernd Schuster ist seit seinem vorzeitig gescheiterten Engagement bei Real Madrid auf dem Trainermarkt.

(Foto: AP)

Als Nachfolger des ehemaligen Stuttgarter Meistercoaches wird im Wolfsburger Umfeld bereits Bernd Schuster (derzeit vereinslos) gehandelt. Der von den Niedersachsen angeblich ebenfalls als Kandidat ins Auge gefasste Huub Stevens (Red Bull Salzburg) sagte ab. "Diese Saison stehe ich nicht zur Verfügung, so einfach ist das. Ich habe einen Vertrag unterschrieben und dazu stehe ich, was danach geschieht muss man sehen. Ich habe von Wolfsburg nichts gehört", erklärte der Niederländer gegenüber Sport1.

"Man muss immer wieder neue Impulse setzen", meinte Veh nach der Niederlage gegen die Kölner. Sollten Hoeneß und der alleinige VfL-Gesellschafter Volkswagen dies ähnlich sehen, könnte es dem Trainer zum Verhängnis werden.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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