Das Ende der Stuttgarter Apathie VfB kuriert sich mit Tor-Therapie
19.09.2010, 11:59 Uhr
Endstand zwischen famosen Stuttgartern und desolaten Gladbachern.
(Foto: dapd)
Null Punkte, zwei Tore, Platz 18 - die Bilanz der ersten drei Spieltage sorgte für Grausen beim VfB Stuttgart. Dann kam erst das lockere 3:0 in der Europa League und anschließend auch noch Borussia Mönchengladbach als willenloser Liga-Aufbaugegner nach Stuttgart. Dort will man nun durchstarten, aber nicht abheben.
Krise? Welche Krise? Nach dem 7:0 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach tanzten einige Spieler des VfB Stuttgart wie kleine Kinder vor ihrer Fankurve herum. Und die Anhänger sangen dazu: "Der VfB ist wieder da." Die Stuttgarter haben es in weniger als zwei Tagen geschafft, den Fehlstart in die Saison erst einmal vergessen zu machen. Nur 41 Stunden nach dem Europa-League-Erfolg gegen Bern (3:0) schossen sie auch noch die völlig indisponierte Borussia ab. "Das war eine unglaubliche Leistung", meinte Sportdirektor Fredi Bobic. Dazu steht der erste "Dreier" des neuen Ligajahrs nun neben vier weiteren 7:0 als höchster VfB-Sieg der Bundesliga-Geschichte in der Statistik.
"Wir hatten in den vergangenen Jahren immer schwierige Phasen, aber wir haben immer gezeigt, dass wir eine Mannschaft mit Charakter haben", schwärmte Kapitän Matthieu Delpierre. Für ihn hatte das Spiel noch eine ganz besondere persönliche Note: Zunächst feierte er nach viermonatiger Verletzungspause sein Comeback, dann zählte er (72. Minute) zusammen mit Pawel Pogrebnjak (2./54./60.), Georg Niedermeier (21.), Zdravko Kuzmanovic (64.) und Ciprian Marica (80.) zu den Torschützen. Der Franzose verhalf seinem Team zu lange vermisster Stabilität, aber noch viel mehr war dieses 7:0 ein Lehrbeispiel dafür, dass der Kopf im Fußball mitunter wichtiger ist als die Beine.
Forsch, bissig, treffsicher
Der Sieg gegen Bern verwandelte eine zaghafte, apathische Mannschaft in ein forsches, extrem bissiges Team, das die Gladbacher von der ersten Sekunde an überrannte. "Das letzte Spiel hat viel für unser Selbstvertrauen getan", erklärte Bobic. Auch Trainer Christian Gross freute sich über die "Entschlossenheit und den absoluten Siegeswillen" des VfB. Dass der am Samstag auf einen Gegner traf, der wirklich alles mit sich machen ließ, tat sein Übriges. "Das war ein peinlicher Auftritt. Wir müssen uns bei den mitgereisten Zuschauern entschuldigen. Das war lächerlich", fand Gäste-Trainer Michael Frontzeck drastische Worte für eine drastisch schlechte Vorstellung.
Gladbach dient dem VfB aber auch als Warnung, dass Schützenfeste dieser Art nicht nur eine Befreiung sein können. Vor drei Wochen gewann die Borussia mit 6:3 in Leverkusen. "Das ist im Nachhinein Gift gewesen. Jeder war danach im Training weniger konzentriert, dann kommen so Spiele wie gegen Frankfurt und heute raus", sagte Sportdirektor Max Eberl. Das Debakel in Stuttgart war bereits das zweite binnen acht Tagen, und das einzig Positive, was Trainer Frontzeck danach erkennen konnte, war, "dass in drei Tagen schon das nächste Spiel gegen St. Pauli ist. Da ist eine Reaktion gefragt".
Konkurrenz belebt das Geschäft
Sein Kollege Gross hat nach eigenen Angaben keine Angst davor, dass der VfB nun abhebt. "Die Liga ist sehr ausgeglichen", sagte er. "Das ist mir und den Spielern bewusst. Nürnberg wird am Mittwoch wieder ein sehr intensives Spiel." Die Stuttgarter haben zwar noch immer keine richtig eingespielte Mannschaft, dafür jetzt aber einen harten internen Konkurrenzkampf. Gegen Mönchengladbach schauten Serdar Tasci (Adduktoren-Probleme), Cristian Molinaro und Timo Gebhart nur zu. Sie sollen nun dafür sorgen, dass sich niemand auf diesem Aufschwung ausruht. Nicht einmal nach einem 7:0.
Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, dpa