
Uli Hoeneß hat mal wieder Klartext gesprochen.
(Foto: picture alliance / Sportfoto Zink / Wolfgang Zink)
Zwei Wochen ist es her, dass Uli Hoeneß mit einem markigen Spruch anmahnte, dass der FC Bayern Spieler verkaufen müsse, damit weitere neue kommen können. Doch wer damals glaubte, dass Hoeneß mit seinem "Gelenkbus"-Spruch nur Spaß machte, könnte sich irren.
"Ich wurde schon ermahnt, jetzt mal aufzuhören", zitierte der "Kicker" Anfang 2010 den damaligen Trainer und Manager in Personalunion, Felix Magath, auf Schalke. Damals erwarb Magath Spieler auf dem Transfermarkt in einer Hülle und Fülle, dass nicht nur kritische Medienbeobachter, sondern auch viele Fans der Königsblauen ungläubig und staunend mit den Augen rollten. Erst kurz zuvor hatte Magath erzählt, dass er sich einen Freibrief vom Chef geholt habe, um noch einmal tüchtig aktiv werden zu können: "Ich habe an Neujahr mit Clemens Tönnies telefoniert, und er hat mir ein wenig Geld für Zugänge zur Verfügung gestellt."
Mit dem Geld zog Magath dann auch tatsächlich los und verpflichtete innerhalb weniger Tage einige weitere Spieler - ganze sechs an der Zahl: Alexander Baumjohann, Edu, Besart Ibraimi, Peer Kluge, Bogdan Müller und Tore Reginiussen. Den einen oder anderen Namen haben geschichtsbewusste Fußballfans schon einmal gehört, die meisten dieser Akteure sollten allerdings im Anschluss auch auf Schalke eher in der schnellen Versenkung verschwinden. Magath kämpfte - wenig überraschend - damals mit einem aufgeblähten königsblauen Kader. Knapp 40 Spieler tummelten sich zu Hochzeiten mit einem Profivertrag ausgestattet auf dem Schalker Rasen.
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Viel zu viele, wie selbst Magath meinte, doch es gab ein Problem: So gerne andere Klubs auch einen der Spieler wie Gerald Asamoah oder Albert Streit verpflichtet hätten - es war aufgrund der hoch dotierten Verträge fast unmöglich. Denn keiner wollte verständlicherweise bei einem Vereinswechsel auf viel Geld verzichten. Und so hielt sich das tatsächliche Interesse anderer Klubs - obwohl man den Spielern öffentlich einen Transfer deutlich und unmissverständlich nahelegte - am Ende auch in Grenzen. Wer sich bei diesen Schilderungen möglicherweise an die aktuellen Verhältnisse bei einem deutschen Spitzenklub erinnert fühlt - das ist nur rein zufällig so.
Kleines, improvisiertes Interview mit Sprengkraft
Vor knapp zwei Wochen hat Uli Hoeneß mal wieder gesprochen. Auf der 75-Jahr-Feier des SV Seligenporten in der Oberpfalz hatte das Urgestein des FC Bayern wie schon so oft aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht und offen und frei heraus über seinen Verein geredet. Ein kleines, improvisiertes Interview mit Sprengkraft. Denn wieder einmal hatte das Aufsichtsratsmitglied des FC Bayern Dinge öffentlich gemacht und direkt angesprochen, die vermutlich so erst einmal besser hinter verschlossenen Türen geblieben wären.
Besonders eine Sache, die Uli Hoeneß thematisierte, wird den sportlich Verantwortlichen - trotz aller Beschwichtigungen von Eberl im Nachhinein - dabei sicherlich nicht gefallen haben: "Wir haben jetzt drei zusätzliche Spieler, die insgesamt 125 Millionen kosten. 125 Millionen! Und wenn jetzt theoretisch gar keiner weggeht, dann haben wir drei Spieler mehr, dann können wir demnächst mit einem Gelenkbus zu den Spielen fahren." Und tatsächlich enthielt insbesondere der letzte Satz ein Wort, das medial anschließend für Schlagzeilen sorgen sollte. Der jetzt schon legendäre "Gelenkbus".
Doch anders, als einige Medienvertreter vermuteten, ist dies kein "völlig neues Wort" im Fußball - wenigstens nicht für Uli Hoeneß. Denn der ehemalige, allmächtige Bayern-Manager stichelte schon im Jahr 2018 in Richtung der BVB-Vereinsführung: "Sie haben jetzt eine ganze Menge Berater. Demnächst müssen sie mit einem Gelenkbus fahren, wenn alle mitfahren wollen. Ich hoffe, dass das gut geht." Doch viel interessanter ist, woher beziehungsweise von wem Uli Hoeneß das Wort in seinen Sprachschatz übernommen hat.
"Da entlasse ich Sie lieber!"
Im Oktober 2012 erschien das Buch "Fußballgipfel" von Manni Breuckmann. Damals hatte der frühere WDR-Kommentator gemeinsam mit Harald Schmidt, Claudia Roth und eben Uli Hoeneß viele Stunden lang über die schönste Nebensache der Welt geredet. Und an einer Stelle erzählte an diesem Tag der frühere Bayern-Boss eine wunderbare Anekdote: "Noch eine Bemerkung zu Magath. Als der Clemens Tönnies ihn in Schalke entlassen hat, sagte er zu ihm: Wenn Sie so weitermachen mit ihrem Kader mit 45 Mann, dann brauchen wir für die Mannschaft einen Gelenkbus. Da entlasse ich Sie lieber!"
Da ist er wieder, der berühmte "Gelenkbus". Und auch wenn die Situation aktuell beim FC Bayern München natürlich nicht mit den Verhältnissen auf Schalke im Jahr 2010 zu vergleichen ist und Uli Hoeneß selbstverständlich Sätze über Max Eberl und Christian Freund ("Sie haben einen großen Vertrauensvorsprung von uns") äußert, die zeigen sollen, dass die Lage unter Kontrolle ist und mit Augenmaß ("Wir haben beim FC Bayern keinen Geldscheißer") behandelt wird, sollte genau dieses eine Wort an dieser Stelle nicht unterschätzt werden.
Gerade auch dann nicht, wenn man die emotionale Seite des Uli Hoeneß kennt - und ehrlich mit den aktuellen Problemen umgeht. Denn auch für den FC Bayern tickt die Uhr jeden Tag gefühlt immer ein Stück schneller. Und auch wenn man sich an der Säbener Straße eine ganze Kolonne von Gelenkbussen leisten könnte - am Ende wird man das Geld sicherlich lieber in Spieler investieren. Schon alleine deshalb, um Uli Hoeneß nicht in eine ähnliche Lage zu bringen, wie vor vielen Jahren einen Clemens Tönnies bei Felix Magath.
Quelle: ntv.de